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Papst besucht Ungarn

Wer in der vergangenen Woche dem Erlöser nahe sein wollte, konnte das am besten in Budapest. Jedenfalls stand auf hunderten Plakaten, Bannern und Fahnen in Ungarns Hauptstadt zu lesen: „Találkozz Jézussal Budapesten“ (Treffe Jesus in Budapest). Anlass war der 52. Eucharistische Weltkongress vom 5. bis zum 12. September, den die Regierung in Budapest nach Kräften unterstützt hat. Die von Papst Franziskus zelebrierte Abschlussmesse auf dem Heldenplatz am Sonntagmittag gibt dann die Gelegenheit, auch noch den Stellvertreter Christi auf Erden zu treffen.

Matthias Rüb

Politischer Korrespondent für Italien, den Vatikan, Albanien und Malta mit Sitz in Rom.

Auf Internationalen Eucharistischen Kongressen wird seit 1881 die grundlegende Bedeutung des Sakraments der Eucharistie im Leben und im Sendungsauftrag der Kirche verhandelt. Die Kongresse finden alle vier Jahre an unterschiedlichen Orten statt. Die ursprünglich für 2020 geplante 52. Ausgabe unter dem Motto „Alle meine Quellen entspringen in dir“ (Psalm 87,7) hatte wegen der Pandemie um ein Jahr verschoben werden müssen. Dass ein Papst persönlich zu einem Eucharistischen Kongress kommt, ist die Ausnahme. Gewöhnlich sendet er einen Delegaten. Zuletzt hatte Papst Johannes Paul II. am 47. Kongress in Rom im Jahr 2000 teilgenommen.

Im Vorfeld des viertägigen Besuchs von Franziskus in Ungarn und in der Slowakei hatte der Heilige Stuhl immer wieder hervorgehoben, dass die nur rund siebenstündige Visite in Budapest vom Sonntag nicht eigentlich ein Besuch Ungarns sei, sondern nur die Teilnahme des Heiligen Vaters an einer Veranstaltung der Weltkirche. In der Slowakei bleibt der Papst dagegen fast vier Tage, wird von der Staats- und Regierungsführung gemäß Protokoll empfangen. In der Nuntiatur in Bratislava (Pressburg) nächtigt Franziskus dreimal, von der Hauptstadt aus unternimmt er seine Tagesbesuche nach Košice im Osten und zum Marien-Wallfahrtsort Šaštín-Stráže im Nordwesten der Slowakei.

Streitthema Migration

In einem Interview mit einem spanischen Radiosender hatte Franziskus Ende August diplomatisch kaum verbrämt seinen Unmut über die ungarische Führung unter dem rechtskonservativen Ministerpräsidenten Viktor Orbán geäußert. Er wisse nicht einmal, ob es in Budapest zu einem Treffen mit Orbán kommen werde, sagte der Papst – obwohl die Diplomaten des Heiligen Stuhls und die Regierung in Budapest zu diesem Zeitpunkt das kurze private Treffen in den Räumen des Museums der Bildenden Künste am Heldenplatz längst vereinbart haben mussten. Er habe sich auch noch nicht Gedanken darüber gemacht, was er Orbán mitteilen werde, sagte der Papst weiter: „Ich laufe nicht mit einem vorformulierten Text herum. Wenn ich jemandem begegne, schaue ich ihm in die Augen und sage, was mir durch den Kopf geht.“

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Zumal in der Migrationspolitik und im interreligiösen Dialog liegen Franziskus und Orbán Welten auseinander. Franziskus‘ Äußerung von 2016 über Präsident Donald Trump, wonach „kein Christ“ sei, wer Grenzmauern errichten lasse, könnte umstandslos auf Orbán übertragen werden: Der ungarische Ministerpräsident hatte schon 2015 damit begonnen, die Südgrenze zu Serbien (und später auch zu Kroatien) mit einem Zaun befestigen zu lassen, um so die Balkanroute für Flüchtlinge und Migranten aus dem Nahen und Mittleren Osten zu blockieren.

Orbán wendet sich ausdrücklich gegen die Migration von Muslimen nach Ungarn sowie nach Europa überhaupt und gefällt sich in der Rolle des Verteidigers christlich-abendländischer Werte und Traditionen. Budapest heißt deshalb christliche Vertriebene sowie Flüchtlinge aus der Ukraine in Ungarn willkommen. Dem steht der Aufruf von Franziskus zur allgemeinen Willkommenskultur für Migranten und zur Brüderlichkeit der Religionen diametral gegenüber.

Bei der von der Regierung in Budapest betriebenen Förderung überkommener Familienstrukturen gibt es dagegen Berührungspunkte mit der Lehre der Weltkirche. Vor knapp zwei Wochen erhielt die ungarische Familienministerin Katalin Novák für ihre Leistungen „bei der Stärkung von Familien und der Förderung von Eheschließungen“ den Thomas-Morus-Preis des International Catholic Legislators Networks (ICLN). Wie alle anderen Teilnehmer der 12. Internationalen Konferenz der katholischen Gesetzgeber wurde sie bei der Gelegenheit auch von Papst Franziskus zur Audienz empfangen.

Dass der Calvinist Orbán auch unter katholischen Geistlichen und Bischöfen in Ungarn Sympathien genießt, zeigte die kurz vor dem Papstbesuch vom Vorsitzenden der ungarischen Bischofskonferenz, dem Györer Bischof András Veres, erhobene Klage über die angeblich unausgewogene Berichterstattung in den internationalen Medien über Ungarn. „Wir hören oft harsche Kritik, die nicht die wahren Verhältnisse widerspiegeln“, sagte Veres dem Medienportal des Heiligen Stuhls Vatican News. Ungarn und die Kirche des Landes würden in den Medien „nicht richtig“ dargestellt. Der Eucharistische Kongress mit vielen zehntausend Teilnehmern habe gezeigt, dass sich ein Kern der Bevölkerung für christliche Werte einsetze, sagte Veres.

Von den 9,7 Millionen Einwohnern bezeichnen sich gemäß der jüngsten Volkszählung noch knapp 40 Prozent als Katholiken, Tendenz fallend. Dennoch äußerte Veres die Hoffnung, dass das Zeugnis, das die Ungarn „nach so vielen Jahren des Atheismus und Kommunismus“ bei dem Kongress abgelegt hätten, auch andere Länder inspiriere.

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