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#Ein Fürst von Rang und Haltung

Ein Fürst von Rang und Haltung

Genau sechzig Jahre ist die Aufnahme jetzt alt: Im Februar 1961 spielte Igor Oistrach gemeinsam mit seinem Vater David, der auch das Royal Philharmonic Orchestra London dirigierte, in der Wembley Town Hall Antonio Vivaldis Konzert für zwei Violinen und Orchester a-Moll op. 3 Nr. 8 ein. Die Deutsche Grammophon brachte die Aufnahme unter der Katalog-Überschrift „Music in the European Tradition“ heraus. Sie gehörte damals zum Kernbestand des abendländischen Kanons. Hört man sie sich heute an, ist man noch immer bezaubert vom innigen Ton der Geiger, von einem ins Überzeitliche entrückten Klang, der nichts von Historisierung zu wissen scheint und mit seiner Behauptung ewiger Gegenwart so wunderbar passt zum gleichzeitig entstandenen kunsthistorischen Film-Essay über Venedig, den James Ivory damals zum Abschluss seines Studiums gedreht hatte. Und doch scheinen sich die beiden Geiger wechselseitig überbieten zu wollen, wer die schnelleren, spannungsreicheren Triller spielen kann. Sie klingen so frisch und knackig wie Süßkirschen im Juni. Das Güteniveau wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit definiert vom Sohn.

Igor Oistrach, am 27. April 1931 in Odessa geboren, stand immer im Schatten seines Vaters. Doch wo der Vater mit Wärme und großem Ton fast wie ein Prediger die Hörer für sich einzunehmen wusste, blieb der Sohn ein Aristokrat melancholischer Virtuosität mit umwerfend leichten Springbogen-Effekten, scharf geschliffenen, aber beiläufig präsentierten Verzierungen, ideal für eine Musik, die sich mit hintergründiger Eleganz vor den Posen des Pathos zu schützen weiß wie etwa Henryk Wieniawski oder Camille Saint-Saëns. David war Igors erster Lehrer; mit ihm trat er seit 1947 auch immer wieder auf, damals wie im Todesjahr des Vaters, 1974, mit dem Doppelkonzert d-Moll von Johann Sebastian Bach, das in beider Interpretation für viele Hörer bis heute den Inbegriff kosmischer Schönheit verkörpert.

Auf Fragen nach seinem Vater antwortete der Sohn in Interviews mit diplomatischer Bescheidenheit. Gelegentlich ließ er durchblicken, dass er nicht so gern Geiger, sondern lieber Pianist geworden wäre. Wie in seinem Spiel lag in diesen Antworten die federleichte Schwermut eines Fürsten, der weiß, dass die Dynastie mehr zählt als die eigene Neigung. Wie die russische Nachrichtenagentur TASS jetzt mitteilt, ist Igor Oistrach schon am 14. August in Moskau im Alter von neunzig Jahren verstorben. Die Familie sei nicht in der Lage gewesen, die Öffentlichkeit früher zu informieren. Diese Arbeit übernahm Angelica Moissejewa. Sie leitet einen russischen Wohltätigkeitsfonds. Sein Name: David Oistrach.

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