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#Die Katastrophe nach den Feiertagen

Die Katastrophe nach den Feiertagen

Mit Grausen verfolgen die Iren das Infektionsgeschehen in ihrem Land. Fast die Hälfte aller Bürger, die sich seit dem Beginn der Pandemie infiziert haben, steckten sich in den vergangenen zwei Wochen an. Allein am Freitag vergangener Woche wurden mehr als 8200 neue Fälle registriert – in einem Land mit nur fünf Millionen Einwohnern. Damit hatte Irland laut Wissenschaftlern in Oxford die höchste Infektionsrate der Welt.

Jochen Buchsteiner

Ein Vergleich verdeutlicht die Dramatik: In den zwei Wochen bis zum 10. Januar stiegen die Zahlen im schwer betroffenen Portugal um 94 Prozent und im benachbarten Großbritannien um 78 Prozent – Irlands Anstieg lag bei 518 Prozent. Die Zahl der Toten ist mit etwa 2500 nicht überdurchschnittlich hoch, aber die Gesundheitsexperten in Dublin befürchten, dass die Explosion der Infektionen und Krankenhauseinweisungen die Zahl in den kommenden Wochen stark nach oben schnellen lassen wird. Ministerpräsident Michael Martin sprach von einem „Infektions-Tsunami“.

Die Entwicklung in Irland dient als ein Beispiel dafür, wie schnell aus einem leuchtenden Vorbild ein Schlusslicht werden kann. Noch im Dezember wurde der „irische Weg“ in Deutschland und anderswo als Erfolgsmodell gepriesen. Die offiziellen Wissenschaftsberater von der Leopoldina in Halle verwiesen auf die positiven Entwicklungen Irlands, und Bundeskanzlerin Angela Merkel nutzte das, um für härtere Maßnahmen in Deutschland zu plädieren. Irland wurde bewundert, weil es mit einem frühen – und strengen – zweiten Lockdown die Zahlen rasant nach unten gebracht hatte. Als die Regierung den Lockdown am 4. Dezember lockerte, hatte die Nation den niedrigsten Infektionsstand in ganz Europa. Allein, die Freude darüber währte nicht lange.

Regierung: „Erheblicher Einfluss“ der Corona-Mutante

Schon vor dem Weihnachtsfest, das in entspannterer Atmosphäre gefeiert wurde als in den meisten anderen Ländern Europas, war der dramatische Wiederanstieg messbar. Die Festtage selbst, als drei Haushalte zusammen feiern durften, beschleunigten dann die Verbreitung, aber zwei andere Faktoren kamen hinzu: die für das Virus günstige Jahreszeit und vor allem die neue Virus-Variante, die in Irland zum ersten Mal am ersten Weihnachtsfeiertag entdeckt wurde. Zusammen habe sich das zu einem „perfekten Sturm“ verdichtet, wie es Professor Karina Butler ausdrückte, die das „Nationale Beratungskomitee für die Immunisierung“ leitet.

Die „britische“ Virus-Mutation, die schon im September im Süden Englands aufgetaucht war, wurde vermutlich von Reisenden eingeschleppt. Allein in den Tagen bevor die Regierung die Flugverbindungen ins Nachbarland am 21. Dezember kappte, landeten 1500 Passagiere aus dem Königreich auf dem Flughafen in Dublin, um das Fest mit Verwandten oder Freunden zu feiern. Danach reisten allein bis Anfang Januar mehr als 50.000 Passagiere aus anderen Ländern nach Irland ein. Die Virus-Variante habe einen „ganz erheblichen Einfluss“ auf die Fallzahlen gehabt, sagte ein Regierungssprecher in dieser Woche. Mittlerweile gehen laut offiziellen Angaben 46 Prozent aller Neuinfektionen auf das mutierte Virus zurück.

Anders als die Briten können sich die Iren nicht mit schnellen Impffortschritten trösten. Während im Königreich schon drei Millionen Einwohner geimpft sind, läuft das Programm in Irland, ähnlich wie in anderen EU-Ländern, langsam an. Erst Ende März hofft die Regierung in Dublin, die wichtigsten Risikogruppen – 700.000 Personen – immunisiert zu haben. Zu diesem Zeitpunkt sollen auf der Nachbarinsel schon alle Personen, die älter sind als 50 Jahre, einen Impfschutz haben.

Nur wenige Passanten sind in der Dubliner Innenstadt unterwegs. Das öffentliche Leben ist dort zunächst bis Ende Januar weitgehend heruntergefahren worden.


Nur wenige Passanten sind in der Dubliner Innenstadt unterwegs. Das öffentliche Leben ist dort zunächst bis Ende Januar weitgehend heruntergefahren worden.
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Bild: dpa

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