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#Pekings Impfkampagne stockt

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Pekings Impfkampagne stockt

In den meisten Hochhäusern in Peking hängen jetzt Zettel aus, in denen alle Bewohner zwischen 18 und 59 Jahren aufgefordert werden, sich impfen zu lassen. Manche, die das nicht tun, bekommen einen freundlichen Anruf vom Nachbarschaftskomitee. Einen Impfzwang gibt es aber nicht. China treibt seine Impfkampagne nur mit halber Kraft voran. Die interne Vorgabe, bis zum Frühlingsfest vor zwei Wochen 50 Millionen Dosen verabreicht zu haben, wurde bis heute nicht erreicht. Laut der Agentur Bloomberg wurden bisher nur 40 Millionen Spritzen gesetzt. Das ist bemerkenswert in einem Land, das selten zugibt, seine Ziele verfehlt zu haben.

China kommt im Wettrennen um die Herdenimmunität deutlich langsamer voran als die Vereinigten Staaten. Laut dem Impf-Tracker von Bloomberg hat die Volksrepublik bisher nur 2,89 Personen pro 100 Einwohner mit mindestens einer Dose Vakzin versorgt. In Amerika sind es 20 von 100. Wenn Peking das Tempo beibehält, wird es nicht vor Ende 2022 Herdenimmunität erreichen.

Zwischenzeitlich schienen diese Erkenntnisse in Peking Nervosität hervorzurufen. Ende Januar warnte die Parteizeitung „Global Times“: „Nur wenn Chinas Impfraten mit denen in Amerika und Europa in etwa Schritt halten, kann China weiter führen und weiterhin den größten Beitrag zur Erholung der globalen Wirtschaft leisten.“ Die Zeitung forderte, dass China „auf der Liste der Herdenimmunität ganz oben stehen muss“. Andernfalls werde das Land erst viel später seine Grenzen öffnen können und den Vorsprung verlieren, den es durch die erfolgreiche Eindämmung des Virus erreicht hat. Dies sei „ein neuer Test für China“, mahnte die Zeitung.

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Von Hektik ist in Peking dennoch wenig zu spüren. Statt die Kampagne im eigenen Land mit der sonst üblichen Kompromisslosigkeit voranzutreiben, wird täglich über neue Vakzin-Lieferungen ins Ausland berichtet. Peking scheint es derzeit wichtiger zu sein, sich als Helfer in der Not und globaler Impfstofflieferant zu positionieren. Vernehmbare Kritik daran gibt es in der Bevölkerung nicht.

Ungewöhnlich freimütig berichten lokale Seuchenschutzbehörden, dass viele Chinesen wenig Interesse zeigen, sich impfen zu lassen. In Shanghai und Zhejiang sind das laut Umfragen nur rund die Hälfte der Bewohner. Im Fall von medizinischem Personal und Mitarbeitern von Gesundheitsämtern waren es in Zhejiang sogar nur 42 Prozent. Ein Grund für die Zurückhaltung ist wohl mangelndes Vertrauen in die im Eiltempo entwickelten Präparate. Keiner der chinesischen Hersteller hat bisher umfangreiche Daten veröffentlicht und sie in einer Fachzeitschrift der Prüfung durch unabhängige Experten unterworfen. 

Geringe Wirksamkeit als wahrer Grund?

Stärker ins Gewicht fällt aber, dass die offiziellen Infektionsraten in China gegen Null gehen, so dass die Bevölkerung eine Impfung als wenig dringlich empfindet. Die Behörden zeigen keine Eile, eine Zulassung von Vakzinen für ältere Bevölkerungsgruppen voranzubringen, die bislang gar keinen Zugang zu Impfstoff haben. Das gleiche Vakzin, das zum Beispiel in der Türkei an 80-Jährige verabreicht wird, darf in China nicht an Ältere vergeben werden.

Die mangelnde Eile hat wohl auch damit zu tun, dass die Präparate nach offiziellen Angaben nur sechs Monate wirksam sind. Kaum jemand geht davon aus, dass China seine Grenzen bis dahin für Einreisende weiter öffnen wird. Unklar ist, ob die Vakzine gegen die neuen Mutanten helfen. Die vergleichsweise geringe Wirksamkeit des Sinovac-Impfstoffes von knapp über 50 Prozent lässt das Ziel der Herdenimmunität zudem in weite Ferne rücken. 

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