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#Böhmen – das Konservatorium Europas

„Böhmen – das Konservatorium Europas“

Die „Ouverture spirituelle“ in der ersten Woche der Salzburger Festspiele ist seit 2012 zu einer eigenen Traditionslinie geworden. Drei Jahre später trat dabei erstmals das Prager „Collegium 1704“ in Erscheinung; beim diesjährigen – nunmehr fünften – Erscheinen am 23. Juli präsentiert es Josef Myslivečeks Oratorium „Abramo ed Isacco“. Václav Luks, der tschechische Dirigent, Multi-Instrumentalist und Gründer des Ensembles, gibt Auskunft über das Projekt und die Arbeit mit seinen Künstlerkollegen.

„Abramo ed Isacco“ steht unter dem diesjährigen Leitmotto „Sacrificium“ neben anderen alttestamentarischen Opfergeschichten wie Carissimis „Historia di Jephte“ und den Hiobs-Klagen Orlando di Lassos. Doch Myslivečeks Werk ist, anders als diese, schon allein abendfüllend.

Ja, das ist eine Art geistliche Oper. Pietro Metastasio, der das Libretto schrieb, hat ja auch die weltliche Bühne sehr erfolgreich bedacht; und wie manche dieser Operntexte ist auch seine Interpretation der Geschichte um Abraham und Isaak dutzendfach vertont worden. Dabei wurde Myslivečeks Variante zu einem von dessen meistverbreiteten Werken, das in einer Vielzahl von Abschriften überliefert ist. Vor knapp hundert Jahren wurde es sogar für eine Komposition Mozarts gehalten und erhielt eine eigene Nummer im Köchelverzeichnis-Anhang.

War diese falsche Zuordnung bloße Euphorie nach der damaligen Wiederentdeckung des Oratoriums?

So einfach ist das, glaube ich, nicht; Mozart selbst, der ja eine Generation jünger war und Mysliveček mehrfach begegnete, schätzte ihn persönlich hoch und fühlte sich ihm offenkundig künstlerisch verwandt. Da gab es durchaus eine Wechselwirkung.

Was es umso seltsamer macht, dass von diesem ehemals sehr populären Stück bisher außer zwei älteren tschechischen Aufnahmen kaum Einspielungen und Aufführungen dokumentiert sind.

Das könnte unter anderem daran liegen, dass die neapolitanische Operntradition, in der das Stück steht, für die Solisten enorme gesangstechnische Anforderungen stellt. Deswegen sind wir glücklich, in Salzburg mit einem Künstler wie Mathias Vidal arbeiten zu können, der als einer der aktuell profiliertesten Haute-Contre-Tenöre unser Abramo sein wird. Außerdem bietet Salzburg auch wunderbare atmosphärische Bedingungen, gerade bei den „Ouvertures spirituelles“: das ist noch nicht das Publikum für die roten Teppiche wie dann bei den großen Opernaufführungen – es herrscht eine fast vertraute, gegenseitig sehr aufgeschlossene Kommunikation zwischen Hörern und Musikern.

„Vertraut sein“ ist auch ein Stichwort für Ihre eigene Beziehung zu Mysliveček…

… die noch einmal vertieft wurde durch ein tschechisch-italienisches Filmprojekt mit Petr Václav als Regisseur, wo es um die ziemlich verrückte Biographie dieses Künstlers geht und für das wir den Soundtrack geliefert haben. Er war in Italien eine Weile eine Art Superstar, aber gestorben ist er dann trotzdem in Krankheit und Armut. Weil die Italiener seinen Namen kaum aussprechen konnten, nannten sie ihn einfach „Il Boemo“ – und so heißt auch der Film, der im Herbst in die Kinos kommen soll.

Sie und Ihr Ensemble gelten ja ohnehin als Botschafter für tschechische Komponisten, die lange im Schatten von Bach, Händel oder Rameau standen – wie beispielsweise auch Jan Dismas Zelenka.

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