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#Prozentzahlen sind noch keine Epidemiologie – Gesundheits-Check

Prozentzahlen sind noch keine Epidemiologie – Gesundheits-Check

Die sog. „Achse des Guten“ hat vor kurzem einen Beitrag eines ehemaligen Pharma-Managers veröffentlicht. Dem Titel seiner Betrachtungen wird man nicht widersprechen wollen: „Das Leben ist endlich“. Das ist es zweifellos. Idealerweise endet es aber nicht vorzeitig.

Bei den Coronatoten wird die Frage, ob es sie überhaupt gibt, und wenn, ob es sich nicht bevorzugt nur um alte und kranke Menschen handelt, und ob diese alten und kranken Menschen ohne Corona überhaupt älter geworden wären, unter Querdenkern von Anfang an eifrig diskutiert. Dabei werden immer wieder pseudoepidemiologische Betrachtungen angestellt. Hartnäckig hält sich beispielsweise das „Argument“, das mittlere Sterbealter der Coronatoten läge über der Lebenserwartung, also könne mit Corona kein Risiko für ein vorzeitiges Ableben verbunden sein. Das Argument krankt an einem unheilbaren Denkfehler. Auch 90-Jährige können vom Auto überfahren werden, obwohl sie die durchschnittliche Lebenserwartung weit hinter sich gelassen haben. Und genauso können sie an Corona sterben.

Eine Spielart dieses Denkfehlers führt auch der Autor auf der sog. „Achse des Guten“ vor. Er stellt die Altersverteilung aller Sterbefälle neben die der Coronasterbefälle:

Die prozentuale Verteilung nach Altersgruppen ist in etwa gleich. Der Autor stellt daher fest:

„Es kann doch eigentlich auch ohne tiefere statistische Analyse kein Zweifel daran bestehen, dass die Todesfälle „mit Coronavirus“ (…) Teil des normalen und nicht verhinderbaren Sterbegeschehens in Deutschland sind. Da das Virus Kindern und Jugendlichen nichts tut – oder auch, weil man bei ihnen bisher weniger getestet hat –, wird man ‚mit Corona‘ im Schnitt sogar noch etwas älter als der Rest der Bevölkerung.“

Und weil also die Coronatoten ganz normal gestorben sind, als sie an der Reihe waren, sind auch alle Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie überflüssig:

„An dieser banalen Normalität, an unserer Sterblichkeit in einem mittleren Alter von 80 Jahren, an unserer ständigen (vor allem winterlichen) und immunisierenden Auseinandersetzung mit frisch mutierten Atemwegsviren, kann keine politische oder gesellschaftliche Intervention irgendetwas ändern. (…) Daran kann im Übrigen auch keine Impfung etwas ändern – und viele meiner ehemaligen Kollegen in der pharmazeutischen Industrie wissen das auch.“

So einfach kann die Welt sein. Da braucht man weder Studien zur Wirksamkeit von Infektionsschutzmaßnahmen noch Studien zur Wirksamkeit von Impfungen. Alles unnötig, nichts kann etwas daran ändern, dass das Leben endlich ist. Aber wie gesagt, idealerweise endet das Leben nicht vorzeitig. Dass dem so ist, bestreitet der Autor mit einem recht überzeugend klingenden Argument:

„Denn das hieße ja, dass die Kohorte der Coronatoten ohne das Virus signifikant länger gelebt hätte als die Allgemeinbevölkerung. Warum sollte das der Fall sein, was hätte denn gerade diese Kohorte zu einem im Durchschnitt längeren Leben prädestiniert?“

Warum wären die 90-Jährigen Verkehrsunfallopfer ohne Unfall noch älter als der Durchschnitt der Bevölkerung geworden? Offensichtlich eignet sich das einfache Nebeneinanderstellen der prozentualen Verteilung der Sterbefälle nicht, um zu sehen, ob Corona in den einzelnen Altersgruppen das Sterberisiko erhöht hat oder nicht. Angenommen, ein raffinierter Verbrecher würde Menschen unterschiedlichen Alters umbringen und darauf achten, dass die Altersverteilung seiner Opfer genau der Altersverteilung aller Verstorbenen entspricht, könnte man ihm etwa nicht auf die Schliche kommen? Die Altersverteilung der Passivrauchertoten passt übrigens auch sehr gut zur Gesamtverteilung. Das macht Passivrauchen nicht harmloser, aber genau so wurde auch bei diesem Thema immer wieder einmal argumentiert. Wie wohl die Altersverteilung der Toten durch das aktive Rauchen aussieht?

Was wäre, wenn man einen Risikofaktor betrachtet, der vor allem Jüngere dahinrafft, was bei einem, der vor allem Ältere dahinrafft? Alles, was man an der Tabelle sehen kann, ist, dass die Altersverteilung der coronaassoziierten Sterbefälle nicht viel anders aussieht als die aller Sterbefälle. So what.

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