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#Raus aus der Winterdepression

Sieht so schon ein Stimmungswandel aus? Zehn Minuten vor dem Abpfiff rauschte plötzlich Welle um Welle über die Tribünen des Mainzer Stadions, das Publikum hatte nun sichtlich Spaß an diesem Fußballabend. Schöne Minuten sicherlich auch für die deutsche Nationalmannschaft. Allerdings durfte niemand glauben, dass es so schnell geht, verlorene Sympathien auch dauerhaft zurückzugewinnen. Man könnte auch sagen: Eine Welle macht noch keinen Sommer. Denn zum Gesamtbild am Samstagabend gehörte auch, dass Stimmung lange Zeit vor allem auf Seiten des Gegners aus Peru gemacht wurde.

Immerhin aber trug die Mannschaft von Hansi Flick sportlich ihren Teil zum Vorhaben bei, die Herzen des Publikums zurückzugewinnen, der 2:0-Sieg war das Ergebnis eines vor der Pause schwungvollen, danach etwas sparsameren Auftritts einer Mannschaft, die sich erst finden muss und will. Der erste Schritt ist getan, wie weit der Weg ist, lässt sich nach diesem ersten Spiel nach der großen Winterdepression noch nicht sagen.

Flick und sein Team waren angetreten, um die in jeder Hinsicht in den Sand gesetzte WM von Qatar hinter sich zu lassen. Sichtbares Zeichen war die schwarz-rot-goldene Kapitänsbinde, die Joshua Kimmich am Arm trug, eine selbstgewählte Entpolitisierung nach den Irrungen und Wirrungen um das One-Love-Exemplar. Auch verbal hatten die Nationalspieler verlauten lassen, dass von nun an (wieder) Siege ihre Mission seien und nicht Signale oder Symbole jedweder Art. In dieser Hinsicht konnte man am Samstagabend sagen: Auftrag erfüllt.

In einer – erwünschten – Hinsicht machten die Deutschen genau dort weiter, wo sie in Qatar aufgehört hatten. Für Torgefahr und Tore war vor allem einer zuständig, der erst im letzten Moment auf den WM-Zug aufgesprungen war. In Mainz spielte Niclas Füllkrug aber mit einer solchen Selbstverständlichkeit, dass er nicht mehr wegzudenken ist – inklusive des Gedankenspiels, was in Qatar vielleicht noch möglich gewesen wäre, wenn Flick ihm da schon diese Rolle übertragen hätte. Dem Bremer Angreifer gelangen in seinem fünften Länderspiel die Tore vier und fünf (12. und 33. Minute).

Kimmich mit Can im Maschinenraum

Flick setzte gegen Peru wie angekündigt auf eine Doppelspitze, neben Füllkrug sollte mit Timo Werner noch ein ganz anderer Spielertyp für Torgefahr sorgen. Dahinter, im Zwischenraum der kreativen Möglichkeiten, bewegten sich Kai Havertz und Florian Wirtz. Im Maschinenraum stellte der Bundestrainer dem Münchner Joshua Kimmich den Dortmunder Emre Can zur Seite, ein Bayern-Borussen-Block, der sich am kommenden Wochenende im Bundesligagipfel wieder Aug’ in Aug‘ gegenüberstehen wird.

Dass Flick Gefallen an der Dortmunder Kantigkeit dieser Wochen hat, unterstrich er auch damit, dass er Marius Wolf zum Debüt verhalf, auf der rechten Abwehrseite. Es war noch nicht viel gespielt, da hatten Wolf und Can jeweils schon recht resolut einen Gegenspieler zu Fall gebracht.

Keine Perfektion, aber Engagement

Auch wenn Wolf damit der einzige völlig Neue war, sah das Publikum in Mainz in jeder Hinsicht eine deutsche Mannschaft mit stark veränderter Kontur. Er erwarte keine Perfektion, hatte der Bundestrainer vor dem Anpfiff gesagt, aber Leidenschaft. Und engagiert war es, was seine Spieler zeigten – und dabei durchaus inspiriert. Nicht in dem Sinne, dass die Deutschen Kombinationen auf den Mainzer Rasen zauberten, aber durch ein geschicktes Verschiebespiel schufen sie immer wieder Räume, die sich als ziemlich interessant erwiesen, oft über die rechte Seite, wo Wolf mächtig Dampf machte.

Vor dem Führungstor war indes Havertz der freie Mann, ein langer Ball  von Schlotterbeck erreichte ihn schon im Strafraum, wo Havertz dann noch etwas unschlüssig schien, was er machen sollte, doch Füllkrug war zur Stelle und nahm ihm die Entscheidung ab.

Werner weiter bemüht, Füllkrug mit Gespür

Stichwort Füllkrug: Es war ein Spiel mit zwei Stürmern, aber auch eines mit zwei verschiedenen Stürmergeschichten. Während Werner an jener für ihn etwas unvorteilhaften weiterschrieb – Stichwort bemüht, aber glücklos –, lieferte Füllkrug eine erfreuliche Fortsetzung. Nach 20 Minuten war es für Wirtz und Werner fast schwerer, den Ball nach Hereingabe von Wolf nicht im Tor unterzubringen, auch wenn Pedro Gallese großartig parierte. Nach einer guten halben Stunde dann zeigte Füllkrug, wie man es macht. Wieder kam die Flanke von Wolf, und Füllkrug war der Mann mit dem untrüglichen Gespür für den Moment, hauchzart vor der Abseitslinie genügte ihm eine Berührung für das Tor.

2:0, das sorgte für gute Laune auch auf den Rängen, die allerdings noch etwas besser hätte sein können, wenn die Deutschen vor der Pause eine Zugabe in petto gehabt hätten. Gelegenheiten gab es, für Werner, der aus spitzem Winkel deutlich verzog, und dann für Füllkrug, dessen Schuss von Advincula geblockt wurde. Dennoch: An dieser ersten Hälfte gab es wenig auszusetzen, auch die Abwehr, in der neben Wolf und Schlotterbeck noch Ginter und Raum verteidigten, stand weitestgehend solide, Marc-André ter Stegen bekam keine Gelegenheit, sich auszuzeichnen, seine Pässe im Aufbauspiel machten indes Eindruck.

Nach der Pause kamen Serge Gnabry, Mario Götze und Leon Goretzka für Werner, Wirtz und Can. An der Struktur des deutschen Teams änderte sich dadurch nichts, ein wenig schien die Spannkraft allerdings nachzulassen. Chancen gab es dennoch, so Gnabrys sehenswerter Seitfallzieher an die Latte nach Zuspiel von Kimmich (59.), oder natürlich den Foulelfmeter, den es wegen eines Fouls an Schlotterbeck gab, wenn auch erst nach Intervention des Videoassistenten.

Diese Gelegenheit allerdings setzte Havertz an den rechten Pfosten, zum Nachschuss, den er traf, war er nicht befugt (68.). Für Havertz und für Füllkrug war der Abend dann nach 75 Minuten zu Ende, die Debütanten Kevin Schade und Mergim Berisha betraten für sie die Bühne. Die letzte gute Chance vergab dann Gnabry (82.). Während das Publikum nun die Welle machte, passierte auf dem Rasen nicht mehr viel. 

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