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#Reit-Drama um deutsche Fünfkämpferin Schleu

Reit-Drama um deutsche Fünfkämpferin Schleu

Fünf Jahre lang hat Annika Schleu auf diesen Tag hingearbeitet – alles in ihrem Leben darauf ausgerichtet, dass sie nichts, was sie beeinflussen kann, dem Zufall überlässt. Und jetzt, da sie im Musashino Forest Sports Plaza auf dem Rücken von „Saint Boy“ sitzt und die olympische Goldmedaille zum Greifen nah ist, lässt die einzige Variable die Moderne Fünfkämpferin im Stich.

Stille im Stadion. Nur das Wimmern und Weinen von Schleu sind zu hören. Sie ruft etwas zu ihrer Trainerin. Die schreit zurück: „Weiter, weiter.“ Doch an diesem Tag geht es nicht mehr weiter. Ihr Pferd „Saint Boy“, der „Heilige Junge“, weigert sich, die Berlinerin zu Gold über den Springreiterparcours zu tragen.

„Hau drauf, hau richtig drauf“

Schleu, die nach einem starken Wettkampf im Fechten und einem passablen Schwimmen eine Medaille sicher zu haben schien, bemerkt das, als sie den Parcours mit ihrem Pferd betritt. Das scheut immer wieder zurück, will gar nicht erst auf die Runde gehen. Sekunden verrinnen, die sich wie eine Ewigkeit anfühlen. Schleu schluchzt. Sie ahnt, was passieren wird, versucht, ihr Pferd mit der Gerte anzutreiben. „Hau drauf, hau richtig drauf“, ruft ihre Trainerin Kim Raisner.

Dann läuft „Saint Boy“ endlich los, nimmt das erste Hindernis und auch das zweite knapp. Schleus Blick ist nun wieder fokussiert. Vielleicht geht ja doch noch was. Hindernis drei, Hindernis vier. Doch dann ist Schluss. „Saint Boy“ bockt, verweigert den Sprung. Nun kullern die Tränen wieder über das Gesicht von Schleu. Die Deutsche gibt nicht auf, treibt ihr Pferd ins nächste Hindernis, wieder fallen die Stangen. Dann die vierte Verweigerung. Eliminiert. Null Punkte. Aus der Traum von einer Medaille.

Schleu ist gescheitert an einem Pferd, das genau in dem Moment, der ihr großer Auftritt werden sollte, verunsichert und nicht bereit für einen Wettkampf war – und dennoch von seiner Reiterin von einem zum nächsten Hindernis getrieben wurde. „Es ist tragisch. Ich weiß nicht, warum das Pferd so verunsichert war, und werde wohl eine Weile brauchen, um darüber hinwegzukommen“, sagte Schleu.

Das Besondere im Modernen Fünfkampf ist, dass die Athletinnen und Athleten beim Springreiten nicht auf eigenen Pferden unterwegs sind, sondern solchen, die ihnen im Vorfeld des Wettkampfs zugelost werden. Und Schleu, so viel konnte man festhalten, hat an diesem Tag kein gutes Los gezogen. Schon im ersten Durchgang hatte „Saint Boy“, geritten von Gulnas Gubaidullina, die für das Russische Olympische Komitee startet, dreimal den Sprung über die Hindernisse verweigert.

Warum verhält sich das Pferd so?

Dass sich ein Pferd so verhält, kann verschiedenste Gründe haben. Ausgelöst werden können solche Blockaden durch negative Erlebnisse in der Vergangenheit, aber auch die Reiterin und ihr Können haben Einfluss auf das Verhalten ihres Pferds. Schon 2016 hatte ein ähnlicher Fall die Hoffnungen auf einen zweiten Olympiasieg der deutschen Athletin Lena Schöneborn zerstört. Und Schleu war am Freitag längst nicht die Einzige, die Probleme hatte, ihr Pferd kontrolliert durch den Parcours zu bringen.

In den sozialen Medien brach parallel zum Drama in der japanischen Stadt Chofu eine Diskussion über angebliche Tierquälerei los. Im Mittelpunkt: die Schläge mit der Gerte und die Aufforderung von Trainerin Raisner, Schleu solle „fester draufhauen“. Schleu sagte, schon beim Umziehen kurz nach dem Ritt erreichten sie „diverse Hassnachrichten“.

Kritische Fragen müssen allerdings auch den Veranstaltern gestellt werden: Warum erklärte ein Tierarzt das Pferd nach dem ersten Ritt von Gubaidullina für einsatzbereit? Und der Union Internationale de Pentathlon Moderne, Dachverband des Modernen Fünfkampfs: Passt dieses Glücksspiel mit zugelosten Tieren noch in diese Zeit? Gelitten hat in Japan nicht nur das Pferd, das nicht wollte. Auch Schleu, die wollte, aber nicht konnte.

Dabei hatte dieses Mal alles so gut begonnen für die 31 Jahre alte Athletin, nachdem sie in Rio als Vierte eine Medaille knapp verpasst hatte. Nach dem ersten Wettkampftag lag Schleu mit 274 Punkten auf Platz eins. 29 Siege beim Fechten in 35 Kämpfen: Auf einmal war da eine Chance: „Vor den Spielen habe ich schon ein bisschen Richtung Medaille geschielt. Jetzt bin ich plötzlich in einer Situation, in der ich noch nie war“, hatte Schleu nach dem ersten Wettkampftag gesagt.

Es folgte das Reiten, das sie von Platz eins auf Rang 31 zurückwarf. 36 Athletinnen nahmen teil. Im abschließenden Laser-Run, einer Kombination aus Schießen und Laufen, die zu Schleus Stärken zählt, konnte die Berlinerin den Rückstand nicht mehr aufholen. Was blieb, waren verstörende Bilder, ein geplatzter Traum und die Erkenntnis, dass Schleu verloren hat: in der Reit-Lotterie des Modernen Fünfkampfs.

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