Nachrichten

#Republikanische Vorwahlen: Endspiel in New Hampshire?

Nach Trumps Erdrutschsieg in Iowa blicken die Republikaner auf den Neuenglandstaat. Sollte der frühere Präsident hier Nikki Haley hinter sich lassen, wären die Vorwahlen faktisch entschieden.

In amerikanischen Vorwahlen sind Spin-Doktoren noch mehr gefordert als im Hauptwahlkampf um das Weiße Haus. Bis ein Sieger feststeht, sind in der Regel ein Dutzend Wahltage zu bestreiten. „Primaries“ sind Langstreckenläufe. Nach jeder Etappe müssen die Berater Botschaften ihrer Kandidaten nachjustieren, Strategien korrigieren und zuweilen auch die Messer schärfen.

Nach dem „caucus“ von Iowa galt dies vor allem für Nikki Haleys Team. Nicht nur hatte Donald Trumps erwarteter Sieg in dem konservativen Agrarstaat im Mittleren Westen historische Qualität, da er in 98 von 99 Landkreisen vorn lag und demonstrieren konnte, dass er weiterhin die dominierende Figur der Republikaner ist. Auch gelang es der früheren UN-Botschafterin nicht, Ron DeSantis im Kampf um Platz zwei zu schlagen, was Umfragen zuletzt nahegelegt hatten. Darauf hatte sie gesetzt, um die Dynamik mit nach New Hampshire zu nehmen, wo die Republikaner am Dienstag über ihren Kandidaten für die Präsidentenwahl im November entscheiden.

Schon vor der Abstimmung in Iowa hatten Haley und ihre Leute davon gesprochen, dass es sich längst um ein Duell zwischen Trump und ihr handle, DeSantis also faktisch keine Rolle mehr spiele. Das erwies sich als voreilig. Der Gouverneur von Florida empfand das Ergebnis denn auch als Genugtuung: Man habe ihn hart bekämpft, sagte er. 50 Millionen Dollar hätten seine Rivalen in eine Kampagne gegen ihn gesteckt. Zudem hätten die Medien schon Nachrufe auf ihn verfasst. Trotzdem habe er in Iowa seine Position behauptet.

Haley hat in New Hampshire bessere Karten als in Iowa

Haleys Team reagierte umgehend: Um zu untermauern, dass trotz des enttäuschenden dritten Platzes vom Montag sie die letzte Chance sei, den „Albtraum“ einer Neuauflage der Wahl von 2020 zu verhindern, also ein „Rematch“ zwischen Trump und Joe Biden, beging sie ein taktisches Foul: Das nächste TV-Duell, an dem sie teilnehme, sei entweder eines mit Trump oder mit Biden, ließ sie wissen. Haley weiß freilich, dass Trump nach seinem fulminanten Sieg keinen Grund hat, die Bühne mit ihr zu teilen. Und bis zu einer Präsidentschaftsdebatte mit Amtsinhaber Biden ist es für die Republikanerin noch ein weiter Weg. Die Ansage richtete sich denn auch gegen DeSantis. Haley ist in dem Neuenglandstaat Umfragen nach dem führenden Trump auf den Fersen. DeSantis hingegen ist abgeschlagen. Eine TV-Debatte würde dem Gouverneur Aufmerksamkeit schenken. Daran hat sie kein Interesse. DeSantis reagierte sogleich: Haley habe Angst vor ihm.

Trump können die Hakeleien zwischen den beiden Mitbewerbern nur recht sein. Obwohl der frühere Präsident in den vergangenen Monaten keinen Rivalen so scharf angegangen war wie seinen einstigen Verbündeten DeSantis, konnte er sich nun über dessen zweiten Platz freuen. Ganz gleich, wie sehr Haley sich müht, sie kann sich vorerst nicht als Trumps alleinige Konkurrentin darstellen.

Trotzdem hat sie in New Hampshire bessere Karten als in Iowa. In Neuengland gelten andere Regeln als im Mittleren Westen. Das ländliche, evangelikale Amerika ist Trump-Land. In New Hampshire liegt Trump in den Umfragen zwar ebenfalls vorn. Doch ist die Partei insgesamt eher gemäßigt-konservativ.

DeSantis steckte wenig Geld in den Wahlkampf im Nordosten

Der Bundesstaat im Nordosten des Landes mit seinen 1,4 Millionen Einwohnern wird gerne als Vorort von Massachusetts bezeichnet. Manchester, die größte Stadt, ist nur 50 Meilen von Boston entfernt. Suburbane Wähler prägen den Bundesstaat, der zudem über eine hohe Quote von Bürgern mit Hochschulabschluss verfügt. Zudem dürfen in New Hampshire nicht nur die rund 270.000 registrierten Republikaner an der Vorwahl teilnehmen, sondern auch jene 340.000 Einwohner, die sich als nicht parteipolitisch gebunden haben registrieren lassen. Viele von ihnen sind zentristische Wechselwähler.

Das ist der Grund dafür, dass Haley sich Hoffnung macht, Trump am Dienstag schlagen zu können. Sie kommt dem traditionell moderaten Milieu der Partei in Neuengland, das hier neben dem Lager der Trumpisten noch über Kraft verfügt, am nächsten. DeSantis, der als konservativer Kulturkämpfer und smarte Version von Trump auftritt, hat es hier schwer. Er steckte daher wenig Geld in den Wahlkampf im Nordosten und verfügt nur über eine geringe Zahl örtlicher Mitarbeiter. So war es kein Zufall, dass er von Iowa aus zunächst zu einem Wahlkampftermin nach South Carolina flog, wo Ende Februar gewählt wird, bevor er nach New Hampshire aufbrach.

Gerichtssäle sind für Trump zur Wahlkampfbühne geworden

Trump spielt es in die Hände, dass Haley sich wider Erwarten noch mit DeSantis herumschlagen muss. Sollte der Rückschlag von Iowa in New Hampshire Haleys Schwung bremsen und der frühere Präsident in einem strukturell moderaten Bundesstaat seinen Vorsprung halten, könnte der kommende Dienstag faktisch schon das Finale der Vorwahlen gewesen sein. In South Carolina führt er in den Umfragen deutlich vor Haley, obschon diese hier einst Gouverneurin war. Zwischen beiden Wahlterminen liegt ein Monat, in dem Spender sich abwenden können, wenn sie das Gefühl haben, das Rennen sei gelaufen.

Trump begann den Tag nach seinem historischen Sieg in Iowa wieder vor Gericht. Zum Auftakt eines Verleumdungsprozesses der Autorin E. Jean Carroll gegen ihn erschien er in New York. Dort hatte es ein Geschworenengericht im Mai als erwiesen angesehen, dass Trump Carroll 1996 in einem New Yorker Luxus-Kaufhaus angegriffen, sexuell missbraucht und später verleumdet hatte. Die Geschworenen hatten der Schriftstellerin daraufhin eine Entschädigung in Höhe von fünf Millionen Dollar zugesprochen. Vor Beginn des zweiten Prozesses hatte ein Richter entschieden, dass weitere Kommentare Trumps verleumderisch seien. Damit muss nun lediglich noch über die Höhe der Entschädigung entschieden werden. Trump hätte nicht zu dem Gerichtstermin erscheinen müssen. Er tat es dennoch. Gerichtssäle sind für ihn längst zur Wahlkampfbühne geworden, auf der er sich erfolgreich als Justizopfer darstellen kann.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!