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Rettet Michael Olise FC Bayern München bei Inter Mailand?

Es geht gleich um die Frage, die für die Fußballmannschaft des FC Bayern München an diesem Mittwochabend entscheidend sein dürfte. Entscheidend dafür, wie das Spiel im Stadion in Mailand ausgehen wird. Und damit mindestens mitentscheidend dafür, wie die Saison bewertet werden wird.

Doch erst einmal geht es um die Fragen, die dem Fußballspieler Michael Olise im August 2024 in der Säbener Straße in München gestellt worden sind. Und um die Art und Weise, wie er auf sie geantwortet hat.

Die erste Frage: Wie war die Ankunft in der Stadt, wie ist der erste Eindruck vom Verein? Die erste Antwort: „Good.“ Gut. Das Team habe ihn willkommen geheißen, der Trainer auch.

Die zweite Frage: Was mache er, der in der englischen Premier League mit 14 Tore und 22 Torvorlagen in 82 Spielen auf sich aufmerksam gemacht hat, eigentlich lieber: Tore schießen oder Torvorlagen geben? Die zweite Antwort: „Well, both.“ Beides.

So setzte sich das dann nur noch kurz fort. Vier weitere Fragen, vier weitere Antworten. Dann waren selbst die Reporterinnen und Reporter sprachlos. Dann war Michael Olise, der Spieler, für den der FC Bayern gerade mehr als 50 Millionen Euro Ablösesumme ausgeben hatte, schon wieder weg. Und auch wenn die Fragen nun wirklich nicht sehr anregend waren, erinnerte Olise, Jahrgang 2001, an einen Jungen, der nach der Schule auf die Fragen seiner Eltern mit so wenigen Wörtern wie möglich antwortet, damit er so schnell wie möglich in sein Zimmer gehen und zocken kann.

Jetzt, da Olise in dieser Saison schon 44 Mal für den FC Bayern gespielt hat, muss man ganz deutlich sagen: Ja, zocken, das kann er.

Auch die Zahlen beeindrucken

In seiner ersten Saison in München hat Olise, der meistens als rechter Außenstürmer aufgestellt wird, 13 Tore geschossen und 16 Torvorlagen gegeben. Er hat mit seinen schnellen Richtungswechseln möglicherweise mehr Gegenspieler ausgedribbelt, als der FC Bayern Euro auf dem Festgeldkonto hat. Er hat einmal sogar Granit Xhaka, den Mittelfeldmann aus Leverkusen, vorgeführt, indem er einen kleinen Hüpfer gemacht, den Ball mit seinem linken hinter seinem rechten Fuß vorbeigestupst hat und danach einfach an Xhaka vorbeigelaufen ist.

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Man kann das alles auch so sagen: Er hat mit seinen Füßen gesprochen.

Und damit zur entscheidenden Frage für den FC Bayern: Wie kann die Mannschaft an diesem Mittwochabend (21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Champions League und bei DAZN) gegen Inter Mailand genug Tore schießen, um nach der 1:2-Niederlage im Hinspiel noch ins Halbfinale der Champions League zu kommen? Die Antwort könnte sein: Michael Olise.

Olise in der Musiala-Rolle?

Im Stadion San Siro müssen die Bayern mindestens ein Tor schießen. Doch wenn man daran denkt, dass sie in den vergangenen fünf Spielen gegen Union, St. Pauli, Augsburg, Inter und Dortmund auch mindestens ein Gegentor kassiert haben, kann es gut sein, dass sie sogar mindestens zwei Tore schießen müssen. Der Vorteil ist, dass sie mit Harry Kane einen Mittelstürmer haben, der, wenn er im Strafraum an den Ball kommt, immer ein Tor schießen kann. Der Nachteil ist, dass mit Jamal Musiala der Spieler fehlt, der den Ball zügiger und zuverlässiger als jeder andere in den Strafraum bringt – oder?

Nein, Olise ist nicht Musiala, aber wenn man sich die Daten dieser Champions-League-Saison anschaut, sind ihre Werte nahezu identisch. Auf der Sportstatistikseite „sofascore.com“ gibt es die Kategorien „Erfolgreiche Dribblings“ und „Großchancen herausgespielt“: In der ersten liegen Olise und Musiala (jeweils 23) gleichauf, in der zweiten liegt Olise (10) sogar vor Musiala (8).

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Man kann kritisieren, dass Olise, wie übrigens auch Musiala, für den höchsten Champions-League-Standard noch zu oft falsch einschätzt, wann er dribbeln und wann er passen sollte. Man kann kritisieren, dass er – wie vor dem ersten Tor Inter Mailands im Hinspiel, das er durch ein schlechtes Tackling mitverschuldete – in der Defensive noch nicht mit der Disziplin und Energie spielt, die auf diesem Niveau nötig ist.

Doch man muss dann dennoch zu dem Schluss kommen, dass seine Kombination aus Ballkontrolle und Geschwindigkeit ideal für den modernen Fußball ist. Das haben sie in England gesehen, wo Olise geboren wurde, groß geworden ist und mit Crystal Palace in der Premier League den Durchbruch geschafft hat. Das haben sie in München gesehen. Und das sehen sie auch in Frankreich.

Im September hat Olise – sein Vater hat nigerianische Wurzeln, seine Mutter französisch-algerische – das erste Mal für die französische Nationalmannschaft gespielt. Und schon in diesem März hat Nationaltrainer Didier Deschamps, als Frankreich nach einer 0:2-Hinspiel-Niederlage gegen Kroatien das Final Four der Nations League zu verpassen drohte, eine erstaunliche Entscheidung getroffen: Er hat Olise auf der Position aufgestellt, auf der er sonst Antoine Griezmann aufgestellt hat.

Kaum aufzuhalten: Olise am Ball
Kaum aufzuhalten: Olise am Balldpa

Den spielmachenden Stürmer also, der mit Kylian Mbappé der wohl wichtigste Spieler für die französische Mannschaft war, die zwischen 2016 und 2022 den Maßstab setzte. Im Anschluss an die Europameisterschaft 2024 hat Griezmann seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt. Und offenbar soll Olise ihn ersetzen. Das Rückspiel gegen Kroatien hat Frankreich mit ihm als Spieler 2:0 gewonnen – und im Elfmeterschießen das Final Four erreicht.

Wird es ein Michael-Olise-Spiel?

In München wird seit dem ersten Viertelfinalspiel gegen Inter Mailand über eine Entscheidung von Vincent Kompany diskutiert. Der Trainer hatte nicht Thomas Müller, sondern Raphaël Guerreiro aufgestellt. Doch spätestens seit Müller eingewechselt wurde und sofort das zwischenzeitliche 1:1 geschossen hatte, dreht sich die öffentliche Diskussion wieder um die Frage, die unter dem damaligen Trainer Thomas Tuchel aufgekommen ist: Welches Spiel ist ein „Thomas-Müller-Spiel“?

Der Trainer Tuchel hatte seine Entscheidung gegen Müller im Frühjahr 2023 damit begründet, dass das Champions-League-Spiel gegen Manchester City eben kein Thomas-Müller-Spiel sei. Doch an diesem Mittwoch dürfte – Müller hin, Müller her – für den FC Bayern etwas anderes entscheidend sein: ob es ein Michael-Olise-Spiel werden wird.

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