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#Ring frei für Thailands Kinderboxer

Ring frei für Thailands Kinderboxer

Gerade einmal 13 Jahre alt ist Anucha Tasak, als er im Ring das Bewusstsein verliert. Der junge Boxer hat in den fünf Jahren seiner Sportlerkarriere schon mehr als 170 Wettkämpfe hinter sich. Videoaufnahmen, die nach dem Kampf im Internet verbreitet werden, zeigen, wie der deutlich größere und kräftigere Gegner ihm mehrere gezielte Schläge ins Gesicht und auf das Kinn versetzt. Anuchas Kopf baumelt danach schlaff im Nacken, die Augen sind in Richtung Decke gerichtet. Ohnmächtig fällt der Junge auf den Boden. Zwei Tage später stirbt er im Krankenhaus an Gehirnblutungen.

An dem Boxwettbewerb im Jahr 2018 hat auch der Junge teilgenommen, den diese Fotoreportage der Agentur Reuters zeigt. Pornpattara Peachaurai, genannt Tata, ist heute neun Jahre alt. Dem drahtigen Jungboxer fehlt es aber nicht an Kampfgeist. Videobilder der Agentur zeigen ihn, wie er im Ring ohne zu zögern auf seinen Gegner einstürmt. Die Anfeuerungsrufe dröhnen durch den Saal, als er den anderen Jungen im engen Griff sein Knie in den Oberkörper rammt. Seine 40 Jahre alte Mutter, Sureeporn Eimpong, feuert ihren Sohn aufgeregt von außerhalb des Rings an. Nach dem Sieg ihres Sohnes hält sie ein Bündel Geldscheine in ihren Händen.

In dem südostasiatischen Land ist der Muay Thai genannte Boxkampf der Nationalsport. Das Kickboxen mit dem größtenteils ungeschützten Körperkontakt übt auch auf ausländische Touristen seinen Reiz aus. An den Abenden versammeln sie sich – wenn keine Corona-Maßnahmen dazwischen kommen – in stickigen Sälen mit feuchter und nach Schweiß riechender Tropenluft. Sie schauen zu, wie die eingeölten, vor Anstrengung schnaufenden Boxer mit allen Händen und Füßen aufeinander losgehen. Zu der Tradition gehören dabei aber auch die Boxkämpfe für Kinder. Manche der minderjährigen Boxer ziehen sogar ebenso viele Fans an wie die erwachsenen Kampfsportler. Bei den großen Kämpfen in Bangkok wechseln dabei bis zu Millionenbeträge ihre Besitzer.

Offiziell sind landesweit ein paar Hundert Kinder involviert, nach inoffiziellen Schätzungen sind es gar 100.000 bis 300.000 Kinder unter 15 Jahren. Der Fall aus dem Jahr 2018 hatte in Thailand eine breite Diskussion ausgelöst, Kinder aus dem Ring zu verbannen. Ärzte hatten außerdem in einer Studie nachgewiesen, dass das frühe Boxen irreparable Schäden an den Gehirnen der Kinder hinterlässt. Der Arzt Adisak Plitponkarnpim von der Mahidol Universität hatte mit anderen Forschern die Gehirne von 250 Kinderboxern untersucht. Einige davon zeigten schwere Verletzungen auf, die anhaltende Folgen auf die Entwicklung der Kinder haben könnten.

Nach dem Tod des Jungen war ein Gesetz auf den Weg gebracht worden, das den Einsatz von Kindern erstmals strenger regulieren sollte. Kindern unter zwölf Jahren sollte das Boxen komplett verboten werden, im Alter von zwölf bis 15 Jahren sollten Kinder nur noch mit Helmen in den Ring steigen dürfen. Doch der Entwurf hat es nie ins Parlament geschafft. Zu wichtig ist den Thais ihr Nationalsport und zu lukrativ wohl selbst das Geschäft mit den Kinderboxern. Kenner sagen, dass jeder Boxer, der es zu etwas bringen will, spätestens im Alter von acht Jahren beginnen müsse. Die Verletzungsgefahr wird heruntergespielt. Auch Tatas Mutter begründet den Tod des 13 Jahre alten Anucha nicht mit der Brutalität des Sports, sondern damit, dass der Schiedsrichter damals nicht schnell genug eingegriffen habe.

Nicht selten bringen die jungen Boxer, die häufig aus armen Verhältnissen kommen, einen Großteil des Familieneinkommens nach Hause. Auch Tata gibt das Geld an seine Mutter ab, wie er Reuters berichtet. „Ich bin stolz, ein Boxer zu seiner, und Geld für meine Mama zu verdienen“, sagt der neun Jahre alte Junge. Von seinem Einkommen habe sie ihre Schulden abbezahlen können, sagt die Mutter. Auch die ältere Schwester des Jungen ist als Boxerin aktiv. Die Preisgelder liegen für die Jüngsten zwischen 300 bis 500 Baht (acht bis 13 Euro). Für arme Reisbauern aus dem thailändischen Norden, woher die Boxer oft stammen, ist das ein nicht unerhebliches Einkommen. Der Boxsport ist damit auch für die Kinder ein Fluchtweg aus der Armut. Wie viele von ihnen wartet auch Tata derzeit darauf, dass er bald wieder in den Ring steigen darf. Aufgrund der Corona-Pandemie sind vorerst alle Wettkämpfe abgesagt worden.

Der neunjährige Muay-Thai-Boxer Pornpattara Peachurai, bekannt unter seinem Kampfnamen Tata Por Lasua trainiert in einem Boxclub in Bangkok.


Der neunjährige Muay-Thai-Boxer Pornpattara Peachurai, bekannt unter seinem Kampfnamen Tata Por Lasua trainiert in einem Boxclub in Bangkok.
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Bild: Athit Perawongmetha/Reuters

In einem Hinterzimmer werden die Boxer im Kindesalter bandagiert und auf ihre Kämpfe vorbereitet.


In einem Hinterzimmer werden die Boxer im Kindesalter bandagiert und auf ihre Kämpfe vorbereitet.
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Bild: Athit Perawongmetha/Reuters

Der Neunjährige, Kampfname Tata Por Lasua, steht vor einem Kampf in seiner Ringecke.


Der Neunjährige, Kampfname Tata Por Lasua, steht vor einem Kampf in seiner Ringecke.
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Bild: Reuters

Die 40-jährige Mutter des kleinen Boxers feuert ihren Sprössling an.


Die 40-jährige Mutter des kleinen Boxers feuert ihren Sprössling an.
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Bild: Athit Perawongmetha/Reuters

Yodpetch-eak und Bensin üben bereits im Kindesalter die harte Kampfsportart Muay Thai-Boxen aus. Hier ein Kampf im Rangsit Box-Stadion, nördlich von Bangkok.


Yodpetch-eak und Bensin üben bereits im Kindesalter die harte Kampfsportart Muay Thai-Boxen aus. Hier ein Kampf im Rangsit Box-Stadion, nördlich von Bangkok.
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Bild: Athit Perawongmetha/Reuters

Khundej Burapha-Starnation, 11 Jahre alter Muay Thai-Boxer trainiert mit einem Gewicht seine Nackenmuskulatur.


Khundej Burapha-Starnation, 11 Jahre alter Muay Thai-Boxer trainiert mit einem Gewicht seine Nackenmuskulatur.
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Bild: Athit Perawongmetha/Reuters

Eine Gruppe von noch kindlichen Thai-Boxern trainiert in einer Halle in der thailändischen Provinz Chachoengsao nahe Bangkok.


Eine Gruppe von noch kindlichen Thai-Boxern trainiert in einer Halle in der thailändischen Provinz Chachoengsao nahe Bangkok.
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Bild: Athit Perawongmetha/Reuters

Training und Aufwärmen im Ring


Training und Aufwärmen im Ring
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Bild: Athit Perawongmetha/Reuters

Am Morgen vor der Schule wird zum Schutz vor einer Covid-19-Infektion Pornpattara Peachurais Körpertemperatur gemessen.


Am Morgen vor der Schule wird zum Schutz vor einer Covid-19-Infektion Pornpattara Peachurais Körpertemperatur gemessen.
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Bild: Athit Perawongmetha/Reuters

Wenn er nicht im Ring steht und mit seinen Boxkämpfen Geld verdient, hilft er am Imbissstand in Bangkok seiner Mutter im Straßenverkauf.


Wenn er nicht im Ring steht und mit seinen Boxkämpfen Geld verdient, hilft er am Imbissstand in Bangkok seiner Mutter im Straßenverkauf.
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Bild: Pornpattara Peachurai

Der Junge versucht in seinem Zuhause, einer Unterkunft in einem Trainingsklub, bei Licht und neben einem laufenden Fernseher einzuschlafen. Seine Schwester Poomrapee, ebenfalls Boxerin, hantiert mit ihrem Mobiltelefon.


Der Junge versucht in seinem Zuhause, einer Unterkunft in einem Trainingsklub, bei Licht und neben einem laufenden Fernseher einzuschlafen. Seine Schwester Poomrapee, ebenfalls Boxerin, hantiert mit ihrem Mobiltelefon.
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Bild: Athit Perawongmetha/Reuters

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