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Risotto in Ruhe

Torcello ist all das, was man nicht mit Venedig verbindet: kein Gedränge, keine Selfie-Sticks, keine Karnevalsmasken und kein Bellini aus der 0,2l-Flasche. Die Insel in der nördlichen Lagune von Venedig ist näher am Festland als an der Rialto-Brücke. Im Mittelalter lebten hier einmal bis zu 10.000 Menschen. Dann versumpfte die Insel, sie wurde verlassen, die Häuser wurden abgetragen. Deshalb stehen hier heute fast keine Häuser mehr – nur eben zwei Kirchen aus dem elften Jahrhundert, die regelmäßig Touristengruppen anlocken. Die meisten passieren dabei die Locanda Cipriani und stolpern vielleicht kurz über den Namen, den sie zwar mit Venedig in Verbindung bringen, jedoch eher mit dem Luxushotel, das George Clooney vor sechs Jahren exklusiv für seine Hochzeit mietete – nicht aber mit dem rustikalen Gasthaus.

Dabei gehören beide tatsächlich zusammen, zumindest taten sie das lange Zeit: Die Locanda und das Hotel wurden von Giuseppe Cipriani gegründet, dem wahrscheinlich bekanntesten Venezianer neben Marco Polo, Tizian und Vivaldi. Mit „Harry’s Bar“ nahe dem Markusplatz hatte er in den Zwanzigern den Grundstein für sein Imperium gelegt, ein paar Jahre danach auf Torcello die Locanda gekauft und dann erst das Luxushotel auf der anderen Seite des Canal Grande eröffnet. Dass es in allen drei Lokalen den besten Bellini der Stadt gibt, ist das einzige, was die drei Häuser heute noch verbindet. Denn mittlerweile haben alle unterschiedliche Eigentümer, und nur die Bar und die Locanda sind noch in Familienhand.

Grüße von Prominenten im Gastraum

Bonifacio Brass steht im blau-weiß-gestreiften Anzug mit einer passenderweise pfirsichfarbenen Krawatte im Garten der Locanda. Die Sonne scheint, die Tische auf der Terrasse sind voll besetzt mit Gästen. Keiner spricht zu laut, alle wirken so zufrieden, wie man es nur sein kann, wenn einen ein Risotto für 23 Euro finanziell nicht aus der Fassung bringt. Es riecht nach frischem Gras, die Bäume tragen reife Granatäpfel, so rot wie der Hibiskus in der Hecke. Nicht einmal im Dezember bieten die Giardini der Biennale mehr Ruhe als dieser Ort in der Hauptsaison.

Die pfirsichfarbene Krawatte passt zum Ambiente: Bonifacio Brass, der Enkel von Giuseppe Cipriani, ist der Herr der Locanda.


Die pfirsichfarbene Krawatte passt zum Ambiente: Bonifacio Brass, der Enkel von Giuseppe Cipriani, ist der Herr der Locanda.
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Bild: Thorsten Konrad

Bonifacio Brass ist der Enkel von Giuseppe Cipriani. Seine Mutter Carla Cipriani war von 1957 bis zu ihrem Tod 2006 mit dem italienischen Filmemacher Tinto Brass verheiratet. Er stellt sofort klar: „Ich hatte nie ein Problem, dass ich den Nachnamen meines Vaters trage.“ Nach dem Studium hatte Brass in Fotostudios in Rom gearbeitet. Die Locanda leitet er, seit er 39 Jahre alt ist. Von klein auf schon hat er aber einige der bekanntesten Gäste mitbekommen.

Im holzvertäfelten Gastraum hängen die Grüße von Prominenten. Lady Diana ist darunter. Der ehemalige französische Staatspräsident Valéry Giscard d’Estaing bedankt sich für einen vergnüglichen Aufenthalt im Sommer 1980. Elton John grinst von einer Autogrammkarte. Und natürlich: Ernest Hemingway, der unmittelbar nach der Eröffnung angereist war und mehr als einen Monat blieb. Im Herbst 2019 war Hillary Clinton in der Locanda zu Gast, während sie die Kunst-Biennale in Venedig besuchte.

„Der einzige Luxus, den wir hier haben, ist der Luxus der Einfachheit“, sagt Bonifacio Brass. Man sollte abschließend noch sagen, dass das Gemüserisotto mit wilden Kräutern aus dem Garten wirklich köstlich ist. Noch besser ist nur die Abgeschiedenheit von Torcello.

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