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#Russland hat den Informationskrieg verloren

„Russland hat den Informationskrieg verloren“

Russlands Propaganda zieht einfach nicht. An dem Tag, an dem russische Soldaten in die Ukraine einmarschieren, steht auf der Seite des Verteidigungsministeriums im Netzwerk Vkontakte nur ein Video von Generalmajor Igor Konaschenkow. Der Sprecher des Ministeriums trägt Uniform, eine randlose Brille und steht vor einer Karte der Ukraine. Man habe „eine Spezialoperation zum Schutz der Volksrepubliken Donezk und Luhansk“ begonnen, erklärt Konaschenkow kühl, „in Übereinstimmung mit der Entscheidung des Oberbefehlshabers“. Das war’s.

Morten Freidel

Redakteur in der Politik der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung

Es folgen Fotos von Übungen einer Spezialeinheit in Nowosibirsk, man sieht Tarnuniformen, Gewehre, grimmige Gesichter. In den Tagen danach informiert das Ministerium über seine Nordflotte, die in der Barentssee übt, ein U-Boot zu versenken, und teilt Fotos von einer Militärparade in Moskau. Zwischendurch sieht man wieder Sprecher Konaschenkow, der von der Armee eingenommene Orte abliest, als rufe er Leute in einem Wartezimmer auf.

Erst fünf Tage nach dem Angriff steht auf der Seite des Verteidigungsministeriums ein Video, das Soldaten in der Ukraine zeigt. Sie sitzen in einem Kampfhubschrauber, die Gesichter verpixelt, verschneite Dörfer ziehen vorbei, dann landen sie auf einem Feld. „Die Arbeit der Heeresfliegertruppe während einer Spezialoperation“ steht darüber. Nirgendwo sind Kämpfe zu sehen, nicht einmal Rauch. Von einem Krieg keine Spur.

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Einst war der Kreml gefürchtet für seine Propaganda. Nachdem russische Soldaten 2014 die Krim besetzt hatten, fluteten Aktivisten die sozialen Netzwerke mit Falschnachrichten, die haften blieben. Noch Monate später diskutierten Politiker der Linkspartei in Deutschland lieber über Nazis auf dem Majdan als über das, was auf der Halbinsel geschehen war. Russische Propagandisten beeinflussten die Wahlen in Amerika, in Frankreich, in Europa. In diesem Fall aber wirken ihre Botschaften kraftlos. Warum?

Von einem „Blitzkrieg“ ist die Rede

Es ist schwierig, Geschichten aus einem Krieg zu erzählen, der keiner sein soll. Das ist ein Grund für Russlands Scheitern. Ein anderer ist, dass die Verantwortlichen bei den westlichen sozialen Netzwerken gewappnet waren. Am Tag der Invasion zum Beispiel teilen russische Propagandisten bei Telegram Filmchen, die sich alle merkwürdig ähnlich sind.

Ein Soldat tritt aus dem Wald heraus, offenbar ein ukrainischer, er schwenkt eine weiße Fahne. „Viele ukrainische Soldaten weigern sich, den befohlenen Widerstand zu leisten“, steht unter dem Video. „Ukrainische Soldaten wechseln über zur Lugansker Volksmiliz“, steht unter einem anderen, das aussieht, als sei es im selben Waldstück aufgenommen worden. Wenn alles vorbei sei, dürften die Soldaten nach Hause gehen.

Russische Propaganda-Grafik. „Das ist der Unterschied“ steht darüber.


Russische Propaganda-Grafik. „Das ist der Unterschied“ steht darüber.
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Bild: Screenshot Telegram

Die Beiträge lassen keinen Zweifel daran, wann das sei: sehr bald schon, womöglich noch am selben Tag. Von einem „Blitzkrieg“ ist die Rede, von Luftkämpfen über Kiew. Ein Foto macht die Runde, auf dem ein Mann eine russische Fahne hisst, angeblich am Rathaus von Charkiw. Zu diesem Zeitpunkt sind Russlands Soldaten nicht einmal in der Nähe der Stadt. Die Botschaft von alldem ist klar: Die Ukrainer stehen einer gewaltigen Übermacht gegenüber, sie haben keine Chance. Sie können nur aufgeben.

Doch das verfängt nicht, ukrainische Soldaten legen ihre Waffen nicht nieder. Wenige Tage später gibt der Konzern Meta, zu dem Facebook gehört, bekannt, man habe eine Reihe russischer Seiten gelöscht. Auf ihnen hätten sich Propagandisten als Journalisten in Kiew ausgegeben. Eine Hackergruppe mit dem Namen Ghostwriter habe sie unterstützt. Analysten gehen davon aus, dass sie aus Belarus kommt.

Freiwillige entlarven Fälschungen binnen Stunden

Ihre Mitglieder gehen immer gleich vor. Sie versuchen, in die Accounts von Influencern in den sozialen Medien einzudringen und darüber Falschinformationen zu verbreiten. So erreichen die Fakes mehr Leute, und weniger hinterfragen, was sie sehen. Welche Geschichten genau die Hacker und Propagandisten in die Welt setzten, sagt Meta nicht. Nur ein Video erwähnt der Konzern: von einem angeblich ukrainischen Soldaten, der am Waldrand eine weiße Fahne schwenkt.

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