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#Schaufenster und Balkone: Für diese Ausstellungen braucht ihr kein Ticket

Schaufenster und Balkone: Für diese Ausstellungen braucht ihr kein Ticket

Es sind schlechte Zeiten für die Kunst in Berlin. Museen und Gedenkstätten sind dicht, und steigt die Inzidenz über 150, müssen auch Galerien schließen. Liegt sie darunter, erfordert der Besuch einen Termin und einen negativen Test. Es gibt aber auch Ausstellungen, für die es all das nicht braucht: Kunst draußen, kleine Ausstellungen im Schaufenster, Happenings am Balkon und Bilder im öffentlichen Raum. Eine Momentaufnahme.


Die Balkone 2

"Untitled (our time)" heißt David Rychs Beitrag zu "Die Balkone 2". Foto: David Rych/Die Balkone
„Untitled (our time)“ heißt David Rychs Beitrag zu „Die Balkone 2“. Foto: David Rych/Die Balkone

Wir sind nicht außen vor, was Vorurteile über den Stadtteil anbelangt: Einer unserer Autoren sieht den unaufhaltsamen Niedergang von Prenzlauer Berg. Und unsere Autorin zog vom Wedding nach Prenzlauer Berg und gewöhnt sich nur langsam. Berlins Kunst ist hier aber nach wie vor lebendig, Künstler:innen geben sich hier buchstäblich die Klinke in die desinfizierte Hand. Die Aktion „Die Balkone“ (Untertitel dieses Jahr: „Scratching the Surface“) findet nun zum zweiten Mal statt und reflektiert sich selbst: Auf den Balkonen und in den Fenstern in Prenzlauer Berg setzen sich mehr als 40 Installationen und Kunstwerke mit Privilegien, Gentrifizierung und dem eigenen Mikrokosmos auseinander. Unter den 30 Teilnehmenden sind der Berlin-Biennale-Leiter Kader Attia und Yael Bartana, deren Einzelausstellung im Jüdischen Museum verschoben werden musste. Entlang ihrer Balkonsimse dürften alle, die gerade ohne Kunst sind, etwas Trost finden.

  • Die Balkone 2 Prenzlauer Berg, Fr 30.4., 26–19 Uhr, Sa 1.5. + So 2.5., 12–19 Uhr, www.diebalkone.net

Galerie Nord | Kunstverein Tiergarten

"15 Buchstaben – 101 Wörter": Über dem Schaufenster der Galerie Nord läuft eine Kunstaktion. Foto: Penelope Wehrli, 2021
„15 Buchstaben – 101 Wörter“: Über dem Schaufenster der Galerie Nord läuft eine Kunstaktion. Foto: Penelope Wehrli, 2021

Nachts kommt dieses Kunstwerk voll zur Geltung: Die beleuchteten Buchstaben an der Galerie Nord | Kunstverein Tiergarten zeigen immer neue Wortfolgen, ganz neu zusammengesetzt wird der Schriftzug „Brüder-Grimm-Haus“ Abend für Abend zu etwas Neuem. Penelope Wehrlis „15 Buchstaben – 101 Wörter“ weckt täglich ab Einbruch der Dunkelheit Assoziationen mit Comics und Dadaismus.


Klaus Theuerkauf im Schaufenster

Schaufenster Ausstellungen Berlin Klaus Theuerkauf
Klaus Theuerkaufs Plakat ist im Schaufenster des Salon 36 zu sehen. Foto: Klaus Theuerkauf

West-Berliner Subkultur lässt sich ohne Klaus Theuerkauf nur schwer verstehen. Er prägte Kreuzberg in den 1980er-Jahren mit Exzess und Provokation. Vor einigen Jahren haben wir uns mit Theuerkauf über Kippenberger, Kunstkritik und die legendäre Gruppe endart unterhalten. Im Salon 36 zeigt er nun im Schaufenster eine kleine Ausstellung. Das anspielungreiche Plakat, das man stundenlang betrachten kann, gibt es auch zu kaufen. Direkt gegenüber im Feinkostladen Hillmann für 10 Euro. Die Hälfte davon geht ans SO36.

  • Salon 36 neben dem SO36, Oranienstraße 188, Kreuzberg, 29.4. bis 4.5., 12 bis 20 Uhr

Schaukasten im Bahnhof Friedrichstraße

Grégoire Müllers Werke finden sich nicht nur im New Yorker Museum of Modern Art und in der Kunsthalle Zürich, sondern auch am Bahnhof Friedrichstraße. Der Schaukasten, in dem in unregelmäßigen Abständen und ohne explizites künstlerisches Programm Kunst im öffentlichen Raum ausgestellt wird, befindet sich auf dem Weg der U6-Bahnnsteige zur S-Bahn. Hinter dem Glas blickt derzeit der „Blond Angel“ des schweizerischen Malers den Fahrgästen hinterher.

  • Schaukasten Bahnhof Friedrichstraße, Mitte

Gespenster der Geschichte

Die kleinen Totenmasken sind Teil der Arbeit „Gespenster“ von Roland Boden. Foto: Roland Boden

Viele Denkmäler stehen zur Zeit auf dem Prüfstand: Ehrungen für einstige Helden, die die Geschichtsschreibung inzwischen als Kolonialisten, Kriegstreiber kennt. Wie damit umgehen? Der Berliner Künstler Roland Boden greift das Thema auf: in einer Schaufensterschau in der Heinrich-Böll-Bibliothek von Pankow, organisiert im Rahmen des Festivals Art Spring vom Kunstraum Korn. Dabei bezieht sich Bode mit seiner Installation „Gespenster“ auf den KPD-Politiker Ernst Thälmann, dem zu Ehren unweit der Bibliothek zu DDR-Zeiten ein Denkmal gesetzt wurde, das man sehr gut bei einem unserer schönen Spaziergänge durch den Osten Berlins erkunden kann.

  • Heinrich-Böll-Bibliothek Greifswalder Str. 87, Prenzlauer Berg, bis 23.5., Mo–So 0–24 Uhr

Against Nature

"Focus on Abstraction": Der Pavillon am Milchhof zeigt eine Ausstellung, die man auch von außen gut sehen kann. Foto: Carlos Silva
„Focus on Abstraction“: Der Pavillon am Milchhof zeigt eine Ausstellung, die man auch von außen gut sehen kann. Foto: Carlos Silva

An der Schwedter Straße wird es doppelt abstrakt: Die Ausstellungsreihe „Focus on Abstraction“ spannt den Bogen von der Geschichte abstrakter Kunst bis zum Grafikdesign. Der zweite Teil der Reihe trägt den Titel „Against Nature“, vereint Arbeiten von Jessica Buhlmann, DAG und Carlos Silva und ist jederzeit sichtbar. Denn um die Werke im Pavillon am Milchhof zu betrachten, muss man das Gebäude nicht betreten.


Kunst am Kotti: „Südstellium“

Was man am Firmament zu erkennen glaubt, ist immer auch geprägt von den Verhältnissen auf der Erde. Ana Hupe, Barbara Marcel und Matheus Rocha Pitta blicken mit Kunst auf Brasilien in einen anderen Himmel als die Menschen in Berlin. Ihr Projekt „Südstellium“ hängt an den großen Fenstern des Hochbahnsteigs am Kottbusser Tor und verbindet Sternkarten mit (politischen) Perspektiven von der Südhalbkugel.

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  • Südstellium U-Bahnhof Kottbusser Tor, Kreuzberg, bis 10.5.2021

Amygdala

#Schaufenster und Balkone: Für diese Ausstellungen braucht ihr kein Ticket
Im Schaufenster der Bäckerei in Moabit gibt es eine kleine Ausstellung. Zu sehen ist Lila Karbowskas Installation „Amygdala“. Foto: © Baeckerei

Lila Karbowska, geboren 1963 in Polen, lebt seit 1983 in Berlin und schafft Kunst, bei der Funktion und Bedeutung des Materials im Vordergrund stehen. Amygdala bezeichnet jenen Teil des Gehirns, der ganz zentral an der Furchtkonditionierung beteiligt ist und eine wichtige Rolle darin spielt, wie Menschen Gefahren bewerten. Und „Amygdala“ heißt auch Karbowskas Installation, die in der Bäckerei Moabit zu sehen ist – vom Schaufenser hat man einen guten Blick auf das Werk.

  • Bäckerei Moabit Gotzkowskystraße 33, Moabit, 30.4.2021 bis 30.6.2021

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Was liest die Kunstkritik? RL16 gibt mit einer Schaufensterausstellung Antworten darauf. Foto: Jens Ziehe
Was liest die Kunstkritik? RL16 gibt mit einer Schaufensterausstellung Antworten darauf. Foto: Jens Ziehe

Elke Buhr, Isabelle Graw, Hans-Jürgen Hafner, Barbara Hess, Dean Kissick, Andreas Koch, Catrin Lorch, Christiane Meixner, Kito Nedo, Kolja Reichert, Stephen Squibb und Christina Zück schreiben über Kunst – und lesen darüber. Im Schaufenster von RL16, ein neuer Raum für Debatten und Diskurse in der Kunst, wird mit kurzen Statements der aktuelle Stand der Lektüre beleuchet, als kritischer Beitrag zur Zeit sowie als Ablenkung von der Isolation.

  • RL16 Rosa-Luxemburg-Straße 16, Mitte, 23.4.2021 bis 22.5.2021, täglich beleuchtet bis 22 Uhr

Mehr Kunst in Berlin

Nicht verpassen: Online und offline bietet das Gallery Weekend 2021 tolles Kunstprogramm. Künstlerische Vielfalt an der frischen Luft: 12 moderne Plastiken in Berlin. Nicht so gelungen: Diese Skulpturen in Berlin finden wir dumm und hässlich.

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