Nachrichten

#Schauspieler Teo Yoo im Interview: „Ich habe geheult und geschrien“

Inhaltsverzeichnis

„Past Lives“ mit Teo Yoo ist gleich zwei Mal für einen Oscar nominiert. Im Interview spricht der in Köln geborene Schauspieler über seine Kindheit als Sohn einer Arbeiterfamilie im Ruhrgebiet, seinen Durchbruch in Südkorea und was er dort aus Deutschland am meisten vermisst.

Herr Yoo, sind Sie noch regelmäßig in Deutschland?

Meine Eltern leben ja noch in Deutschland, deswegen nutze ich jede Gelegenheit, wenn mich die Arbeit nach Europa führt, auch einen Abstecher zu ihnen zu machen. Ein- bis zweimal im Jahr schaffe ich es eigentlich immer.

Sie selbst wohnen inzwischen seit mehr als 20 Jahren nicht mehr hier. Fühlt sich ein Deutschlandbesuch trotzdem noch an, wie nach Hause zu kommen?

Ich empfinde zumindest eine Nostalgie für Deutschland, vor allem für die Sprache. Aber mein Bezug zum Land hat sich schon sehr verändert. Ich bin vor dem Jahr 2000 hier aufgewachsen, noch mit der D-Mark. Der Euro ist mir also bis heute ein bisschen fremd. Außerdem war Deutsch in meiner Jugend die Sprache der Autorität, der Lehrer oder des Amtes. Da war immer auch eine Portion Ehrfurcht mit im Spiel. Heute merke ich, dass ich die Sprache selbst ganz anders spreche, viel selbst­be­wusster und mit ganz anderem Bezug zu den Mitmenschen.

Merkt man Ihnen in Korea die deutsche Herkunft noch an?

Meine Frau macht manchmal Witze über mich, weil ich angeblich so typisch deutsch bin. Scheinbar denke ich immer logisch und gehe alles theoretisch und schrittweise an. Gerade wenn wir uns streiten. Da rollt sie dann mit den Augen, wenn ich ­sage, dass wir uns doch nicht emotional verausgaben müssen, sondern erst mal alles Schritt für Schritt durchgehen können.

In „Past Lives“ geht es auch um das ­Ge­fühl der Fremde, darum, an mehreren Orten zu Hause zu sein, aber sich doch nirgends je komplett zu fühlen. Dazu haben Sie ja sicherlich einen ganz eigenen Bezug, oder?

Tatsächlich habe ich mich sowohl in Deutschland als auch nach meinem Umzug nach Amerika und schließlich auch in Korea immer irgendwie als Außenstehender empfunden. Nicht direkt als Einzelgänger oder so, denn ich hatte immer schon einen guten sozialen Umgang mit meinen Mitmenschen. Aber es gab immer eine gewisse Melancholie in mir, eine Art Wehmut, weil ich mich stets ein bisschen fremd gefühlt habe, egal wo ich gerade war. Überall passe ich mich an die Umgebung an, in der ich bin, aber es ist immer nur ein Teil von mir, der da zum Vorschein kommt, nie meine ganze emotionale Bandbreite.

Glauben Sie, dass diese Melancholie sich je auflösen wird? Oder bleibt die für ­immer?

Ich kann mir schon vorstellen, dass die immer bleibt. Aber sie entspringt auch nicht ausschließlich der Erfahrung als Immigrationskind. Sie hat auch mit den fünf Jahren zu tun, die wir mal in Königswinter im Siebengebirge gewohnt haben, von meinem zehnten bis 15. Lebensjahr. Damals gab es ein Jahrhunderthochwasser am Rhein, un­ter dem meine Familie sehr gelitten hat. Das war eine sehr prägende Erfahrung, auch für mich. Als Kind so eine Natur­katastrophe mitzuerleben, in einem Land, in dem wir uns eigentlich sicher und aufgehoben fühlten, hat meinen Blick auf das Leben verändert. Plötzlich habe ich gemerkt, dass man falsch denkt, wenn man sich in Sicherheit wiegt und glaubt, alles unter Kontrolle zu haben.

Als Sie damals nach der Schule zunächst in die USA gegangen sind, hatten Sie da schon den Plan, nie zurückzukommen?

Nein, ich wollte eigentlich nur ein Jahr ins Ausland. Mein Plan war, an der Sporthochschule in Köln zu studieren. Das hätte ich auch nach zwölf Jahren Schule mit dem Fachabitur machen können, aber meine Eltern wollten unbedingt, dass ich auch noch die 13. Klasse mache. Meine Bedingung dafür war, dass ich danach ein Jahr in die USA gehen darf, bevor ich mit dem Studium anfange. Als Filmfan, der sich viel mit Al Pacino und Robert De Niro ­beschäftigt hatte, war mir immer wieder der Name des Lee Strasberg Institutes in New York untergekommen. Also hatte ich die Idee, dort einen dreimonatigen Schauspielkurs zu belegen, und die restliche Zeit meines Visums wollte ich damit verbringen, zu jobben und mir die Hörner abzustoßen. Aber dann haben schon die ersten paar Wochen an der Strasberg-Schule mein Leben verändert.

Inwiefern?

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!