#Wie weit fällt die Lira noch?
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„Wie weit fällt die Lira noch?“
Anfang November hatte der türkische Präsident gesagt, sein Land befinde sich in einem „Wirtschaftskrieg“ gegen ein „Teufelsdreieck“ aus Zinssätzen, Wechselkursen und Inflation. Eine Woche später hat Recep Tayyip Erdogan eine weitere Schlacht im „Wirtschaftskrieg“ verloren. Nachdem der Kurs der Lira zu Euro mehrere Tage lang die Marke von 10 getestet hatte, durchbrach sie die am Freitag nachhaltig bis auf Kurse um 10,13 Lira je Euro.
Der Dollar kostete 8,34 Lira und tendierte weiter auf dem schwächsten Niveau aller Zeiten. Drei Monate währt die jüngste Schwächephase der türkischen Landeswährung nun schon. Aber die türkische Regierung lehnt eine deutliche Zinserhöhung zur Stabilisierung der Währung weiterhin ab, denn diese schwäche den Wirtschaftsaufschwung im Land.
Hausgemachte Gründe für Währungsverfall
Finanzminister Berat Albayrak machte stattdessen Unsicherheiten rund um die Präsidentenwahl in Amerika und die Corona-Pandemie für die Währungskrise verantwortlich. Diese hätten den Dollar-Kurs angekurbelt. Tatsächlich gilt ein möglicher Wahlsieg von Joe Biden für die Besserung der schon angespannten türkisch-amerikanischen Beziehungen eher als hinderlich. Andererseits hatten viele Schwellenländer-Währungen zuletzt gegenüber dem Dollar aufgewertet.
Zur Lira haben sich Dollar und Euro im Jahresverlauf um knapp 50 beziehungsweise 60 Prozent verteuert, stärker als gegenüber anderen Schwellenländerwährungen. Deshalb lassen Analysten auch das Argument nicht gelten, die Pandemie sei am Währungsverfall schuld. Sie verweisen vielmehr auf hausgemachte Gründe wie die Schwäche der Notenbank und unkalkulierbare politische Interventionen – nicht zuletzt den andauernd neuen Streitigkeiten mit der EU, die der wichtigste Absatzmarkt für türkische Produkte ist.
Mit seinen Äußerungen habe Albayrak der Lira „einen weiteren potentiellen Sargnagel“ verpasst, urteilte Tatha Ghose von der Commerzbank. Sein Widerstand gegen die Zentralbankpolitik habe zudem Hoffnungen auf eine mögliche Änderung der Zinspolitik zur Bekämpfung der bei knapp 12 Prozent liegenden Inflationsrate zunichtegemacht.
Goldman Sachs schätzte derweil, dass die Türkei in diesem Jahr bislang 101 Milliarden Dollar zur Stützung ihrer Währung ausgegeben habe. Nach Daten der Zentralbank sind die Nettoreserven um gut 2 Milliarden Dollar auf knapp 19 Milliarden Dollar geschrumpft, während die Devisen- und Goldbestände türkischer Bürger auf ein Rekordhoch von 221 Milliarden Dollar gestiegen seien.
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