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#Schlaflos in London: Die AppleTV-Serie „Still Up“

In der AppleTV-Serie „Still Up“ begleiten sich zwei sehr unterschiedliche Figuren durch chaotische Nächte. Das beginnt nervig, endet aber sehenswert.

Schlaf-Apps, Kräutertabletten oder Atemübungen. Hörbücher und Lavendelduft. Härtere Matratzen. Weichere Matratzen. Die guten Ratschläge und teuren Anleitungen sind allüberall, aber nichts will gegen die Schlaflosigkeit helfen, unter der die beiden Londoner Lisa (Antonia Thomas) und Danny (Craig Roberts) leiden. Also videochatten die zwei Nacht für Nacht und vermessen die Unbill des Lebens. Danny hat sich in eine Agoraphobie hineingesteigert und verlässt praktisch nie seine Bude. Lisa ist im Gegenteil so gut wie nie daheim und überlässt ihrem sehr netten, aber etwas langweiligen Freund Veggie (Blake Harrison) die Betreuung ihre Tochter Poppy.

Bloß nicht das Leben an sich ran lassen

Danny nimmt via Handy am Leben, sprich, Lisas Leben, teil, in dem eine chaotische Situation die nächste jagt. Mal muss sie sich vor der Mutter einer Mitschülerin von Poppy verstecken, die ahnt, dass Lisa ihre Tochter mit Windpocken in die Schule geschickt hat. Mal muss sie sich mit einer Hand voll Halbstarker im Bus auseinandersetzen, die ihr ein Kleid mit komplizierter Familiengeschichte entwendet haben. Und mal eiert sie im Vollrausch durch London – Danny an der Strippe, der sie nach Hause zu bugsieren versucht. Danny dagegen gelingt es auch in seinen eigenen vier Wänden nicht, sich das Leben vom Hals zu halten. Unter anderem ringt er mit seinem Nachbarn, einem exzentrischen Katzenliebhaber (Rich Fulcher); mit einem Handwerker, der ausgerechnet in Dannys Badezimmer in eine Lebenskrise schlittert; und mit einer zauberhaften Bekanntschaft aus einer Dating-App, die er mit jeder Äußerung zu vergraulen fürchtet.

Lisa und Danny, die sich einst auf einer Feier über den Weg gelaufen sind und seither dauernd, aber nur via Bildschirm kommunizieren, sind einander Ratgeber, Frustpuffer, Lebenskrücke. Craig Roberts spielt Danny als einen Neurotiker, wie ihn sonst Martin Freeman oft verkörpert – einen typisch britischen Nerd nämlich, der sich selbst peinlich ist und vor lauter Verunsicherung von einem Fettnäpfchen ins nächste tappt. Antonia Thomas’ Lisa dagegen besticht durch ein sonniges Gemüt, aus dem sie den nötigen Optimismus für ihr chaotisches Leben schöpft. Dass die beiden kaum eine Lebenssituation meistern können, ohne das Handy vor die Nase zu heben und den jeweils anderen zu konsultieren, stößt natürlich Freunde und Familie vor den Kopf und führt dazu, dass zahlreiche Szenen in der Abgeschiedenheit verschiedener Badezimmer angesiedelt sind.

Die Figuren lassen Klischees nach und nach hinter sich

Das hat indes nicht nur für die Protagonisten seinen Preis. In den ersten Episoden von „Still Up“ haben Bildschirme eine derart penetrante Präsenz, dass man geneigt sein könnte, entnervt abzuschalten, und besonders die vierte Episode, in der Lisa eine Schlafklinik aufsucht, strapaziert die Zuschauergeduld mit einer Reihe uninspirierter Gags. Doch in diesem Fall lohnt sich das Geduldigsein. Denn danach entwickelt sich Serie zusehends zu etwas Sehenswertem.

Die halbstündigen Episoden der achtteiligen Serie werden interessanter, während die Kommunikation zwischen Danny und Lisa ins Stocken gerät. Die Bildschirme rücken in den Hintergrund, die Figuren schälen sich aus ihren Klischees, die Comedy tritt zugunsten einer Geschichte über die Schwierigkeit zwischenmenschlicher Beziehungen in den Hintergrund.

Das ist überwiegend den herausragenden Schauspielern geschuldet, die auch in den Nebenrollen vor Charme nur so sprühen und neben komödiantischem Timing auch mit echtem Tiefgang spielen können. Besonders von Antonia Thomas („The Good Doctor“) mag man den Blick kaum abwenden, wenn sie als total verstrahlte Lisa London unsicher macht. Die Autoren Steve Burge und Natalie Walter, die selbst von Schlaflosigkeit gepeinigt wurden und sich dadurch zu „Still Up“ inspirieren ließen, finden erst im Laufe der Zeit ihren Stil und ihren Rhythmus. Von da an führen sie ihre Figuren mit virtuoser Sicherheit. Am Ende würde man glatt noch ein paar weitere schlaflose Nächte mit ihnen verbringen.

Still Up ist bei AppleTV+ abrufbar.

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