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#Rupert Stadler will im Audi-Prozess ein Geständnis ablegen




Nach 166 Prozesstagen zeichnet sich in dem Mammut-Prozess das nahe Ende ab. Der Ex-Audi-Chef stimmt einem Deal zu und kündigt ein Geständnis an.

Es ist wie so oft vor Gericht: Die Nachricht – und dieses Mal es ist wirklich eine Nachricht – kommt in etwa so spektakulär daher wie ein grauer Leitz-Ordner. 

Es ist kurz nach 9.30 Uhr, am 166. Verhandlungstag, Sitzungssaal 134, im Justizpalast von München, als die Verteidigung von Rupert Stadler die so kargen, aber entscheidenden Worte spricht. Anwalt Thilo Pfordte bestätigt, dass man der Verfahrensabsprache zustimme. Weitere Erklärungen würden in zwei Wochen folgen. 

Richter Stefan Weickert hatte zuvor zu Protokoll gegeben, auf was man sich im vorausgehenden Rechtsgespräch verständigt habe: Gegen ein vollumfängliches Geständnis sichert die Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts München II Stadler zu, im Fall einer Verurteilung eine Freiheitsstrafe zwischen eineinhalb und zwei Jahren zu verhängen – ausgesetzt zur Bewährung. Stadler soll zudem 1,1 Millionen Euro an gemeinnützige Einrichtungen oder die Staatskasse zahlen. Die Bewährungszeit für den früheren Top-Manager soll drei Jahre betragen. 

Die Staatsanwaltschaft stimmt dem Deal zu

Die Staatsanwaltschaft stimmt dem Deal zu. Stadlers Verteidiger auch. Und das heißt: Ihr Mandant ist zu einem Geständnis bereit. 

Das ist einerseits nicht mehr ganz überraschend. Denn Ende April hatte die Kammer – nach ihrer vorläufigen Einschätzung – mitgeteilt, der Auffassung zu sein, dass Stadler spätestens im Juli 2016 erkannt haben dürfte, dass die Abgaswerte von Dieselautos manipuliert gewesen sein könnten. Er hätte also der Sache auf den Grund gehen und die Handelspartner informieren müssen. Stattdessen habe er den Verkauf der Autos weiter geduldet und sich damit des Betrugs durch Unterlassen schuldig gemacht.

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Ein angekündigtes Geständnis ist andererseits allerdings ziemlich schlagzeilenträchtig. Denn Stadler, der zwischenzeitlich auch in U-Haft war, hatte die gegen ihn erhobenen Vorwürfe bis zuletzt zurückgewiesen. Stets und vehement. Nun will er also reinen Tisch machen. Erkennbare Regungen sind in diesem entscheidenden Gerichtsmoment nicht an ihm zu beobachten.

Wie wird Stadler sein Vorgehen begründen?

Was er in zwei Wochen selbst sagen oder vortragen lassen wird, dürfte nicht nur in seiner Ingolstädter Heimat und im Altmühltal, wo Stadler geboren ist, viele interessieren, sondern auch sein früheres Audi-Kollegium – nicht zuletzt die Kundinnen und Kunden der VW-Tochter. Interessieren dürfte sich auch der frühere VW-Boss und Ex-Stadler-Vorgesetzte Martin Winterkorn. Er ist am Landgericht Braunschweig wegen des Abgas-Skandals angeklagt. 

Stadler folgt mit seiner Ankündigung dem Beispiel seiner Mitangeklagten. Zwei Ingenieure und der frühere Audi-Motoren-Chefentwickler und ehemalige Porsche-Vorstand Wolfgang Hatz hatten bereits gestanden. Das Verfahren gegen einen der Ingenieure, den Kronzeugen, hatte die Kammer bereits vor Wochen eingestellt. Die Beweisaufnahme wird nun fortgesetzt, im Juni könnte nach Gerichtsangaben ein Urteil fallen. 

Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe übt Kritik

Die Diskussion zum Ausgang dieses Prozesses hat indes längst begonnen – bevor sich Stadler erklärt hat, bevor ein Urteil gesprochen ist und bevor eine Urteilsbegründung vorliegt. Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, sagte unserer Redaktion: „Wir wundern uns sehr über die Nachsicht, mit der Strafverfolgungsbehörden bei so einem erwiesenen Fall mit den Verantwortlichen im Audi-Dieselskandal umgehen. Von dem Deal im Audi-Prozess geht ein fragwürdiges Signal an andere Manager aus, wenn es um eine vorsätzliche Schädigung der Verbraucher, aber vor allem auch der Umwelt, der Gesundheit, des Klimaschutzes und der Luftreinhaltung geht.“ Eine wirklich abschreckende Wirkung, meint Resch, werde dieser Prozess nicht entfalten, wenn der von Medien als größter Industrieskandal in der deutschen Nachkriegsgeschichte bezeichnete Fall mit einem solchen Deal für die Hauptverantwortlichen enden werde und die Angeklagten ihre Strafen aus einem Bruchteil ihrer jährlichen Gehälter bezahlen könnten. Resch sagt: „Wir sind enttäuscht und empört darüber, dass man es Herrn Stadler mit einem Schuldeingeständnis so bequem macht, er hat nicht nur zehntausendfach seine Kunden getäuscht, sondern durch die fortgesetzte Luftverschmutzung die Gesundheit und das Leben unzähliger Menschen geschädigt. Wir hätten uns gewünscht, die deutsche Justiz würde sich ein Vorbild an der Entschlossenheit der amerikanischen Behörden nehmen. Jetzt wird es auf das Urteil ankommen, ob wenigstens betrogene Kunden nach acht Jahren endlich ihr Recht durchsetzen können.“

Der Audi-Abgas-Skandal war 2015 aufgedeckt worden

Der Abgas-Skandal war 2015 aufgedeckt worden. Stand zunächst die Konzern-Mutter Volkswagen im Fokus, richtete sich der Blick der Ermittler im Laufe der Zeit immer mehr auf die Ingolstädter VW-Tochter. Kurz vor Beginn der Jahrespressekonferenz, im März 2017, durchsuchten Fahnder dann die Konzernzentrale in Ingolstadt. Stadler kam später zwischenzeitlich in Untersuchungshaft, dann wieder frei. Im September 2020 begann schließlich, mitten in der Corona-Pandemie, der Prozess gegen ihn und seine drei Mitangeklagten.

Volkswagen und Stadler gehen schon seit Jahren getrennte Wege. Auf ihn folgte an der Audi-Spitze zunächst Bram Schot, der wiederum von Markus Duesmann abgelöst wurde. An VW – es kam zum Vergleich – hat Stadler inzwischen 4,1 Millionen Euro wegen Pflichtverletzung gezahlt. Ein Geständnis hätte keine Auswirkungen mehr darauf. Ein VW-Sprecher erklärte auf Anfrage unserer Redaktion: „Die von der Volkswagen AG abgeschlossenen Vergleiche enthalten keine aufschiebende oder auflösende Bedingung und auch kein Rücktrittsrecht für den Fall eines Geständnisses oder einer strafrechtlichen Verurteilung von Herrn Stadler.“

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