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#Schwäbische Tüftler in der Weltpolitik

„Schwäbische Tüftler in der Weltpolitik“

Als Schauplatz der Weltpolitik drängt sich das Tal auf der Ostalb nicht auf. Die nächste Großstadt ist mehr als eine Autostunde entfernt. Die Ortschaft hat knapp 8000 Einwohner. Sich groß mit Politik zu beschäftigen, ja Kontakte nach Berlin oder Brüssel zu pflegen, oder gar nach Washington oder Peking, hielt man hier am Rande Baden-Württembergs lange nicht für nötig.

Doch auf den ehrwürdigen, 175 Jahre alten Zeiss-Konzern, der sich seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs in das enge, beschauliche Tal an der Grenze zu Bayern zwängt, richten sich in diesen Tagen immer mehr Augen. Hunderttausende haben sich das Youtube-Video eines englischsprachigen Nachrichtenkanals angeschaut, dessen übersetzter Titel lautet: „Ohne dieses deutsche Produkt würde die moderne Zivilisation kollabieren“. Denn Zeiss ist, gemeinsam mit dem ebenfalls schwäbischen Unternehmen Trumpf, der wichtigste Zulieferer der Maschine, die die besten Chips der Welt herstellt. Zeiss liefert für die Maschine, die der niederländische Konzern ASML produziert, die Spiegel, Trumpf die Lasertechnik.

Ringen der Weltmächte

Die Chipindustrie ist derzeit der wohl wichtigste Schauplatz im geopolitischen Ringen zwischen China und dem Westen. Die Maßnahmen, welche die Biden-Regierung Anfang des Monats verhängte, gelten als die weitreichendsten seit vielen Jahren. Es gibt starke Beschränkungen für US-Amerikaner, in Chinas Chipindustrie zu arbeiten.

Manche Hochleistungschips dürfen nicht mehr nach China exportiert werden, das Gleiche gilt für die Maschinen, die für deren Produktion benötigt werden. Es war die nächste Eskalation in dem Streit. Den Export der Maschine von ASML in das Reich der Mitte unterbinden die Amerikaner seit Jahren.

Das beschauliche Örtchen Oberkochen


Das beschauliche Örtchen Oberkochen
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Bild: dpa

Möglich werden diese Maßnahmen, weil der Westen Halbleiter-Technologien hat, die China nicht hat. Die Maschine des ASML-Konzerns, der in den vergangenen Jahren zu einem der wertvollsten Europas aufgestiegen ist, ist das Ass im Ärmel des Westens. Die Maschine nutzt für die Chipproduktion extrem ultraviolettes Licht (EUV), das eine sehr viel kürzere Wellenlänge hat als alles, was davor in der Chipproduktion eingesetzt wurde – 13 Nanometer statt 193 Nanometer.

Es ist die Technologie, die das alte Mooresche Gesetz, wonach sich die Leistungsfähigkeit von Computerchips maximal alle zwei Jahre verdoppelt, „mindestens 10 Jahre am Leben hält“, sagt der Trumpf-Laser-Chef Volker Jacobsen. Beobachter überschlagen sich in ihren Beschreibungen des Ungetüms: „Die komplizierteste Maschine des Kalten Krieges der Tech-Welt“ oder „das wichtigste Unternehmen, von dem Sie noch nie gehört haben“, so werden ASML und seine Maschine von internationalen Kommentatoren beschrieben.

Ein Riesenhangar ohne Staub

Trumpf und Zeiss, die zusammengerechnet etwa zwei Fünftel der Wertschöpfung für die Maschine liefern, sind in der Geopolitik denkbar unwahrscheinliche Akteure. Beide sind regional tief verwurzelte Unternehmen, Zeiss, das Unternehmen aus dem Tal, gehört einer Stiftung, die Forschung und Lehre fördert.

Trumpf gehört der Familie Leibinger, Chefin Nicola Leibinger-Kammüller ist mit einem Vorstandsmitglied verheiratet, mit einem anderen ist sie aufgewachsen, es handelt sich um ihren Bruder. Eigentlich stellt das Unternehmen, das kommendes Jahr hundert Jahre alt wird, Maschinen zur Blechbearbeitung her, die etwa in der Autoproduktion eingesetzt werden. Trumpf hat seinen Sitz in Ditzingen im Speckgürtel Stuttgarts, fast in Rufweite ist die Zentrale des Bosch-Konzerns, dazwischen liegt ein Villenviertel, von dem aus Stuttgarts Wirtschaftselite über die Ebene Richtung Heilbronn schaut.

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