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#Schwarze Frauen agierten oft außerhalb gängiger Geschlechternormen

„Schwarze Frauen agierten oft außerhalb gängiger Geschlechternormen“

Wie lässt sich die ungeschriebene Geschichte der Erfahrung versklavter Menschen darstellen? Und wie können die Schicksale dieser Menschen vor dem Vergessen gerettet werden? In ihrem 2008 erstmals publizierten, höchst einflussreichen Aufsatz „Venus in zwei Akten“, der nun erstmals in deutscher Übersetzung in der schmalen Anthologie „Diese bittere Erde“ vorliegt, denkt die an der Columbia-Universität in New York lehrende Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Saidiya Hartman über die Möglichkeiten nach, das Leben Versklavter während der Überfahrt über den Atlantik zu dokumentieren. Ausgangspunkt des Essays war ihre ein Jahr zuvor erschienene Studie „Lose Your Mother: A Journey Along the Atlantic Slave Route“. In ihr hatte Hartman das Schicksal eines Mädchens geschildert, das 1792 auf dem britischen Sklavenschiff „Recovery“ zu Tode gefoltert worden war, wohl weil es sich geweigert hatte, nackt für den Kapitän zu tanzen. Die Ermordung des Mädchens feuerte in England die Debatte über das Verbot des Sklavenhandels weiter an.

In Hartmans Erzählung dieser brutalen Tötung und der sich daran anschließenden Gerichtsverhandlungen findet beiläufig auch ein anderes versklavtes Mädchen namens „Venus“ Erwähnung: ein zufälliger Aktenfund in der Anklageschrift gegen den – im Übrigen vom Gericht freigesprochenen – Kapitän des Sklavenschiffs. In „Venus in zwei Akten“ greift sie das Schicksal dieses Mädchens wieder auf. Denn es verweise nicht nur auf den physischen Tod, den viele Versklavte während der Überfahrt erlitten. Es stehe zudem für den „sozialen Tod“, welche das Archiv in seinem Unvermögen, schwarze Leben zu dokumentieren, befördere

Interviews mit Psychologen und soziologische Erhebungen

Vor diesem Hintergrund entwirft Hartman in ihrem Aufsatz das Konzept eines „kritischen Fabulierens“. Sie denkt darüber nach, „was hätte sein können“, und beginnt mit einem erfundenen Detail: der Aussage eines Matrosen, der bezeugt, dass die beiden Mädchen befreundet waren. Davon ausgehend, imaginiert sie eine Geschichte von zwei dem Untergang geweihten Versklavten, die ihre Tage an Bord gemeinsam verbringen, Trost in der Gesellschaft der anderen finden. An Ende hält Venus ihre sterbende Freundin in den Armen und flüstert ihr ins Ohr, dass alles gut werde.

Saidiya Hartman: „Diese bittere Erde (ist womöglich nicht, was sie scheint)“.


Saidiya Hartman: „Diese bittere Erde (ist womöglich nicht, was sie scheint)“.
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Bild: August Verlag

Hartman ist sich bewusst, dass eine solche „Gegengeschichte“ vielen als problematisch erscheinen muss. Sie will trotzdem „eine Fantasiegeschichte schreiben, die die Fiktionen der Historiographie übertrifft“. Und doch besteht ein Großteil ihres Essays darin, die Unsicherheit über ihr methodisches Verfahren darzulegen.

Hartmans Intervention machte „das Problem des Archivs“ gleichwohl zu einer zentralen Frage für die Erforschung der atlantischen Sklaverei. Damit verband sich bald die Kritik schwarzer feministischer Forscherinnen an den Standardmethoden der Sozialgeschichte, die als unzureichend erachtet wurden, die Erfahrungen afrikanischer und afrikanischstämmiger Frauen in den Amerikas zu vermitteln. Hartmans jüngstes Buch unternimmt einen weiteren Versuch, diesen Erfahrungen zur Darstellung zu verhelfen.

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