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#Schwarzer Zahn mit Silberrand

Schwarzer Zahn mit Silberrand

Schwarze Zähne wünscht man sich höchstens als Teil des Gruselkostüms zu Halloween. Es sei denn, man ist Zahnarzt – oder Fan des Designs des Frankfurter Möbelherstellern e15. Denn Philipp Mainzer, Architekt und Mitbegründer des Unternehmens, hat aus Anlass eines Jubiläums einen seiner Klassiker in neuem Gewand herausgebracht. Den wahlweise als Beistelltisch oder Hocker genutzten und aus Eichenholz geschnittenen „Backenzahn“ gibt es nun auch in Schwarz. Mainzer wäre allerdings nicht Mainzer, ließe er das mit einer flachen Sitzmulde versehene und durch natürliche Risse im Holz jeweils als Unikat ausgewiesene Möbelstück einfach anstreichen. Etwas raffinierter darf es schon sein für die Firma mit Sitz an der Gwinnerstraße im Osten Frankfurts, einer wenig schicken Gegend.

Thorsten Winter

Wirtschaftsredakteur und Internetkoordinator in der Rhein-Main-Zeitung.

Den Backenzahn gibt es jetzt seit 25 Jahren. Ein Jahr älter ist e15, ehedem gegründet im Londoner East End: E15 als Postleitzahl umfasst etwa West Ham und Stratford. Trotz seines Alters zählt das so vielseitige wie dekorative Möbelstück bis heute zu den meistverkauften Produkten der Frankfurter, wie Mainzer berichtet. „Es ist eine Ikone für uns und bedeutender als die Marke“, sagt der Chef. Die Idee für den schwarzen Backenzahn habe das Team entwickelt. Wobei Mainzer eingesteht: Zum Jubiläum etwas in der klassischen Trauerfarbe, „das passt eigentlich nicht so“. Aber das Ergebnis spreche für das Experiment. Zumal die Nachfrage erfreulich gut sei, wie es heißt, und das Verfahren originell ist.

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„Binnen fünf Minuten färbte sich das Holz schwarz“

Denn schwarz wird das Holz mit einem Trick: Eichenholz enthält Gerbsäure, kommt es mit Stahl in Berührung, färbt es sich an der Kontaktstelle dunkel ein. Die Luftfeuchtigkeit begünstigt die vom Metall hervorgerufene Reaktion, wie Mainzer erläutert. Mit diesem Wissen im Hinterkopf habe das Team dann Stahlwolle in eine Wanne voll mit Wasser und etwas Essig gelegt und anschließend die wässrige Lösung mit einem Pinsel auf einen Backenzahn aufgetragen. Die Folge: „Binnen fünf Minuten färbte sich das Holz schwarz – einfach magic“, berichtet Mainzer und lächelt. Aus seiner Sicht ist das „eine perfekte Story, um auf die Materialität einzuzahlen“, wie er es ausdrückt.

Das Material und seine Eigenschaften beschäftigen e15 immerfort. Und das Team fordert gerne das Handwerk heraus. Steht e15 doch für Massivholzmöbel, ohne aber eine Schreinerwerkstatt zu sein. Vielmehr arbeiten die Frankfurter mit Handwerksbetrieben und Werkstätten der Lebenshilfe zusammen. Insofern hat die Fertigung auch eine soziale Komponente. Als weiterer Beitrag zur Nachhaltigkeit kann man die Liebe zum Holzkern sehen, die Mitte eines Stammes ist laut Mainzer der unberechenbarste Teil des Holzes und werde deshalb im Möbelbau oft weggeschnitten. Für e15, wo jedes Produkt stets nur aus einem Material besteht, ist er hingegen ein wesentlicher Werkstoff.

Nach wie vor kämpfen die Frankfurter mit unliebsamen Nachahmern. In seinem Betrieb zeigt Mainzer mehr als ein Dutzend Plagiate des Backenzahn-Hockers in verschiedenen Größen – und das sei nur eine Auswahl. Mainzer spricht von einer gewissen Routine, die das Abkupfern nach sich gezogen hat, die Anwälte des Unternehmens gehen dagegen vor. Den Gründer ärgert es aber nach wie vor, dass andere Umsatz mit Ideen von e15 machen, ohne die Frankfurter daran zu beteiligen.

Kirchenstühle, Kniebänke sowie ein Priesterstuhl

Auf der anderen Seite strahlt der Ruf von e15 in Institutionen aus, die Laien nicht unbedingt mit Designmöbeln verbinden, Kirchengemeinden zum Beispiel. Für eine in Olpe wurden Kirchenstühle und Kniebänke sowie ein Priesterstuhl geliefert. Mainzer spricht von einer Kleinserie, zu der seine Firma über einen Architekten gekommen sei. „Das ist ein super Markt“, sagt er.

Der Klassiker der Möbel-Designmarke „e15“: Der auch als Tisch verwendbare Hocker „Backenzahn“.


Der Klassiker der Möbel-Designmarke „e15“: Der auch als Tisch verwendbare Hocker „Backenzahn“.
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Bild: Helmut Fricke

Außer mit dem Backenzahn hat e15 auch mit den Entwürfen für den Tisch „Big Foot“, das Tablett „Habibi“, den Stuhl „Houdini“ und einem hohen Sofa-Rücken stilbildend in seiner Branche gewirkt. Deshalb erscheint die Firma größer, als sie mit 28 Beschäftigten und einem immer noch einstelligen Jahresumsatz tatsächlich ist.

Anders als anderen Möbelherstellern spielten die Pandemie und das verbreitete Corona-Cocooning e15 nicht in die Karten, wie Mainzer freimütig sagt. Der Onlineverkauf sei keine große Hilfe für den Vertrieb von Tischen mit Preisen von 6000 bis 7000 Euro. Die Details und handwerklichen Finessen erschließen sich nicht auf Fotos. Die müsse man sehen und berühren. Und es brauche kompetente Erläuterungen durch Fachhändler, wie der Chef sagt. Da fügt es sich, dass Mainzer noch ein Architekturbüro betreibt. Mal läuft das eine Geschäft besser, mal das andere. Zuletzt war er in den USA. Dort stattet er eine Villa mit Möbeln und Accessoires „made in Germany“ im Auftrag dortiger Architekten aus. Vielleicht bekommt auch dieses Haus einen schwarzen Backenzahn.

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