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#Sogar Regierungschef bedroht: Drogenkrieg in den Niederlanden

Sogar Regierungschef bedroht: Drogenkrieg in den Niederlanden

Sind die Niederlande auf dem Weg zu einem Narco-Staat? Der Gedanke liegt nicht fern, wenn man die Aktualität verfolgt. In Amsterdam laufen zwei Megaprozesse gegen kriminelle Banden, die mit Rauschgift ein Vermögen gemacht haben. Wer ihnen dabei in die Quere kam, wurde umgebracht.

Erst waren das nur Konkurrenten und Abtrünnige in den eigenen Reihen. Dann wurde der Kreis immer größer. Ein Anwalt und ein bekannter Journalist wurden mitten auf der Straße ermordet. Zuletzt sollen Leute aus der Szene sogar Mark Rutte ausgekundschaftet haben, den Ministerpräsidenten. Aus den Prozessen weiß man, was das heißt: Wo „Spotter“ auftauchen, sind Killer nicht weit. Die verrichten ihr Werk mit Sturmgewehren, Handgranaten und Panzerfäusten. Das klingt wie Netflix, ist aber niederländische Wirklichkeit.

Der Vorsitzende des Polizeiverbands stellte schon vor zwei Jahren fest, das Land habe „definitiv Charakteristika eines Narco-Staats“. Jan Struijs begründete sein Urteil mit der Verrohung im Milieu und der enormen Schattenwirtschaft. Beides ist die direkte Folge des florierenden Handels mit synthetischen Drogen und mit Kokain. Denn da liegt die Gewinnspanne um ein Vielfaches höher als bei Cannabis. Eine Ecstasy-Pille wird für zwanzig Cent in Limburg hergestellt, aber für zwanzig Euro in Australien verkauft. Allein der Umsatz mit synthetischen Drogen wird auf zwanzig Milliarden Euro Straßenverkaufswert geschätzt. Das Geld weckt grenzenlose Gier und führt zu ebensolcher Gewalt.

Staat erzwang illegales Handeln

Im Handel mit Kokain sind die Containerhäfen in Rotterdam und im benachbarten belgischen Antwerpen zu den mit Abstand größten Umschlagplätzen in Europa geworden. Sie haben spanische Häfen verdrängt, die für Rauschgifthändler in Südamerika lange Zeit das natürliche Tor nach Europa waren. Marokkanische und albanische Clans haben sich als Großhändler an der Nordsee etabliert und beliefern ganz Europa. Das ist kein Zufall, sondern die Folge eines nahezu idealen Geschäftsklimas, das die Niederlande selbst geschaffen haben.

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Grund ist die Liberalität oder besser: Laxheit, die sich im Umgang mit Rauschgift zeigt. Cannabis ist seit 1976 legal, jedenfalls für den Endverbraucher im Coffeeshop. Der Anbau blieb jedoch verboten, wodurch der Staat illegales Verhalten förmlich erzwang. Die Cannabis-Cafés können sich nur auf dem Schwarzmarkt versorgen. Das wirkt wie ein Konjunkturprogramm für Drogendealer. Und die finden auch sonst günstige Umstände vor. Die Niederlande haben eine perfekt ausgebaute Infrastruktur, die europäischen Grenzen sind offen, die Wege nach Deutschland und Frankreich kurz. Hinzu kommt, dass die Strafen so niedrig sind wie kaum irgendwo sonst. Wer mit einem Kilo Heroin erwischt wird, wandert in der Regel nicht länger als ein Jahr hinter Gitter. In Deutschland und Spanien sind es mindestens drei Jahre, in Griechenland sogar zehn.

Nicht mehr nur eine Mafia-Gruppe

Ein Narco-Staat im engeren Sinn sind die Niederlande deshalb aber noch nicht. Analytisch ergibt der Begriff nur dann einen Sinn, wenn organisierte Kriminalität staatliche Strukturen erfolgreich unterwandert. Ein Drogenbaron wie Pablo Escobar war auf dem Höhepunkt seiner Macht Abgeordneter im Stadtrat von Medellín und im kolumbianischen Parlament. Er genoss Immunität, konnte Richter und Politiker bestechen, eine Luxusfarm mit Privatzoo betreiben. Von solchen Verhältnissen sind die Niederlande weit entfernt. Die Behörden haben lange Zeit weggesehen, doch sind sie inzwischen aufgewacht.

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So muss sich Ridouan Taghi vor Gericht verantworten, nach dem als gefährlichster Verbrecher des Landes gefahndet worden ist. Seine rechte Hand steht kurz vor der Auslieferung aus Kolumbien. Die Ermittler haben es mehrmals geschafft, die Dienste der Anbieter verschlüsselter Datendienste zu knacken. Zeitweilig konnten sie in Echtzeit mitlesen, wie Geschäfte und Rachemorde geplant werden. Das hat ihr Bild vom modernen Handel verändert. Heute ist es nicht mehr eine Mafia-Gruppe, welche die gesamte Lieferkette beherrscht, vom Kokabauern bis zum Endverbraucher. Vielmehr greifen viele Akteure wie Zahnräder ineinander. Sie kennen sich nicht, spezialisieren sich auf bestimmte Dienste und agieren global. Das geht nur mit moderner Kommunikation, und das macht sie verwundbar.

In den vergangenen zwei Jahren haben die Ermittler der organisierten Kriminalität schwere Schläge verpasst. Dadurch sind die Banden unter Druck geraten. Nur so ist es zu erklären, dass sie nun sogar den Regierungschef bedrohen. Um den Sumpf wirklich trockenzulegen, muss der Staat aber auch die strukturellen Vorzüge beseitigen, die er selbst geschaffen hat. Das betrifft die Grauzone, die durch die halbe Legalisierung von Cannabis entstanden ist, und die viel zu geringen Strafen für Rauschgiftbesitz. Am Anfang sollte der Abschied von einer Illusion stehen: dass man in einer global vernetzten Welt eine Kiffer-Oase sein könne, ohne Leute anzulocken, die mit harten Drogen ihr Geld verdienen.

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