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#Sehnsucht nach Vergeltung

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Sehnsucht nach Vergeltung

Es mag gerade an so ziemlich allem Mangel herrschen im Libanon, aber offensichtlich nicht an Munition. Über Stunden hallt das Krachen von Sturmgewehrsalven in den Straßen Beiruts wider, irrsinnig laut, weil die abgasgrauen Häuserschluchten wie ein Verstärker wirken. An den Straßenecken stehen die Leute zusammen, schauen dem Spektakel zu, das hier zur üblichen Folklore gehört. Zum Ende des Schuljahres, bei Hochzeiten. Zu Beerdigungen, wie an diesem Tag, der aber keiner der üblichen Tage ist. Es werden zwei Männer und eine Frau zu Grabe getragen, die zur Anhängerschaft der Schiitenorganisation Hizbullah gehören.

Sie wurden getötet, als am Donnerstag nur wenige Straßen weiter, eine ähnliche Geräuschkulisse über der Szenerie lag. Aber da schossen die Milizionäre nicht in die Luft, sondern auf Menschen. Beirut war von Gefechten erschüttert worden, wie sie die Stadt schon lange nicht mehr erlebt hat. Ein Protestzug der Hizbullah, der als Machtdemonstration gedacht war, artete in eine Gewaltorgie aus. Und wie immer, wenn die Hizbullah Verluste zu beklagen hat, steht sofort die Frage im Raum, wie wohl deren Vergeltung ausfallen wird.
 
Die Vergeltungssehnsucht ist in der Menge vor dem „Al Hawra Zainab“-Friedhof, klar dominiert von Männern im besten Kämpferalter, ist mit den Händen zu greifen. „Keine Angst vor den Kugeln“, witzelt einer von ihnen. „Die gehen alle in Ain al-Remmaneh runter.“ Das nahe Viertel, von dem er spricht wie von einem verfeindeten Land, ist eine Bastion jenes Mannes, dem die Leute hier die Schuld am Tod ihrer Mitstreiter geben: Samir Geagea, christlicher Warlord aus Bürgerkriegszeiten, Anführer der „Forces Libanaises“, erbitterter Feind der Hizbullah. Seine Heckenschützen, so stellt es auch die Hizbullah-Führung dar, hätten am Donnerstag auf die Demonstranten gefeuert.

Angriff auf Fernsehteam

Den Hass der Menge bekommt auch ein Fernsehteam zu spüren, das für einen Geagea-treuen Sender arbeitet. Der Mob geht auf die Reporter los, und während diese zurückweichen, ertönen die üblichen Verwünschungen: „Samir Geagea Zionist.“ Für die Hizbullah-Anhängerschaft, für die Hass auf Israel zum ideologischen Markenkern gehört, ist das womöglich die ultimative Beleidigung. „Geagea ist ein Verbrecher“, sagt einer der hizbullahtreuen Beerdigungsbesucher, der sich bewusst mit einem Allerweltsnamen vorstellt. „Das waren friedliche Demonstranten“, fügt er mit einer Empörung an, die echt wirkt.  
 
Das entspricht der Erzählung, die seine Organisation jetzt verbreitet: Sie sei Opfer einer sinistren Kampagne und einer ausländischen Verschwörung. Die Zeitung Al Akhbar hat das auf die Spitze getrieben, indem sie mehreren ausländischen Botschaftern, auch dem deutschen, unterstellte, sie hätten schon vorher gewusst, was am Donnerstag passieren würde. Solche Propaganda passt aber nicht zu den Videoaufnahmen vom Tag der Gefechte, die zeigen, wie Bewaffnete aufmarschieren und wie vermeintlich friedliche Demonstranten in Seitenstraßen randalieren, die mit Sicherheit nicht auf der Route des Protestzugs lagen.

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