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#Selbst die Häfen sind im Lockdown

Selbst die Häfen sind im Lockdown

„Ayis“ sind in Schanghai nur noch schwer zu bekommen. Die Dienste der Haushaltshilfen, deren chinesische Bezeichnung wortwörtlich für „Tante“ steht, sind so gefragt, dass deren Stundenlohn in der 25 Millionen Einwohner zählenden Metropole im vergangenen Jahr bei Leiharbeitsfirmen um ein Drittel gestiegen ist.

Auch die Mietpreise klettern in den Innenstadtlagen auf Höhen, die sonst nur in den besten Gegenden Londons und New Yorks erreicht werden. 90-Quadratmeter-Apartments für 4000 Euro im Monat gingen ohne eine einzige Besichtigung weg, berichten Makler: „Wer es sich in China leisten kann, der zieht nach Schanghai.“

Die Omikron-Variante des Coronavirus hat die Stadt für Chinesen erst richtig attraktiv gemacht. Seit die Gefahr einer massenhaften Ausbreitung der leicht zu übertragenden Virusvariante in dem riesigen Land nicht mehr zu leugnen ist, drohen Lockdowns und Massentests die Freiheit und das Wohlbefinden der Bürger in Chinas Millionenstädten massiv zu beeinträchtigen. Schanghai, traditionell ohnehin Chinas liberalste Stadt, hat bisher auf vereinzelte Ausbrüche für chinesische Verhältnisse vergleichsweise milde reagiert und nur Anwohner einzelner Wohnanlagen in Quarantäne geschickt, wenn einer der oftmals Hunderten von Nachbarn als Corona-Verdachtsfall eingestuft worden ist. Am Donnerstagabend war das in einem Bubble-Tea-Laden in der Yuyuan-Straße der Fall, nachdem die Behörden fünf neue Fälle gemeldet hatten.

Container fahren Umwege mit Folgen

Dass es in China zwei Jahre nach Ausbruch des Coronavirus in Wuhan als Standortvorteil gilt, wenn das Risiko etwas geringer ist, des Nachts von Parteihelfern in Schutzanzügen aus dem Schlaf gerissen und anschließend wochenlang in zentralisierter Hotelquarantäne eingesperrt zu werden: Das lässt die Weltwirtschaft fürchten um die Entwicklung des Landes, das nicht mehr nur Werkbank ist, sondern insbesondere für deutsche Unternehmen längst auch größter Markt. Nach dem 13 Millionen Einwohner zählenden Xi’an steht nun auch die 14-Millionen-Stadt Tianjin unweit Pekings weitflächig unter Quarantäne, nachdem dort bis Mittwoch 40 Ansteckungsfälle registriert wurden.

Der europäische Flugzeughersteller Airbus hat sich in der Hafenstadt ebenso angesiedelt wie Siemens und die deutschen Automobilzulieferer Schaeffler und Mahle. Der japanische Autobauer Toyota hat den Betrieb in seinen Werken am Montag eingestellt, weil von seinen Zulieferern keine Teile mehr kamen – deren Beschäftigte standen für die behördlich angeordneten Massentests an.

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Volkswagen, dessen Absatz im wichtigsten Markt China infolge des Mangels an Halbleitern ohnehin schon rapide zurückgeht, hat zwei Werke in Tianjin dichtgemacht. Ein Besucher der Stadt hat die Omikron-Variante inzwischen in die nordöstliche Hafenstadt Dalian eingeschleppt, die sieben Millionen Einwohner hat und wie Tianjin zu den 20 größten Containerumschlagplätzen der Welt zählt. Frachter aus allen Teilen der Erde weichen nach Schanghai aus, was Staus und tagelange Verzögerungen des Warentransports nach sich zieht.

Keine Flüge von Amerika nach China

Um gerade mal 3,6 Prozent ist die chinesische Wirtschaft nach Schätzung der Bankökonomen im vierten Quartal des vergangenen Jahres gewachsen; die offizielle Zahl verkündet Pekings Statistikamt am Montag. Omikron, gegen das die chinesischen Vakzine kaum wirken, könnte die Konjunktur noch viel stärker schwächen, glaubt etwa Goldman Sachs und kürzte am Mittwoch seine Prognose für Chinas Wachstum im Jahr um 0,5 Punkte auf 4,3 Prozent – wobei Bankökonom Hui Shan eine lockerere Geldpolitik von Chinas Zentralbank und milliardenschwere Konjunkturhilfen der Regierung in dieses Szenario schon eingerechnet hat.

Obwohl die Zahl der Omikron-Fälle winzig ist im Vergleich etwa zu den Vereinigten Staaten, erscheint ein landesweiter Lockdown in China nicht mehr unmöglich. Dass am 4. Februar in Peking die Olympischen Winterspiele beginnen, erhöht nur den Druck auf die Regierung, der Welt die Überlegenheit der eigenen Null-Covid-Strategie zu beweisen.

Wie unbeeindruckt Peking von Kritik an den drakonischen Maßnahmen ist, hat es gezeigt, indem es 70 Flüge aus den USA nach China gestrichen hat. Dass es erstmals seit Anfang der Achtzigerjahre praktisch keinen Linienflug aus den Vereinigten Staaten in die Volksrepublik gibt, hat Washington verurteilt. In die Hauptstadt Peking zu reisen ist allerdings selbst aus Schanghai schwierig. Das trägt seit Donnerstagabend einen „Stern“ – und gilt als Stadt mit Risiko.

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