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#Selbst ist der Agent

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Wer schon als Kind damit konfrontiert wird, dass sein Akzent zum sozialen Ausschluss führt, kann sich entweder in die Außenseiterposition fügen oder ein Talent zur Mimikry entwickeln. Pierce Brosnan tat beides. Als der 1953 in Drogheda geborene Ire mit elf Jahren zu seiner geschiedenen Mutter nach London zog, wo sie als Krankenschwester Geld verdiente, hänselten ihn die Klassenkameraden wegen seiner irischen Aussprache des Englischen. Die Außenseiterrolle lehrte ihn, sich nicht einschüchtern zu lassen.

Mit Anfang 20 hatte er sich auf Londons Bühnen bereits einen Ruf erspielt, der den Dramatiker Tennessee Williams dazu brachte, ihn 1977 für die Englandpremiere seines Stücks „The Red Devil Battery Sign“ auszuwählen. Der Erfolg war beachtlich. 1982 ging Brosnan nach Los Angeles, wo man ihm einen Siebenjahresvertrag für die Fernsehserie „Remington Steele“ angeboten hatte.

In der Hauptrolle des Hochstaplers, der zum Privatdetektiv wird, konnte er durch sein Rollenwechseltalent als reine Sprechleistung brillieren: Schon in der ersten Folge stellt er sich mit breitem Akzent als Agent aus Südafrika auf der Jagd nach gestohlenen Diamanten vor, lässt die Sprachfärbung aber sofort fallen, als er dem Ermittler, dessen Identität er sich geliehen hat, gegenübersteht – er begrüßt ihn mit Handschlag und einem waschechten Westküstenamerikanisch.

Ein Bond für die Neunzigerjahre

Das Publikum liebte den schwindelnden Detektiv, doch Brosnan hatte einen größeren Traum, und der trug den Namen Bond. Am liebsten hätte er die Rolle des britischen Geheimagenten direkt nach Roger Moore übernommen, doch vertragliche Bindung verhinderte es. Der britische Shakespeare-Darsteller Timothy Dalton wurde Bond. Nachdem die Mauer gefallen war, erhielt Brosnan die Zusage, doch der Einsatz hatte sich erhöht. Brosnan musste nun diesen Spion des Kalten Krieges in die Neunzigerjahre bringen.

Zum Geburtstag: Bond-Darsteller Pierce Brosnan wird 70.


Zum Geburtstag: Bond-Darsteller Pierce Brosnan wird 70.
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Bild: dpa

Zu Tina Turners Titelsong „Golden Eye“ sah man 1994 die Silhouetten weiblicher Körper mit Vorschlaghämmern sowjetische Denkmäler zertrümmern. Ähnlich angeschlagen war das Image des Geheimagenten. Im MI6-Büro wartete auf dem Chefsessel Judi Dench: „Ich denke, dass sie ein sexistisches, misogynes Saurierrelikt des Kalten Krieges sind, dessen jungenhafter Charme bei mir verschwendet ist.“ Wie legt man eine Rolle bei so viel (interner) Kritik an? Brosnan entstaubte Bond; sein Geheimagent ist weniger Macho, aber nicht weniger selbstbewusst. Er zeigte, dass die Zusammenarbeit mit kompetenten Frauen der Virilität keinen Abbruch tut (in „Der Morgen stirbt nie“ überließ er etwa der Kung-Fu-Kämpferin Michelle Yeoh einen Teil der Actionshow).

So klug wie bei der Ausgestaltung seiner Rollen ging er auch bei der weiteren Karriereplanung vor. 1996 gründete er eine Produktionsfirma, drehte John le Carrés „Der Schneider von Panama“ und die Neuverfilmung der „Thomas Crown Affäre“.

Und er erfüllte sich post Bond ein paar Schauspielträume, sang an der Seite von Meryl Streep im ABBA-Musical „Mamma Mia!“ (2008) und gab für Roman Polanski im Politthriller „Ghostwriter“ (2010) einen cholerischen britischen Ex-Premier. 2022 eroberte er das Superheldenkino-Universum als hellsichtiger Magier „Dr. Fate“ im kolonialismuskritischen „Black Adam“ – eine Akzentverschiebung in der Rollenwahl hin zur Comicverfilmung, bei der er längst nicht mehr Außenseiter unter Anerkannten ist, sondern der Star am Set. Heute wird Pierce Brosnan siebzig Jahre alt.

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