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#Selbstbestimmte Spuren im Sand

„Selbstbestimmte Spuren im Sand“

Baggern gehört bislang nicht zu ihren Kernkompetenzen. Blocken musste sie selten, Zuspielen schon gar nicht. Louisa Lippmann war auf den Angriff spezialisiert, das Verwandeln, das Punkten. Als Diagonalangreiferin gehörte die 27-Jährige zu den besten Hallen-Volleyballspielerinnen der Welt. In Deutschland war sie es unangefochten: Fünf Mal in Folge wurde Lippmann Volleyballerin des Jahres, 162 Mal trug sie das Nationaltrikot. Meist war sie die beste Punktesammlerin.

Es war ihr nicht mehr genug. Es fehlte der „Kick“. Deshalb sucht die coole Blonde mit dem harten Schmetterschlag die berühmte „neue Herausforderung“. Beachvolleyball soll es sein, nachdem sie vor gut drei Wochen scheinbar völlig überraschend ihre Hallen-Karriere für beendet erklärt hatte. Nun muss sie alles können: Schmettern sowieso, aber auch Annehmen, Zuspielen, Blocken – und vor allem immer wieder aufstehen. Denn beim Beachvolleyball müssen beide Partner ackern und sich füreinander in den Sand werfen.

Wunsch nach mehr Selbstbestimmung

Es scheint genau das zu sein, was sie im Mannschaftssport in der Halle zuletzt nicht mehr gefunden hat, auch wenn sie darin durchaus erfolgreich war. Zuletzt gewann die gebürtige Herforderin mit dem italienischen Spitzenklub Savine Del Bene Scandicci den europäischen Challenge Cup. Mit Lok Kaliningrad war sie im Vorjahr russische Meisterin. Auch bei Shanghai Volleys war sie schon aktiv.

„Mein Wunsch nach mehr Selbstbestimmung und Individualität beginnt jetzt“, schrieb sie am Freitag Abend auf ihrer Instagram-Seite. Sie liebe den Volleyball-Sport, könne aber „in der Halle nicht so arbeiten“, wie sie es sich wünsche. Also raus in die Freiheit, das Abenteuer zu zweit. „Für mich beginnt ein neues Kapitel mit dem Wechsel vom Volleyball zum Beachvolleyball in Hamburg.“

Dort, am Bundesstützpunk des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV), wird sie unter anderem auf Star-Trainer Jürgen Wagner treffen, aber auch auf zwei der drei weiteren Nationalteams: Cinja Tillmann/Svenja Müller sowie Sandra Ittlinger/Isabel Schneider. Mit Isabel Schneider hatte Louisa Lippmann 2020 einmal bei Turnier der German Beach Tour einen Schnupperkurs am Strand absolviert.

Nun soll es also dauerhaft der ganzheitliche Kick am Strand sein. Schon an diesem Samstag postete sie ein Foto von sich inmitten einem Haufen Umzugskartons mit dem zielführenden Hinweis: Hamburg. Doch die Hansestadt ist nur dem Zwischenstopp auf dem Weg zum ganz großen Ziel: Und das heißt Paris. Dort werden 2024 die Olympischen Spiele ausgetragen. In der Halle hatte Deutschlands Beste das große Ziel nie erreicht, da die Teams um sie herum einfach nicht stark genug waren. Plätze neun und elf bei Weltmeisterschaften 2014 und 2018 waren die größten deutschen Erfolge der Ära Lippmann.

Hat sich ihren Olympiatraum am Beach erfüllt: Margareta Kozuch (r.) spielte in Tokio mit Laura Ludwig


Hat sich ihren Olympiatraum am Beach erfüllt: Margareta Kozuch (r.) spielte in Tokio mit Laura Ludwig
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Bild: AFP

So individuell ihre persönliche Umsteiger-Geschichte nun erscheinen mag, so ganz neu ist sie nicht. Auch Margareta Kozuch wählte vor fünf Jahren den Weg von der Halle zum Beach. Auch die heute 35-Jährige war Deutschlands beste Angreiferin, nur eine Spielerinnen-Generation früher. Auch sie wurde fünfmal nacheinander zu Deutschlands Volleyballerin des Jahres gewählt, auch sie klapperte Auslandsstationen von Italien über Russland bis China ab, wo sie sich als Diagonalangreiferin gewinnbringend einsetzen konnte. Mit Pomi Casalmaggiore gewann Kozuch sogar die Champions League. Nur mit dem Nationalteam verpasste auch sie stets die Olympischen Spiele.

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Am Beach schaffte sie es dann, allerdings erst nach harten Lehrjahren. Zunächst spielte die Umsteigerin im Team mit Karla Borger, dann heuerte sie bei Laura Ludwig als Netzspielerin an – und schaffte mit der Rio-Olympiasiegerin tatsächlich den Sprung ins Olympische Turnier von Tokio. Im Viertelfinale kam dort 2021 das Aus. Danach erklärte die ausgepowerte Kozuch, sie brauche nun eine „Wettkampfpause“. Und die dauert freilich immer noch an.

Laura Ludwig sucht also abermals eine neue Partnerin. Und Louisa Lippmann, die Leistungssport als ihre „Droge“ bezeichnet, bekannte im Spiegel: „Jeder möchte mit Laura spielen“. Allerdings hat Laura Ludwig erst Anfang dieser Woche ihr zweites Kind zur Welt gebracht. Selbst die super fitte Super-Mum, die sie nun mal ist, pausiert nun noch mindestens bis Herbst. Danach will die 36-Jährige wieder ins Training einsteigen – freilich mit dem klaren Ziel, sich noch einmal für Olympia 2024 zu qualifizieren. Eine Partnerin sucht sie noch.

Fragt sich nur, ob die Zeit für Louisa Lippmann reicht, sich bis dahin alles Grundtechniken am Beach anzueignen, um den Anforderungen der lange Zeit besten Abwehrspielerin der Welt zu genügen? Für Lippmann ist die vage Hoffnung, mit Laura Ludwig ein erfolgreiches Duo bilden zu können, Grund genug, ihr (sportliches) Leben neu zu sortieren.

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