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#Sherpa der Kanzlerin

Sherpa der Kanzlerin

Für den Juristen und Diplomaten Jan Hecker galt die Bezeichnung „Spitzenbeamter“ nicht bloß als Positionsbeschreibung, sondern auch als inhaltliche Feststellung: Er war in der jetzt zu Ende gehenden Legislaturperiode der außenpolitische Sherpa der Bundeskanzlerin, also einer der wichtigsten im Kreis der Abteilungsleiter des Kanzleramts, die den politischen Willen der Führung in praktisches Handeln verwandeln. Und Heckers Weg dorthin war keine geradlinige Verwaltungslaufbahn, sondern eher eine von Wissensdurst, politischer Neugierde, Fleiß und vielfältigstem teilnehmenden Interesse gespeiste Wanderung. Auf dieser Wanderung machte er an sehr vielfältigen beruflichen Stationen Halt, beständig daran war allein, dass es sich um einen soliden Aufstieg handelte.

Hecker stammt aus der Familie eines Marineoffiziers. Er wurde in Kiel geboren und erlebte die Ortswechsel – nach Wilhelmshaven, auch nach Oslo – mit, die Berufssoldaten der Bundeswehr ihren Familien zumuten müssen. Das Studium führte ihn von 1988 an nach Freiburg, Grenoble und Göttingen, es kam ein Postgraduierten-Programm in Cambridge hinzu. Er betrieb es zweigleisig: Neben Jura stand Politische Wissenschaft; in seiner Promotion suchte er beides zu verbinden. Die Dissertation behandelte „Europäische Integration als Verfassungsproblem in Frankreich“ und wies damit schon auf außenpolitische Interessen Heckers hin.

Zunächst wurde er nach dem Referendariat bei zwei großen Anwaltsfirmen tätig, doch schon zwei Jahre später zog ihn die berufliche Neugierde wieder fort. Hecker trat 1999 ins Bundesinnenministerium ein. Es war die Zeit der rot-grünen Bundesregierung und des Bundesinnenministers Otto Schily. Hecker, der damals noch der SPD angehörte, bearbeitete unter anderem Asyl- und Migrationsfragen und unternahm Ausflüge in andere Sachverhalte der Innenpolitik. Für zwei Jahre ließ er sich ans Bundesamt für Verfassungsschutz abordnen.

Hecker begleitete die Kanzlerin auch auf Reisen

Überdies fand er Zeit für eine Rückkehr in die juristische Wissenschaft. Er nahm Lehraufträge an den Berliner Universitäten und an der Viadrina in Frankfurt/Oder wahr. Dort habilitierte er sich 2005 mit einer Untersuchung zur Wirksamkeit staatlicher Wirtschaftsaufsicht, seit 2010 lehrte er als außerplanmäßiger Professor Öffentliches Recht und Europarecht.

Rund ein Jahr später wechselten abermals Heckers juristische Fachgebiete und seine beruflichen Umstände. Er wurde zum Richter ans Bundesverwaltungsgericht berufen und jenem Senat zugeordnet, der sich um Hochschulrecht, Vereins- und Versammlungsrecht, Waffen-, Polizei- und Ordnungsrecht zu kümmern hat.

Die weiteren – politischeren – Schritte auf dem Pfad seiner Karriere waren weniger nach eigenem Willen steuerbar. Als Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise im Herbst 2015 einen Leiter für den neuen Koordinierungsstab im Kanzleramt suchte, der sich von Fluchtursachen-Bekämpfung bis zur Flüchtlings-Unterbringung um alle Aspekte des Themas kümmern sollte, fiel die Wahl auf ihn. Hecker begleitete die Kanzlerin auch auf Reisen in afrikanische Länder und wechselte 2017 im Kanzleramt auf die Position des Außenpolitischen Beraters. Er hatte dort in schwierigen Zeiten die Verbindungen nach Washington zu halten und war anhaltend mit den Bemühungen befasst, die deutschen (und europäischen) Beziehungen zur Türkei zu stabilisieren. Mit seinem Erfahrungsschatz im Gepäck trat Hecker vor wenigen Wochen den Posten des deutschen Botschafters in Peking an. Dort ist er am vergangenen Sonntag im Alter von 54 Jahren unvermittelt gestorben.

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