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#Showdown im Volkswagen-Reich

Showdown im Volkswagen-Reich

Volkswagen-Chef Herbert Diess will es wissen. In dem Machtkampf von Arbeitnehmervertretern mit Betriebsratschef Bernd Osterloh an der Spitze und Diess über die Besetzung wichtiger Vorstandsposten ist VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch jetzt wieder einmal als Vermittler gefragt.

Carsten Germis

Das Präsidium des Aufsichtsrats hat deswegen eine Sitzung vorverlegt und will bereits am Dienstagabend versuchen, die Blockade zwischen Vorstandschef und Betriebsrat zu lösen. Der Ausgang der Beratungen sei „komplett offen“, hieß es in Wolfsburg. Alles sei möglich im Moment. Im Umfeld des Aufsichtsrats wird aber nicht damit gerechnet, dass Diess abgelöst wird oder von sich aus das Handtuch wirft.

Erst im Sommer war der VW-Chef in einem auf offener Bühne ausgetragenen Machtkampf mit Osterloh und den Arbeitnehmervertretern im Aufsichtsrat nur knapp seinem Rauswurf entgangen. Auch damals hatte Pötsch vermittelt. Unklar ist, wie hartnäckig Diess in dem Konflikt auf einer vorzeitigen Vertragsverlängerung bei VW beharrt. Die habe er als Vertrauensbeweis dafür angeregt, dass der Aufsichtsrat seinen Kurs und seine Entscheidungen beim Umbau des Autobauers zur Elektromobilität und zu einem softwaregetriebenen Unternehmen unterstütze, heißt es in Wolfsburg.

Forderung nach Vertragsverlängerung als Druckmittel

Die Aussichten, dafür eine Mehrheit im Aufsichtsrat zu bekommen, sind allerdings gering. Selbst bei den Eigentümerfamilien Porsche und Piëch, die mehr als 50 Prozent der stimmberechtigten Stammaktien halten und auch jetzt in der neuen Runde des Machtkampfs wieder betonen, sie stünden zu Diess, soll der Wunsch auf Unverständnis gestoßen sein. Der Vertrag des VW-Chefs läuft bis Frühjahr 2023, erst im Sommer war Diess in einem auf offener Bühne ausgetragenen Machtkampf im Aufsichtsrat damit gescheitert, seinen Vertrag vorzeitig verlängert zu bekommen.

Das Ja des Landes Niedersachsen als zweitgrößten Aktionärs und der Arbeitnehmervertreter, das Diess ebenfalls brauchte, ist derzeit nicht in Sicht. Regulär müsste über eine Verlängerung Anfang 2022 entschieden werden. „Diess muss jetzt erst einmal liefern“, hieß es im Umfeld des Kontrollgremiums. Osterloh lehnt die vorzeitige Vertragsverlängerung dem Vernehmen nach ohnehin rigoros ab.

Betriebsratschef Bernd Osterloh im November 2019


Betriebsratschef Bernd Osterloh im November 2019
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Bild: Reuters

Themen im Präsidium, dem neben Pötsch und seinem Stellvertreter – IG-Metall-Boss Jörg Hofmann – auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), Osterloh sowie als Vertreter der Familieneigner Wolfgang Porsche und Hans Michel Piëch angehören, dürften nach Aussage eines Insiders eher der künftige Zuschnitt der Vorstandsressorts und mögliche Kandidaten dafür sein. Diess fühlt sich nach Angaben mehrerer Insider in seinen Plänen zur Besetzung von Schlüsselressorts von Osterloh blockiert. Er setze seine Forderung nach einer Vertragsverlängerung wahrscheinlich als Druckmittel ein, um seine Vorstellungen durchzusetzen, ist zu hören.

Diess fordert seit Monaten immer wieder, das Tempo des Umbaus bei Volkswagen zu erhöhen und dabei profitabler zu werden. „Eines haben wir schon bei meinem Amtsantritt vor fünf Jahren nicht gehabt: Zeit“, schrieb er am Montag auf der Internetplattform Linkedin. Er habe sich damals fest vorgenommen, „das System VW zu verändern“, schrieb Diess. „Heißt: alte verkrustete Strukturen aufzubrechen und das Unternehmen agiler und moderner aufzustellen.“ Das sei mit „Weggefährten mit gleicher Motivationslage“ an vielen Stellen gelungen. An einigen jedoch nicht, „allen voran in unserer Konzernzentrale in Wolfsburg noch nicht“.

Könnte Diess das Handtuch werfen?

Der eine oder andere wertete das im Unternehmen als Hinweis, Diess könnte im Machtkampf das Handtuch werfen. „Das wird nicht passieren“, zeigten sich andere im Umfeld des Aufsichtsrats sicher. Diess riskiere den Konflikt, weil er wisse, dass Volkswagen keine Alternative zu ihm an der Spitze habe.

Er sehe es als seine Aufgabe bei VW, das Unternehmen erfolgreich in die Zukunft zu führen, heißt es auch im Linkedin-Eintrag des Vorstandschefs: „Die größte Herausforderung meiner Karriere!“

Die Kultur des gegenseitigen Gebens und Nehmens, mit der bei Volkswagen der Ausgleich der Interessen von Betriebsräten, Eigentümerfamilien, Standortinteressen des Landes Niedersachsen und Vorstand gesucht wird, hat dem VW-Chef in Wolfsburg von Anfang an Konflikte eingebracht. Sein Führungsstil, den er selbst als „gelegentlich konfrontativ“ beschreibt, passt schlecht in diese Wolfsburger Unternehmenskultur.

Beobachter erwarten, dass das Präsidium des Aufsichtsrats sich am Dienstag auf eine Paketlösung verständigt, in der Interessen von Diess und Osterloh bei Struktur und Kandidaten für den Vorstand austariert werden und Diess die aus seiner Sicht von Osterloh blockierten entscheidenden Personalien durchsetzt. Am Donnerstag nächster Woche kommt dann der Aufsichtsrat zusammen. Wieweit es dann bereits konkrete Beschlüsse geben wird, sei aber noch offen, ist zu hören.

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