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#Werde mir Zeuge, du Stein!

Werde mir Zeuge, du Stein!

Wie ist das, was um uns ist, entstanden – Gebirge und Felsgebilde, Täler und Schluchten, Küsten und Inseln? Seit wann besteht die Erde? Während Bibelausgaben noch im achtzehnten Jahrhundert nach Addition aller dort genannten Zeitangaben mit einem präzisen Datum aufwarten konnten – es war ein Montag, der 23. Oktober 4004 vor Christus –, sieht man sich inzwischen mit Jahrmilliarden konfrontiert.

Im Deutungsfeld biblischer Schöpfungsgeschichte war die Zeit leicht zu verstehen, sei sie doch „nur fünf Tage älter als wir“ (Thomas Browne). Heute tut sich im schwindelerregenden Rückblick ein durch Naturkausalitäten aufgerissener zeitlicher Abgrund auf. Von der Auflösung des über viele Jahrhunderte fraglos hingenommenen statischen Weltbildes, von den damit verbundenen Erschütterungen und der allmählichen Herausbildung unseres heutigen evolutionären Weltbildes handelt die Jahresausstellung der Franckeschen Stiftungen in Halle.

Perfekte Einrichtung der göttlichen Vorsehung

Steine sind Projektionsflächen für Imaginationen und ambitionierte Theorien. An den von Tom Gärtig und Claus Veltmann versammelten Petrefakten können sich Phantasien ausleben, wie bei einem Jaspis, der an eine aufgebissene Frucht erinnert, oder einem Antimonit aus Japan, der sich in ein filigranes Geäst ausgefaltet hat. Und auch ein stattlicher Kupferschieferbrocken aus dem Mansfelder Land mit einer gestochen scharfen Fischversteinerung fehlt nicht. „Wenn ich einen Stein oder einen Erdenklumpen aufhebe und ansehe, so sehe ich das Obere und das Untere, ja die ganze Welt darinnen“, schrieb Jacob Böhme.

Aus der Heimatregion des Görlitzer Philosophen und Autodidakten ist ein Basaltklotz ausgestellt, der in seiner polygonalen Gestalt wie ein Artefakt aussieht. Basalt – überall auf der Welt zu finden, besonders berühmt geworden sind die großen Basaltsäulengebiete an der schottischen Westküste – ist ein dunkles vulkanisches Gestein. Über die Entstehung des Basalts entbrannte Ende des achtzehnten Jahrhunderts eine heftige Debatte, der sogenannte Basaltstreit – eine typische Kontroverse um Ursprünge.

Das Wissen der Bergleute und Metallurgen: „De re metallica“, von Georg Bauer bzw Agricola, 1556.



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Geologische Funde in Halle
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Erdgeschichten

Wie ist die Gestalt der Erde letztlich zu erklären? Vertreter des Neptunismus, wie der Leiter der damals gegründeten Bergakademie in Freiberg, Abraham Gottlob Werner, behaupteten, Granite und Basalte seien aus den Wassern eines heißen Urozeans hervorgegangen. Kontrahent Werners war der schottische „Gentleman-Farmer“ James Hutton. Für ihn war der Anstoß zur Gesteinsbildung in magmatischen und vulkanischen Prozessen zu suchen (Plutonismus).

Das durch August Hermann Francke universal ausgerichtete pädagogische Reformwerk in Halle entstand in einem ideengeschichtlichen Humus, in dem auch physiko-theologische Annäherungen an die Natur aufblühten, Versuche, durch exakte wissenschaftliche Beschreibung und Erklärung die perfekte Einrichtung der göttlichen Vorsehung nachzuweisen. Gemäß der Devise „Und im kleinsten Körnchen Sand / Wird die Allmachtshand erkannt“ (Barthold Hinrich Brockes) veröffentlichte der Nordhäuser Pfarrer Friedrich Christian Lesser, der in Halle bei Francke Theologie studiert hatte, ein Kompendium unter dem seltsamen Titel „Lithotheologie“ (1735). Keine Abhandlung, die im achtzehnten Jahrhundert geologische Erscheinungen behandelte, war ausführlicher als diese Steintheologie. Die durch pietistische Frömmigkeit zum Lobpreis Gottes inspirierten Naturforschungen gingen mit Praktiken einher – Beobachtung, Sammeln, Experiment –, die auch die moderne Wissenschaft prägen sollten.

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