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#Sieger der Schmerzen

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Sieger der Schmerzen

So viele Tage, an denen ihm der Schmerz Tränen in die Augen trieb; so viele Tage voller Zweifel, ob er sich und den Seinen die Qual weiter zumuten könne; schwarze Stunden im Krankenbett, Albträume am helllichten Tag. Nein, es ging nicht um Leben oder Tod für Andy Murray wie bei der spanischen Kollegin Carla Suárez Navarro, die vor ein paar Wochen zur großen Freude und Erleichterung der Tenniswelt mitgeteilt hatte, sie habe das Hodgkin Lymphom überstanden, eine bösartige Erkrankung, und sie sei fit genug, um sich von den Turnieren auf aller Welt zu verabschieden. Nein, Murray spielt nach zwei Operationen mit einer Metallplatte im rechten Hüftgelenk, und Lebensgefahr bestand nie, aber trotzdem hatte der Schotte oft genug das Gefühl, in seinem Körper lebe ein Feind.

Vier Jahre dauerte die erzwungene Pause des schottischen Wimbledon-Siegers zwischen dem Viertelfinale 2017 und der ersten Runde 2021 auf dem grünen Centre Court im Einzel, und mitten in dieser Zeit verkündete er seinen Rücktritt. „Ich halte die Schmerzen nicht mehr aus“, sagte er bei einer Pressekonferenz kurz vor Beginn der Australian Open in Melbourne vor zwei Jahren unter Tränen. „Ich habe wirklich alles versucht, damit die Sache wieder in Ordnung kommt, aber es hat nicht funktioniert.“

Kurz danach ließ er sich zum zweiten Mal an der Hüfte operieren und war immerhin wieder gut genug auf den Beinen, um ein halbes Jahr später in Wimbledon immerhin Doppel sowie Mixed mit Serena Williams zu spielen. Bei den US Open im vergangenen Jahr überstand er ein Spiel in fünf Sätzen in der ersten Runde, konnte am Tag danach aber kaum noch laufen. Und in Paris ein paar Wochen danach verlor er in Runde eins so deutlich gegen den Schweizer Stan Wawrinka, dass er sich danach quasi dafür rechtfertigen musste, warum er sich das alles noch antue.

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Doch diese Frage beantwortete Sir Andrew Barron Murray bei seiner Rückkehr in die heiligen Hallen auf seine eigene Art; es wurde ein bemerkenswerter, aufregender Ritt durchs Gelände. Zweieinhalb Sätze lang bewegte er sich im Abendlicht gegen Nikolos Basilaschwili, an Position 28 der Weltrangliste geführt, fast wie zu besten Zeiten; als er 6:4, 6:4, 5:0 führte, bereitete sich das Publikum schon auf die Feierlichkeiten nach dem Matchball vor.

Doch dann schlug Murray plötzlich nicht mehr gut auf und kassierte ein Break, wenig später ein zweites, vergab zwei Matchbälle beim Stand von 5:3 und zappelte mittendrin im dornigen Gebüsch. Er gewann kein Spiel mehr in diesem Satz, der Georgier auf der anderen Seite wirkte nicht mehr gehemmt und nervös, Murray selbst dagegen umso mehr. Zu den Dingen, die er am meisten vermisse, hatte er kürzlich gesagt, gehöre der Druck in kniffligen Situationen; das Gefühl, mit dem Rücken zur Wand zu stehen.

Der Centre Court bebte

Da war es nun, dieses essenzielle Gefühl. Das Dach über dem Centre Court wurde geschlossen, beide Spieler nutzten die Pause zu einem Gang in die Umkleide, und Murray gingen viele Dinge durch den Kopf. Er konnte sich nicht erinnern, jemals einen Satz nach einer so klaren Führung verloren zu haben, und er hatte eine Ahnung, wie die Schlagzeilen am nächsten Tag aussehen würden, sollte er dieses Ding noch verlieren. Er hat’s vergeigt, eine der schlimmsten Niederlagen seiner Karriere, und so weiter.

Doch er fing sich, hielt die Zweifel im Schach und schlug den Weg aus dem dornigen Gebüsch wieder frei. Mit dem vierten Matchball um kurz vor zehn Uhr abends gewann er das Spiel, der Centre Court bebte, und auf der Tribüne erhob sich auch eine glückliche Ehefrau; Mrs. Murray, Kim Sears, die im Frühjahr das vierte gemeinsame Kind in sechs Jahren zur Welt gebracht hatte, leuchtete wie der junge Tag. Typisch Murray übrigens, dass die Öffentlichkeit wochenlang nicht erfuhr, ob es sich beim neuesten Nachwuchs um ein Mädchen oder einen Jungen handelte.

Er glaube nicht, dass es allzu viele Spieler gebe, die diesen vierten Satz in seiner Lage gewonnen hätten, sagte der Sieger hinterher. Viele hätten vermutlich nach den sieben verlorenen Spielen des dritten Satzes kapituliert, aber er sei stolz darauf, das Gegenteil geschafft zu haben. Und noch auf dem Rasen schenkte er den Leuten eine Botschaft, die vielleicht ein paar grundlegende Überlegungen beantworten könnte. „Ich werde immer wieder gefragt, ob dies mein letztes Wimbledon ist oder das letzte Spiel“, sagte er mit leicht wackelnder Stimme. „Nein. Ich will spielen, es macht mir Spaß, und ich kann immer noch auf höchstem Niveau mitspielen. Er ist die Nummer 28 der Welt, ich hab in letzter Zeit wenig gespielt, und doch hab ich ihn besiegt. Ich mache weiter.“

Mal sehen, wie die Sache weitergeht, ob er die Folgen des aufregenden Abends so in den Knochen spüren wird wie seinerzeit in New York, als er in der zweiten Runde kaum einen Fuß vor den anderen setzen konnte. Aber dieser erste Abend der Championships war einer jener Abende, die er sich vorgestellt hatte, als er mit einer Metallplatte in der rechten Hüfte nach der zweiten Operation wach geworden war.

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