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#Sind flexible Vermietungen mehr wert als Kunst?

Sind flexible Vermietungen mehr wert als Kunst?

Der Streit um das Düsseldorfer „Parkhaus“ schwelt seit Langem, jetzt, da der Ausstellungsraum des Künstlervereins Malkasten einem Neubau weichen soll, ist er abermals entflammt. In dem 1848 gegründeten Traditionsverein mehren sich die Stimmen, die eine unzureichende und intransparente Kommunikation des Bauvorhabens kritisieren und ein Innehalten fordern – bevor der Abriss vollendete Tatsachen schafft, ohne dass die Alternative einer Sanierung überhaupt einmal zur Diskussion gestellt worden wäre.

In den zurückliegenden fünfundzwanzig Jahren hatte die Stadt Düsseldorf hier ein internationales Ausstellungsprogramm gefördert, dessen Ausstrahlung weit über das Vereinsleben hinausreichte. Mit seinen bodentiefen Fenstern einer Orangerie ähnlich, erwies sich der Anbau aus den fünfziger Jahren gerade in seinem provisorischen Charakter als adäquater Raum für zeitgenössische Kunst. Auf Betreiben des Vorstands hatte sich der Kurator Karl Heinz Rummeny unlängst schriftlich mit der Lösung des Neubaus einverstanden erklärt.

Unbestritten ist der Finanzbedarf des Malkastens mit seinen hochbegehrten Liegenschaften in der Innenstadt wie dem weiträumigen, denkmalgeschützten Jacobigarten. So kann der amtierende Erste Vorsitzende Robert Hartmann es als Erfolg für sich verbuchen, mit der ortsansässigen Gerda Henkel Stiftung eine auf fünfzig Jahre anberaumte Erbpacht im Park unter Dach und Fach gebracht zu haben. Der Kontrakt spült nicht nur einen jährlichen Zins von 35 000 Euro in die Kasse; die angesehene Stiftung zur Förderung der Geisteswissenschaften erklärte sich auch zu einer Spende von einer Million Euro bereit, mit der die „Sanierung der weiteren Annexbauten“ betrieben werden soll (so ein Versammlungsprotokoll des Malkastens vom April 2018), darunter auch das baufällige Parkhaus.

Architekt fordert verstärktes Mitspracherecht der Mitglieder

Seitdem sei über weitere Planungen und Nutzungskonzepte nie offen diskutiert worden, beklagt unter anderen der Architekt Frank Mellinghaus. Das langjährige Malkasten-Mitglied räumt im Gespräch mit der F.A.Z. ein, anfangs einen Neubau begrüßt zu haben. Vor dem Hintergrund der Covid-19-Pandemie und der massiv steigenden Baukosten sei aber abzusehen, dass die bislang veranschlagten 2,1 Millionen Euro nicht ausreichten. Es sei ein Gebot der ökonomischen Vernunft, vor einem Abriss eine Sanierung seriös zu prüfen: „Die Mitglieder sollten darüber noch einmal entscheiden können.“ Mellinghaus moniert zudem, dass es eine interne Ausschreibung nicht gegeben habe. Als ein anderes langjähriges Vereinsmitglied bereits vor zwei Jahren eine Debatte über den Komplex anstoßen wollte, musste es den Erhalt der Mitgliederliste am Amtsgericht Düsseldorf erstreiten.

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Auch im Vorstand des Malkastens regt sich inzwischen offener Widerstand gegen ein Gebaren, das durch Drohungen geprägt sei und in dessen Rahmen Aufgaben und Posten nach Gutsherrenart vergeben würden. Das Parkhaus sei ein nicht kommerzieller Ort gewesen, für den sich viele junge Künstler interessiert hätten, sagt Conrad Müller, Student der Kunstakademie Düsseldorf und seit Kurzem im Vorstand vertreten. Die Pläne für den Neubau ließen hingegen erkennen, dass die neuen Räume möglichst oft und flexibel vermietet werden könnten. Ohnehin könne er „nicht verstehen, wie man in den Jacobigarten einen Neubau hineinklotzen kann“, so Müller gegenüber der F.A.Z.

Die Kritik der Mitglieder richtet sich namentlich gegen den seit 2000 amtierenden Vorsitzenden Robert Hartmann, auch er Düsseldorfer Künstler. Die Anwürfe weist er auf Anfrage als „weltfremd oder bösartig“ zurück und rückt sie in die Nähe von „Querdenkern“. Entwürfe für einen Neubau seien durchaus vorgestellt worden, „das ist nicht im Geheimen geschehen“. Wer steigende Baukosten vorhersehe, sei „im Besitz einer Glaskugel“, sagt Hartmann, zugleich räumt er ein, „wenn die Kosten steigen, müsste man darüber befinden, wie man damit weiter umgehen will“. Ein Nutzungskonzept für den Neubau liege mit Ausnahme der jährlichen Mitgliederausstellung im Winter noch nicht vor. Nun gelte es, so Hartmann, „Partner zu finden, die das mittragen“.

Es wäre dem Malkasten zu wünschen, die zahlreichen offenen Fragen in einer meinungsfreudigen Debatte zu lösen. Die Mitglieder, die deren Fehlen beklagen, werden sich – über Unterschriftenlisten hinaus – besser organisieren müssen, wenn sie ihre Mitsprache geltend machen wollen.

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