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#Sinzig wurde von der Flut der Ahr schwer getroffen

Sinzig wurde von der Flut der Ahr schwer getroffen

Es ist kurz vor halb vier, als Panik in Sinzig ausbricht. „Wasser kommt“, schreit jemand. „Bringt euch in Sicherheit!“ Die Menschen beginnen, um ihr Leben zu laufen. Es herrscht Gedränge, von hinten wird geschubst. Jeder versucht, so schnell wie möglich wegzukommen und dabei nicht hinzufallen. Der Boden ist voller Schlamm und rutschig. In der Mitte der Straße stehen ein Transporter und ein Traktor. Sie versperren den Weg, links und rechts drücken sich die Menschen vorbei.

200 Meter weiter gibt ein Mann Entwarnung. Es werde keine zweite Flutwelle kommen. Das habe ihm die Feuerwehrleitstelle versichert. „Alles Fake News“, brüllt er. Unsicherheit macht sich breit, aber auch Erleichterung. Und Wut. Ein Jugendlicher sagt: „Wer auch immer solche Gerüchte verbreitet, dem schlage ich die Zähne aus.“ Dann braust ein junger Mann auf seinem Moped heran. Keine Fake News, verkündet er. Ein Damm sei gebrochen.

Das Entsetzen steht den Menschen ins Gesicht geschrieben. Sie bangen um das Wenige, was ihnen noch geblieben ist. Es ist erst wenige Tage her, dass sich das Flüsschen Ahr in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in einen reißenden Strom verwandelte. Die Flutwelle riss in Sinzig mit, was ihr in den Weg kam. Anwohner berichten, wie Mülltonnen und Autos weggespült wurden. In manchen Wohnzimmern stand das Wasser bis zur Decke. 14 Personen kamen hier laut offiziellen Angaben in den Fluten ums Leben.

Kulissen wie in einem Katastrophenfilm

Auch am Samstagnachmittag erinnern die Straßen in Sinzig im Norden von Rheinland-Pfalz an Kulissen wie in einem Katastrophenfilm. Überall liegen Geröll und Schutt. Ein Auto steht auf den Hinterrädern und lehnt senkrecht an einer Hauswand. Vor den Häusern stapelt sich bergeweise Sperrmüll: Schränke, Tische, Waschmaschinen. Doch es sind die kleinen Dingen, die klarmachen, dass hier tatsächlich Menschen leben. Fotoalben, Puppen, Gitarren warten, vom braunen Schlamm verschmiert, auf ihre Entsorgung. Den ganzen Tag über hört man das Heulen von Sirenen. Hubschrauber kreisen über der Stadt.

Nur noch Schlamm: Als sich das Wasser zurückzog, blieb der braune Matsch übrig.


Nur noch Schlamm: Als sich das Wasser zurückzog, blieb der braune Matsch übrig.
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Bild: Othmara Glas

Die Meldung des Dammbruchs platzt mitten in die Aufräumarbeiten. Seit den Morgenstunden, den zweiten Tag in Folge, räumen die Menschen ihr Hab und Gut auf die Straße. Vor einigen Häusern dröhnen Stromgeneratoren. Als sich die Ahr zurückzog, blieb der Schlamm. Ohne Gummistiefel kommt man kaum durch die Straßen. Die Bewohner schaufeln und karren den Matsch aus ihren Häusern.

Vor einem Haus an der Kantstraße steht eine junge Frau und raucht. An der eigentlich weißen Hauswand ist eine braune Linie zu erkennen. Sie zeigt, dass das Wasser bis kurz unter dem Küchenfenster stand. Die junge Frau ist aus dem benachbarten Bad Neuenahr-Ahrweiler gekommen, um ihre Schwiegereltern zu unterstützen. In Ahrweiler sehe es noch viel schlimmer aus, erzählt sie. „Dort haben meine Nachbarn Menschen sterben sehen, als sie von den Fluten mitgerissen wurden.“ Sie hält sich an ihrer Zigarette fest, schluckt, kämpft gegen die Tränen an. Der Schwiegervater kommt hinzu. Vor einem Jahr erst hat er das Haus gemietet und mühsam renoviert. Als die Flut kam, konnten er und seine Frau sich ins Obergeschoss retten. Zwar habe es Warnungen vor Starkregen und Überflutungen gegeben. „Aber die haben wir nicht ernst genug genommen.“

Große Hilfsbereitschaft

Etwa 17.000 Einwohner leben in Sinzig, das an der Mündung der Ahr in den Rhein liegt. Von der Zerstörung ist hauptsächlich ein tiefer gelegenes Wohnviertel in Ufernähe betroffen. Dort kommt es immer wieder zu Hochwasser. Doch dieses Ausmaß ist neu. Dass es so schlimm werden würde, hatte wohl trotz der Warnungen niemand erwartet. Das letzte große Ahr-Hochwasser in Sinzig war 2016. Damals stieg der Pegel knapp über drei Meter. Dieses Mal waren es um die fünf.

An einer Ecke der Kantstraße steht Vera und verteilt Gemüsesuppe. Da es im Überflutungsgebiet weder Strom noch Gas oder Trinkwasser gibt, können die wenigsten Bewohner selbst kochen. Immerhin funktioniert das Mobilfunknetz wieder. Vera erzählt, dass sie in einem Nachbarort von Sinzig eine kleine Pension betreibe. Dort habe sie Helfer und Menschen untergebracht, die nicht mehr in ihren eigenen Häusern bleiben können.

Die Hilfsbereitschaft ist bemerkenswert. Aus der gesamten Republik sind Menschen angereist, um bei den Aufräumarbeiten zu helfen. Freiwillige laufen durch die Straßen, verteilen Sandwiches und Kuchen. Vier junge Frauen ziehen zwei Bollerwagen hinter sich her. Sie haben belegte Brote, Obst und Kaffee dabei. Vor allem der Kaffee ist gefragt.

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