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#So geht es weiter mit der Inflation

„So geht es weiter mit der Inflation“

Der März dürfte hinsichtlich der Inflation ein spannender Monat werden: Dann könnte die Inflationsrate in Deutschland und der Eurozone spürbar zurückgehen. Der Grund ist ein sogenannter statistischer Basiseffekt: Vor einem Jahr stiegen im März, unmittelbar nach Beginn des Ukrainekriegs, die Energiepreise außergewöhnlich kräftig. Seither ist die Inflationsrate, bei der jeweils das aktuelle Niveau der Verbraucherpreise in einem Monat mit dem im Vorjahresmonat verglichen wird, besonders hoch. 8,7 Prozent betrug die Rate in Deutschland im Januar nach vorläufigen Zahlen, 8,5 Prozent im Euroraum. Von März an aber wird das aktuelle Niveau der Energiepreise mit dem aus der Zeit nach Kriegsbeginn verglichen. Dann fallen die Raten der Preissteigerung auf Jahressicht nicht mehr ganz so hoch aus.

Es geht um viel: Von einer gewissen Beruhigung der Inflation, die er vom Frühjahr an erwartet, sprich Jens Ulbrich, der Chefvolkswirt der Deutschen Bundesbank. Können Verbraucher also bald zumindest auf etwas weniger stark steigende Preise hoffen, wenn diese unerfreulicherweise schon nicht wieder zurückgehen?

Besonderheit durch Krieg von März an

Die Commerzbank jedenfalls hat ihre Inflationsprognose jetzt nach unten korrigiert und sogar nach Monaten aufgegliedert: Sie rechnet demnach für den Februar mit 8,2 Prozent im Euroraum, das wäre also keine so große Veränderung gegenüber Januar. Im März ginge es dann stärker runter auf 6,8 Prozent. Bis August bliebe die Inflationsrate zumindest oberhalb von 5 Prozent – fiele dann aber im Oktober auf weniger als 3 Prozent.

„Die Inflation dürfte in diesem Jahr vor allem deshalb fallen, weil die Energiepreise nicht mehr so schnell steigen wie im vergangenen Jahr“, sagt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer: „Ohne Energie sollte die Inflation jedoch hartnäckig hoch bleiben.“

So langsam dürfte man im Jahresverlauf allerdings auch Folgen der EZB-Zinserhöhungen sehen, meint jedenfalls Philip Lane, der Chefvolkswirt der EZB. In der sogenannten „Dow Lecture“ am National Institute of Economic and Social Research in London sagte Lane, ein Großteil der Inflationswirkungen der EZB-Maßnahmen sei noch in der Pipeline: Die Inflationsrate werde als Resultat der geldpolitischen Straffung in diesem Jahr schätzungsweise 1,2 Prozentpunkte niedriger ausfallen als ohne diese Schritte und im nächsten Jahr rund 1,8 Prozentpunkte.


Die EZB-Volkswirte erwarten für das vierte Quartal dieses Jahres eine Inflation von 3,6 Prozent. Direktoriumsmitglied Fabio Panetta hingegen, der bei den Zinserhöhungen eher etwas bremst, meinte, die Rate könnte zum Jahresende auch auf weniger als 3 Prozent fallen, sofern der Energiepreisschub in den nächsten Monaten weiter nachlasse.

Eine spannende Frage dürfte dabei werden, in wie weit höhere Lohnabschlüsse als Reaktion auf die hohe Inflation ihrerseits die Inflation treiben werden. Auffällig hoch gewesen waren zuletzt beispielsweise die Lohnforderungen in Deutschland bei der Post nach 15 Prozent, bei der Bahn nach 12 Prozent und im Öffentlichen Dienst nach 10 Prozent mehr Lohn. Nun sind Lohnforderungen keine Abschlüsse – aber die enge Situation am Arbeitsmarkt könnte den Gewerkschaftswunsch nach einem „kräftigen Schluck aus der Pulle“ durchaus begünstigen.

EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel jedenfalls sagte in einem am Freitag veröffentlichten Interview, das Lohnwachstum im Euroraum habe deutlich angezogen und werde in den kommenden Jahren bei 4 bis 5 Prozent liegen: „Das ist zu hoch, um mit unserem Inflationsziel von 2 Prozent vereinbar zu sein, selbst wenn wir das Produktionswachstum berücksichtigen.“ Die Sorgen über eine Lohn-Preis-Spirale scheinen also in der EZB stärker zu werden.

Kaffee und Butter werden wieder etwas günstiger

An der Tankstelle und beim Heizölkauf haben Verbraucher die etwas nachlassende Inflation zuletzt schon erlebt – im Supermarkt aber noch nicht. Im Januar hatten die Energiepreise gegenüber Dezember schon einen rückläufigen Beitrag zur Inflationsrate im Euroraum geliefert, Lebensmittel hingegen verteuerten sich weiter. Auf Jahressicht lag der Anstieg bei 14,1 Prozent.

Erste Hoffnung signalisieren da die Preise auf Erzeugerebene, die mit Verzögerung meistens auch Auswirkungen auf die Verbraucherpreise haben. Sie gingen für landwirtschaftliche Produkte im Dezember gegenüber November um 0,4 Prozent zurück, für gewerbliche Produkte im Januar gegenüber Dezember sogar um 1 Prozent. Günstiger wurde vor allem Energie.

Was heißt das für einzelne Produkte? „Gasrechnungen für Verbraucher bleiben hoch, werden aber kaum noch über das Anfang 2023 erreichte Niveau steigen“, meint Holger Schmieding, der Chefvolkswirt des Bankhauses Berenberg. Bei Nahrungsmitteln sei die Lage gemischt, für Kaffee und Butter etwa seien die Preise schon wieder gefallen.

Der Lohndruck werde dieses Jahr hoch sein, mit Zuwächsen von 6 Prozent in Deutschland und gut 5 Prozent in der Eurozone, bevor er sich nächstes Jahr bei etwa 4 Prozent einpendele. Schmieding meint: „Für sich genommen trägt der Lohnbuckel dieses Jahr etwas zur Inflation bei – das weitgehende Ende der Lieferengpässe gleicht dies aber teilweise aus.“ Verschwinden aber wird die Inflation so schnell nicht.

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