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#So lässt sich die Sportsucht vermeiden

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So lässt sich die Sportsucht vermeiden

Wie es genau anfing, daran erinnert sie sich nicht mehr genau. Nur daran, wie es war, als es da war. Dieses Gefühl, nicht aufhören zu können, zu dürfen, immer weiterzumachen, morgens einen Zehn-Kilometer-Lauf, abends ins Fitnessstudio zum Crossfit oder Krafttraining – allen Warnungen des eigenen Körpers zum Trotz. „Es war, wenn ich heute zurückblicke, die reine Tortur, pure Disziplin. Es ging nur darum, das durchzuziehen – egal, wie schmerzhaft es war, egal, wie anstrengend, egal, wie müde ich war. Es war ein To-do auf einer Liste, das ich irgendwann nicht mehr hinterfragt habe. Purer Stress“, sagt Yavi Hameister.

Sie trainierte immer weiter. Nahm Schmerzmittel, als sich die Knochenhaut im Schienbein entzündete. Freute sich anfangs, als ihre Periode ausblieb, weil damit auch viel Stress verschwand, es aber eigentlich bereits der Beginn einer hormonellen Disbalance war. „Ich war süchtig nach Sport – aber damals dachte ich, dass mir das guttun würde, dass ich mir damit etwas Gutes tun würde.“

In Wirklichkeit quälte sie sich selbst. „Ich war schon immer unzufrieden mit meinem Körper“, sagt Yavi Hameister. Da war die Größe, 1,50 Meter. „Die kleine, blonde Frau! Ich hatte immer Angst, nicht gesehen zu werden“, sagt sie. Und da war das, was andere sagten, was sie selbst hofften darzustellen. „Vonseiten meines Vaters war viel Druck da, er hat sich gern den einen oder anderen Spruch erlaubt. Meine Familie war insgesamt immer sehr auf ihre Optik bedacht.“

Sport wurde zu einem Mittel für ihre Zwecke. Als Mädchen machte sie Kung-Fu, es bereitete ihr Spaß, aber sie suchte immer wieder das Extrem. Schlug so fest und so lange zu, bis die Hände aufplatzten, bluteten, damit ihre Eltern sie später in den Arm nahmen, sie trösteten. Später, in der Schule, in der Universität, verglich sie sich immer wieder mit anderen. „Ich habe gewusst, ich werde nie diese superschlanke, grazile Frau sein wie andere Mädels. Und dann habe ich mir gesagt: Wenn ich nicht dünn sein kann, dann will ich wenigstens muskulös sein. Dann will ich den Körper haben, den ich in meinem Rahmen erschaffen kann.“ Womöglich war das der Anfang.

„Es ist eine Sucht“

Seit mehr als zehn Jahren forscht Sportpsychologe Heiko Ziemainz von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zum Thema Sportsucht. Schon 2013 hat er dazu eine Studie veröffentlicht. Demnach sind unter den Ausdauersportlern in Deutschland 4,5 Prozent sportsuchtgefährdet, ein Prozent von ihnen gerät tatsächlich in eine Sucht. Neuere Daten legen nahe, dass die Zahl der Erkrankten auf diesem Niveau verharrt – trotz vermeintlicher Sucht-Booster wie der Social-Media-Plattform Instagram.

„Es ist eine Sucht, die zu den Verhaltensüchten zählt, ähnlich wie die Spielsucht“, sagt Ziemainz. Oft seien jene, die an der Sportsucht leiden, genauso therapiebedürftig wie andere Suchterkrankte auch. Der Blick darauf hat sich verändert. Noch zu Beginn der Siebzigerjahre sahen viele in der Sportsucht etwas Positives. „Die Haltung war: Wenn wir die Leute süchtig machen, Sport zu treiben, dann hätten wir doch die ganzen Zivilisationskrankheiten wie Adipositas oder Diabetes nicht“, sagt Ziemainz. Ein Irrglaube.

„Wie mein Körper aussieht, hat gar nichts damit zu tun, wie es in mir drin aussieht“, sagt  Yavi Hameister.


„Wie mein Körper aussieht, hat gar nichts damit zu tun, wie es in mir drin aussieht“, sagt Yavi Hameister.
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Bild: Marcus Simaitis

Die Sucht nach Sport ist oftmals nur das, was nach außen tritt. Im Kern geht es um etwas anderes. „Sport war für mich ein Mittel, um aufzufallen“, sagt Yavi Hameister. „Er hat mir geholfen, die Lücken in mir zu schließen, die ich nun einmal hatte. Seelische Lücken. Mangelnde Liebe in der Kindheit, zu wenig Zeit, zu wenig Aufmerksamkeit. Vieles davon habe ich mir über den Sport geholt.“ Um jeden Preis.

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