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#So leben Frauen unter absoluter Kontrolle der Taliban

„So leben Frauen unter absoluter Kontrolle der Taliban“

Ein sicherer Ort in Kabul, hinter hohen Mauern, unauffällig zu erreichen. Drei junge Frauen haben sich bereit erklärt, uns über ihr Leben seit der Machtübernahme der Taliban zu erzählen. Sie kommen heimlich, lassen sich vom Taxi lieber einen Block weiter absetzen. An ihren Augen ist die permanente Unruhe abzulesen, die die neue Zeit über sie gebracht hat.

Wie viel Schutzvorkehrungen nötig sind, lässt sich dieser Tage in Afghanistan kaum sagen – auch das gehört zur Realität dieses Landes. An sich haben die neuen Herrscher angeordnet, dass Frauen auch ihr Gesicht bis auf den Augenschlitz verdecken sollen. Doch in den Kabuler Innenstadtvierteln halten sich die wenigsten daran – und werden selten behelligt. Niemand kann sicher sein, woran er gerade ist.

Die Erfahrung auf der Straße lehrt, dass viele Taliban höflich und korrekt auftreten, oft geradezu offen und herzlich. Doch im nächsten Moment kommen die Geschichten derjenigen, die Opfer wurden, durchsucht, verhört und gefoltert. Es ist das Leben unter einer Willkürherrschaft, in der man nie sagen kann, was als nächstes kommen wird.

Nilofar, Studentin aus Kabul

Als die Taliban in die Stadt kamen, herrschte Chaos. Die Straßen waren verstopft, die Menschen in Panik. Nilofar erinnert sich, wie sie die ­neuen Herrscher über Afghanistan das erste Mal mit den eigenen Augen sah. Die Gewänder, ihre Blicke und die Allahu-akbar-Rufe in den ­Straßen. Zu Hause spürte sie die ­lähmende Angst, die die ganze ­Familie ergriffen hatte. „Ich hatte ein gutes Leben“, sagt Nilofar. Aber alles habe sich für sie geändert. Denn alles könne sie jetzt in Gefahr bringen. Ihre Kleidung, ihre Art zu leben, wenn sie sage, was sie denke. Als sie nach einigen Monaten mit ihren Kommilitoninnen zurück an die Kabuler Universität durfte, sei es für einen Moment fast wie früher gewesen.

Nilofar studiert an der Universität in Kabul. Sie hofft, dass nicht nur die Taliban Kabul verändern, sondern auch umgekehrt.


Nilofar studiert an der Universität in Kabul. Sie hofft, dass nicht nur die Taliban Kabul verändern, sondern auch umgekehrt.
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Bild: Daniel Pilar

Doch dann, in der zweiten Woche, kamen die Regeln, wie sich die Frauen zu verhalten hätten. „Ich bin eine afghanische Frau, ich bin mit dem Hidschab groß geworden“, sagt sie. Ein Kopftuch zu tragen sei für sie kein Pro­blem. „Aber über die Farbe zu bestimmen, das war unsere Wahl.“ Noch schwerer zu ertragen aber war, dass die Studentinnen von vielen Regeln erst dann erfuhren, wenn sie diese schon übertreten ­hatten. Etwa dass sie keine Smartphones in der Hand halten sollten oder nicht schneller laufen durften. Bei jedem Verstoß mussten die ­Studentinnen ihre Zugangskarte zum Unigelände abgeben – kam das dreimal vor, folgte die Exmatrikulation.

Nilofar ertappten sie am Morgen ihrer Zwischenexamen. Sie war in Eile, das Kopftuch verrutschte, sofort waren die Wärter da. Als sie nachmittags in die Universitätsverwaltung ging, waren dort eine ganze Reihe junger Frauen, denen Ähnliches widerfahren war. Ihnen gegenüber standen die Vertreter der neuen Universitätsleitung, Taliban mit langen Bärten und Waffen. Nilofar erzählt von einer Kommilitonin, die wegen ihres gelben Schleiers sanktioniert worden war. Die Studentin wollte von den Taliban wissen, wo genau im Koran denn stehe, dass der Schleier einer Frau nicht farbig sein dürfe. „Sie wurde sofort exmatrikuliert“, sagt Nilofar. Ob noch jemand eine Frage habe, hätten sie noch in die Runde geworfen.

Einmal ist Nilofar zu einer Demonstration gegangen. Doch die verzweifelte Wut der Frauen und die Dynamik, die niemand kontrollieren könne, hätten sie erschreckt. Mehrere Demonstrantinnen seien danach festgenommen worden. „Ich hatte das Gefühl, dass das nichts bringt.“ Das Internet bot den Studentinnen ein Ventil, dort konnten sie sich in Netzwerken austauschen und sich einer breiten Unterstützung erfreuen. Ihr sei es immer wichtig gewesen, inhaltlich zu argumentieren und nicht zu konfrontativ zu sein, sagt Nilofar. „Ich habe nur darüber geschrieben, was der Koran über die Verschleierung der Frau sagt und wie die Taliban diese Vorschriften falsch interpretieren.“

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