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#Ridley Scotts Napoleon ist ein versauter Lustmolch, aber die kontroverse Entscheidung macht den Film 100 Mal besser

Ridley Scott stellt Napoleon in seinem neuen Kriegsfilm als sexhungriges Kleinkind dar. Die Darstellung ist heftig umstritten. Dabei macht die Entscheidung den Film 100 Mal besser.

Wie ein Säugling nuschelnd schlurft Napoleon (Joaquin Phoenix) in die Gemächer seiner Frau Joséphine (Vanessa Kirby) und
bettelt sie vor ihren Dienstmägden um Sex an. Er quengelt so lange, bis sie ihre Angestellten aus dem Raum schickt, den Rock hebt und ihm erlaubt, sie wie ein tollwütiger, unkontrolliert zuckender Dackel von hinten zu begatten.

Napoleon ist als Lustmolch schwer umstritten

Das ist er also, der Weltgeist zu Pferde, der große Feldherr, der stolze Kaiser der Franzosen. Kein Wunder, dass Regisseur Ridley Scott für die Inszenierung seiner Hauptfigur in Napoleon eine Ohrfeige nach der anderen bekam . Aber wer das kritisiert, liegt falsch: Den General als Lustmolch zu zeigen, ist eine absolut brillante Idee.

Schaut euch hier den Trailer zu Napoleon an:

Napoleon – Trailer 2 (Deutsch) HD

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Der Film sei unfreiwillig komisch, schreibt The Wrap . Scott habe zugelassen, dass Phoenix völlig durchgedreht sei, so die New York Post . Nichts davon stimmt. Das Biopic-Epos beweist weder Inkompetenz noch Wahnsinn. Vielmehr schafft es, woran viele seiner Genre-Genossen scheitern.

Napoleon ist anders: Viele Biopics scheitern an ihren verzerrten Hauptfiguren

Biopics über große Persönlichkeiten, interessanterweise vor allem Künstler:innen oder Feldherr:innen, zerbrechen häufig an einem zentralen Problem: Die Hauptfigur muss verständlich genug sein, um mit ihr mitzufiebern. Aber mysteriös genug, um sie bewundern zu können. Viele Filme übertreiben es mit der Exzentrik ihrer Held:innen maßlos.

Wer erinnert sich etwa noch an einen blondierten Alexander den Großen (Colin Farrell), der sich, begleitet von einem unheilvoll summenden Männerchor, mit Gruppensex im Zelt vergnügt, während seine Armee verhungert? Oder den dauerhaft zugedröhnten Jim Morrison (Val Kilmer) aus The Doors, der nicht aufs Klo gehen konnte, ohne eine kryptische Bemerkung über die Conditio Humana herauszuposaunen? Auch einer von Phoenix‘ Vorgängern in der Napoleon-Rolle, Herbert Lom in Krieg und Frieden, verkörpert im tiefsten Kern einen tragischen Soziopathen.

Joaquin Phoenix und Vanessa Kirby in Napoleon

Woran liegt das? Vielleicht möchten Regisseur:innen das Publikum nicht durch die Darstellung von überlebensgroßen Helden frustrieren. Das geniale Talent für Krieg oder Kunst muss durch soziale Unverträglichkeit ausgeglichen werden. Wer Länder erobert und dennoch gesund seine Gefühle kommuniziert, verliert als Übermensch gleich an Mysterium. Zuschauer:innen wollen Einzigartigkeit inszeniert sehen wie den geschärften Gehörsinn eines Blinden.

Ridley Scott macht Napoleon weder zum Menschenfeind noch zum Tier

Das scheinen zumindest viele Regisseur:innen zu glauben. Ridley Scott gehört nicht dazu. Sein Napoleon bleibt uns auf dem Schlachtfeld und im Ehebett nah. Phoenix‘ Figur legt liebevoll seinen Arm um Joséphine bei einem Glas Wein, und als sie ihn mit seiner Uniform aufzieht, ist er nicht beleidigt, sondern bezaubert. Ihr Seitensprung erzürnt ihn, aber nicht maßlos: Nachdem er ihr Hab und Gut wütend aus dem Haus geworfen hat, lässt er sich dennoch zu einem Gespräch erweichen.

Ridley Scott zeigt keinen kaltblütigen Menschenfeind und kein grobes Tier, sondern einen Menschen mit nachvollziehbaren Emotionen. Aber warum dann die skurrilen Szenen, in denen er um Sex bettelt und unter dem Tisch auf Joséphines Schoß zukriecht?

Napoleon hat keine Ahnung, warum er ein Lustmolch ist

Sie haben denselben Grund wie Napoleons Tendenz, im Stehen oder mit offenen Augen zu schlafen: Sie schaffen eine Leerstelle, die weder der Film noch wir füllen können. Ohne Mysterium klappt es nicht, für unsere Bewunderung muss ein Teil seiner Persönlichkeit ein Enigma bleiben. Und hier beweist Scott einzigartiges Fingerspitzengefühl.

Napoleon auf dem Schlachtfeld

Denn anstatt Napoleons exzentrische Momente mit Erklärungen plattzuwalzen, ihm eine psychische Erkrankung oder körperliche Besonderheiten anzudichten, lässt er sie einfach unkommentiert. Kein indignierter Diener muss den sexgeilen Napoleon aus einem Freudenhaus herauszerren. Kein Offizier ihn anstoßen, damit er den Kavallerieangriff nicht verschläft. Die skurrilen Szenen kommen, passieren, und ziehen wieder fort.

Das hat den Vorteil, dass Napoleons Verhalten nicht durch eine Schablone von Unzulänglichkeiten betrachtet wird. Momente seiner menschlichen Wärme stehen für sich selbst. Es ist fast so, als bliebe der Ursprung seiner kindischen Lust, genauso wie sein Genie auf dem Schlachtfeld, dem Helden selbst verborgen. Und wenn wir seine Verblüffung über seine Impulse teilen, können wir ihn gleichzeitig verstehen und bisweilen sogar bewundern, etwa, wenn er in Austerlitz seine Feinde nach Strich und Faden ausmanövriert. Das ist viel mehr, als man über die Hauptfiguren von Alexander, The Doors oder 998 andere Biopics sagen kann.

Das heißt nicht, dass ich in Napoleons Rammel-Szenen nicht schallend gelacht habe. Aber ich habe gewissermaßen mit Napoleon gelacht. Ich möchte den liebestollen Sonderling umarmen, seinen blutigen Kriegen zum Trotz. Soziopathen gibt es in Kriegsfilmen genug. Ridley Scotts Held ist ein Teddybär auf Eroberungsfeldzug.

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