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#Sollte man Kaffee wegen der schönen Verpackung kaufen?

Sollte man Kaffee wegen der schönen Verpackung kaufen?

Es war das Bild, das zum Kaufen verführt: Ein Stillleben aus kegelförmigen Brenner, Plastikblumen und Aprikosen auf samtenen Podest vor blauem Hintergrund, so schön arrangiert, dass man es gleich an die Wand hängen möchte. Das Bild schmückte ein Kaffeepäckchen. Wer der Verpackung so viel Aufmerksamkeit schenkte, der musste großen Respekt vor dem Inhalt haben, oder? Also ab in die Einkaufstasche mit dem schönsten Kaffeepäckchen der Welt.

Und was soll man sagen, der Inhalt ist ein Bild von einem Kaffee, um genau zu sagen das Bild, das das Päckchen ziert. Die braunen Bohnen verströmen einen intensiven Geruch mit einer leicht floral-fruchtigen Note, der sich im vollmundigen, samtenen Geschmack widerspiegelt.

Pacarama-Bohnen aus El Salvador

Ein Blick auf die Beschriftung hätte echten Kaffeenerds vielleicht schon verraten, dass der Inhalt herausragend ist – die Pacarama-Bohnen stammen von Gilberto Baraonas Farm „Los Pirineos“, die auf dem Tecepa-Vulkan in El Salvador liegt. Baraona hat sich in der Welt des „Specialty Coffee“ (also des hochwertigen Kaffees, dessen gesamte Herstellungskette einer Qualitätsprüfung unterliegt) als fünfzehnfacher Preisträger der „Cup of Excellence“ längst einen Namen gemacht hat. Im vergangenen Herbst ist Baraona an Covid-19 verstorben, seine Kinder führen die Plantage weiter.

Kontakt zu den Anbauern: Kaffeebauer Gilberto Baraona (rechts) mit Christian Gullbrandsson von Morgon Coffee


Kontakt zu den Anbauern: Kaffeebauer Gilberto Baraona (rechts) mit Christian Gullbrandsson von Morgon Coffee
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Bild: Hersteller/Morgon Coffee Roaster

So hübsch in Szene gesetzt hat die besondere Bohne die kleine schwedische Rösterei Morgon Coffee. „Kaffeeverpackungen waren lange Zeit monochrom weiß oder braun, oft mit industrieller Typografie, um zu zeigen, dass es ein Handwerkserzeugnis ist. Wir wollten, dass es einladender wirkt, dass es ein richtiges Liebhaberobjekt ist, das auch den Inhalt zeigt und haben dafür mit Simon Söder zusammengearbeitet, einem befreundeten Kreativdirektor,“  sagt Markus Vestergaard, der gemeinsam mit seinen Freunden Gabriella Runesson und Christian Gullbrandsson 2018 Morgon Coffee gegründet hat, nachdem sie zuvor zusammen bei der Götheburger Rösterei Da Matteo gearbeitet hatten.

In ihrer neuen Rösterei arbeiten sie mit kleinen Farmen und Kooperativen aus sechs Ländern, darunter Äthiopien, Costa Rica und Kenia. Viele von ihnen kennen sie schon aus der Zeit bei Da Matteo. Jeder Hersteller bekommt sein eigenes Bild, das die Geschichte des Orts und den Geschmack der Bohne erzählen soll. Und die Bilder ändern sich, denn Kaffee wird in der Regel nur einmal im Jahr geerntet und die Verfügbarkeit richtet sich nach der Erntezeit der jeweiligen Hersteller. So gibt es bei Morgon immer nur zwei bis drei saisonale Sorten, die auf Bestellung einmal pro Woche frisch geröstet werden. Mit 14,95 bis 16,95 Euro für 250 Gramm hat das seinen Preis. Der soll jedoch nicht nur faire Arbeitsbedingungen, sondern auch einen stabilen Qualitätsstandard garantieren.

“Die meisten Leute haben gar keine Vorstellung davon, durch wie viele Hände Kaffeebohnen gehen, bis sie in ihren Tassen landen“, sagt Vestergaard, „wir haben versucht, das durchzurechnen und sind auf etwa hundert Menschen gekommen, die an der Produktion beteiligt sind. Wenn man also über Fairness sprechen will, sollte man den Preis von Kaffee von diesem Standpunkt aus berechnen.“ Dafür besuchen er und seine Mitgründer regelmäßig die Hersteller, auch um herauszufinden, wie viel sie verdienen müssen, um die Anbauqualität halten können. In Ländern wie etwa Kolumbien gebe es mittlerweile ein Generationsproblem, weil die Jungen nicht mehr in eine Industrie gehen wollen, die harte Arbeit abverlangt und wenig ertragreich ist.

„Die Weltmarktpreise sind eigentlich viel zu niedrig“

„Kaffeeproduktion variiert sehr stark je nachdem, wo man ist. In Costa Rica gibt es viele kleine Plantagen, in Brasilien ist es eine hoch industrialisierte Agrarwirtschaft. Aber der gemeinsame Nenner ist, dass die Weltmarktpreise eigentlich viel zu niedrig sind und es oft ein Verlustgeschäft ist“, sagt Vestergaard – und das trotz des wachsenden Bewusstseins für faire Arbeitsbedingungen und eine höhere Bohnenqualität, das mit der sogenannten „Third Wave of Coffee“ bei Konsumenten vor ein paar Jahrzehnten eingesetzt hat. Diese „dritte Welle“ des Kaffeekonsumverhaltens stellt die Bohne als Genussmittel ähnlich wie Wein oder Schokolade in den Mittelpunkt, soll heißen, Konsumenten achten nun vermehrt auf Herkunft und Röstung der Bohnen.

Wer der Verpackung so viel Aufmerksamkeit schenkt, der muss großen Respekt vor dem Inhalt haben, oder? - Verpackung von Morgon Coffee


Wer der Verpackung so viel Aufmerksamkeit schenkt, der muss großen Respekt vor dem Inhalt haben, oder? – Verpackung von Morgon Coffee
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Bild: Simon Söder

Mit dieser „dritten Welle“ geht aber auch eine andere Entwicklung einher, nämlich ein Wissenstransfer zwischen den Anbauern, die oft im globalen Süden liegen, und den Röstereien, die oft in wohlhabenden Industrieländern sitzen. Immer mehr Plantagen, vor allem jene für „Specialty Coffee“, erlernen Röstkompetenzen, treten in Kontakt mit den Endkonsumenten und arbeiten über das „Roherzeugnis“ hinaus. So auch schon einige Lieferanten der schwedischen Rösterei. Ihre kolumbianischen Plantagenbesitzer haben sie für Röst-Workshops in Götheburg besucht, der Sohn der Montero-Familie aus Costa Rica soll bald ein Praktikum in Schweden machen.

Und auch geschmacklich ändert sich vielleicht gerade wieder etwas: „Trends schwingen in der Regel am Anfang in Extreme aus. Beim Kaffee waren es in den vergangenen Jahren erst leicht verbrannte Bohnen und dann unterröstete, säuerliche Kaffees“, sagt Vestergaard. „Wenn man dem ein bisschen Zeit gibt, öffnet sich ein Weg in der Mitte. Ich glaube, dass das Pendel sich geschmacklich ausbalanciert – eine gute Balance mit einer leichten Süße macht für mich einen guten Kaffee aus.“

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