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#"Sorry, heute nicht" – Harte Tür, gute Party?

Schnell noch den Lippenstift auftragen, Haare ein letztes Mal richten und los geht’s. Meine Freund*innen sind schon zur Tür raus und ich höre ihr Lachen. Das wird eine gute Nacht, denke ich, die Luft ist warm und wir voller Freitagabend-Energie! Bei den Gedanken an die wummernden Bässe, die heiße feuchte Luft im Club und das Gefühl der Sorgenfreiheit bis zum nächsten Morgen scheinen meine Beine kaum still halten zu können. Mit schnellen Schritten laufen wir zur Bahn, unsere Wangen sind gerötet und die Stimmung aufgeheizt. Hier ein Joke, da ein Selfie, schnell noch ein Schluck aus der Diskoschorle.

Dann stehen wir vor der Tür – und bleiben auch davor. „Heute nicht, sorry“, wird uns ins Gesicht geknallt. Wait, what?

Aus Plan A wird Plan B

Dass ich nicht volljährig aussehe und eigentlich immer meinen Ausweis zeigen muss (ja, auch beim Weinkauf), daran habe ich mich mittlerweile gewöhnt – ans nicht Reinkommen irgendwie noch nicht. Aus der aufgeheizten Stimmung verpufft die Freude und der Frust entlädt sich. „Das ist doch scheiße!“, rutscht es einem Freund heraus. Auch ich bin ratlos: „Was jetzt?“, frage ich in die Runde.

Aus Ratlosigkeit entsteht zum Glück doch noch ein guter Abend. Vielleicht weil wir mittlerweile geübt darin sind, in Berlin nicht immer Plan A durchziehen zu können. Gerade als große Gruppe (wir teilen uns immer auf, den Trick kennen wir) sind Berliner Clubs, auch wenn es über 200 davon gibt, nicht immer eine sichere Bank. Und egal, wie blöd sich das anfühlen mag: Harte Türen sind gut.

Anfassen ist normal

Berlin ist bunt, laut und wild. So empfinde ich es zumindest als Zugezogene vom Dorf. In der Hauptstadt darfst du aus der Perspektive einer weißen cis hetero Frau eigentlich alles sein und musst in kein Raster passen. Außer an den Türen der Clubs. Wer hier rausfällt, kommt nicht rein. Oder eben, wer in ein bestimmtes Raster passt, gehört nicht in diesen Club. Das mag im ersten Moment ausgrenzend wirken und je nach Türsteher*in und Club ist es das tatsächlich auch: Rassismus oder Sexismus etwa sind keine Selektion, sondern diskriminierend. Eine Auswahl anhand des Benehmens zu treffen, ist allerdings ein Mittel, um Feiernden eine möglichst gute und sichere Zeit im Club zu gewährleisten.

Es gab Abende, an denen ich früher gegangen bin, obwohl ich noch nicht müde war. Ich bin gegangen, weil andere sich nicht benehmen konnten.

Mein erstes Erlebnis in einem Berliner Technoclub steht sinnbildlich für eine gute Tür. Ich war weder von der Location, noch von der Musik sonderlich begeistert. Dafür war es der Vibe und vor allem das Benehmen der Menschen dort, das mich faszinierte. „Die waren alle so rücksichtsvoll und lieb dort. Alle waren einfach nur zum Tanzen da“, erzählte ich einer Freundin danach und schwärmte noch tagelang von diesem Abend. Warum? Weil ich vorher ganz anderes gewohnt war.

Als Frau in einen Club zu gehen hieß für mich: Mindestens einmal werde ich angegrabscht oder mit ekelhaften Blicken gescannt, auf ein dubioses Getränk eingeladen, von hinten angetanzt oder muss von einem männlichen Freund „beschützt“ werden. Es gab Abende, an denen ich deswegen früher gegangen bin, obwohl ich noch nicht müde war. Ich bin gegangen, weil andere sich nicht benehmen konnten. In vielen Clubs wird das als normal hingenommen. Im vergangenen Jahr wurde in einem Bericht des Bundeskriminalamts veröffentlicht, dass sich nur ein Drittel der Frauen nachts sicher fühlen. Alleine in den Club zu fahren und dort zu feiern – für viele unvorstellbar. Wie abgefuckt das ist, muss ich hier nicht ausführen.

Clubs sind zum Tanzen da

Pauschalisierungen sind immer doof. Doch meine Erfahrungen zeigen mir: Je lockerer die Tür ist, desto mehr unangenehme Clowns halten sich dort auf. Wenn einer der Lieblingsclubs plötzlich nicht mehr „aussortiert“, ist die Nacht oft nicht mehr das, was sie dort mal war. Auch ich habe schon Erfahrungen mit Abweisung gemacht. Ins Berghain oder Kitty werde ich vermutlich nie kommen, obwohl ich mich benehme und nicht um mich grabsche. Besonders Technoclubs sollten ein Safer Space sein. Sie sind zum Tanzen und Feiern da und nicht, um das nächste TikTok zu drehen oder mit dem Ziel besucht werden, jemanden mit nach Hause zu nehmen. 

Natürlich kann man das Benehmen nicht am Kleidungsstil oder dem äußeren Erscheinungsbild festmachen. Wer aber schon in der Schlange lauthals blöde Sprüche drückt, hat im Club eh nichts verloren. „Sorry, heute nicht – und morgen und übermorgen auch nicht.“

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