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#Spaniens Hoffnung ist ein alter Stinkstiefel

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Spaniens Hoffnung ist ein alter Stinkstiefel

Von Sergio Busquets gibt es ein Bild, gemacht zur Weihnachtszeit. Darauf hebt er daheim seinen Sohn hoch, damit der die Spitze des Weihnachtsbaums mit einem weißen Stern verschönern kann. Locker und leicht sieht das aus, der Nachwuchs ist ja auch erst im Vorschulalter und Busquets um die 1, 90 Meter groß. Eine einfache, freudvolle Aufgabe.

Von den sportlichen Aufgaben der Gegenwart lässt sich beides nicht behaupten. Die gute Nachricht für Busquets ist, dass er Spanien nach seiner überstandenen Corona-Infektion nicht an die Spitze, sprich zum Europameistertitel, hieven muss. Das würden nach den bisherigen Auftritten gegen Schweden (0:0) und Polen (1:1) nicht mal kühnste Optimisten fordern. Nahziel ist die K.-o.-Runde, das schmucklose Achtelfinale, für dessen Erreichen es weder Sterne noch sonstige Auszeichnungen gibt. Spanien kämpft am letzten Vorrundenspieltag gegen die Slowakei (18 Uhr) um das bloße sportliche Überleben. Ein Unentschieden würde schon reichen, aber was sich nach einer Selbstverständlichkeit anhört, ist alles andere als garantiert. Das wiederum ist die schlechte Nachricht.

Zu harmlos haben sich die Spanier bei ihrem vielen Ballbesitz in den ersten zwei Spielen präsentiert, zu anfällig in der Abwehr. Ungünstigerweise sind Spaniens Schwächen wie gemacht für die Slowaken und deren Vorgehensweise. Die Slowakei zieht sich gern weit in die eigene Hälfte zurück, um dort ein engmaschiges Verteidigungsnetz auszuwerfen und dann Kontersituationen heraufzubeschwören. Auf diese Strategie wussten die Spanier weder gegen Schweden noch gegen Polen eine Antwort.

Corona-Infektion vor EM

Damit sich das ändert, soll Busquets im Mittelfeld wieder Regie führen. So wie er das seit 13 Jahren macht in der Nationalmannschaft und beim FC Barcelona. Mit Ruhe und Übersicht. Mit Ballsicherheit und Passgenauigkeit. Busquets trägt inzwischen die Kapitänsbinde, und welchen Stellenwert er für die Mannschaft hat, verdeutlichte Nationaltrainer Luis Enrique vor der Europameisterschaft. Da hatte sich Busquets mit dem Coronavirus infiziert. Es war klar, dass er mindestens das erste Gruppenspiel verpassen würde. Aber ihn aus dem Aufgebot zu streichen kam für Enrique nicht infrage. Man wolle nicht auf Busquets warten, man werde auf ihn warten, sagte der Trainer.

Busquets ist der letzte noch aktive Vertreter von Spaniens „goldener Generation“, die zwischen 2008 und 2012 zwei Europameister- und einen Weltmeistertitel gewonnen hat. Er ist das Bindeglied zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Ein historischer Sieger, der gleichzeitig die Hoffnung personifiziert, dass Spanien schon bald wieder anknüpfen kann an die großen Erfolge. Gegen die Slowakei am Mittwoch (18.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Fußball-EM, im ZDF und bei MagentaTV) wird Busquets wieder in der Startformation stehen, auf seiner angestammten Position vor der Abwehr als alleiniger Sechser.

Wahrscheinlich gibt es kaum einen im Weltfußball, der das im 4-3-3-System intuitiver und besser kann. Busquets ist ein typischer Canterano des FC Barcelona, so werden in Spanien Nachwuchsspieler genannt, die aus der Jugendabteilung eines Vereins kommen und dessen Philosophie verinnerlicht haben. Aufgewachsen ist er als Sohn des ehemaligen Nationaltorhüters Carlos Busquets in Badía del Vallés vor den Toren Barcelonas. Ein Vorort, aber ein ärmlicher. Arbeitergebiet, einst lebten dort hauptsächlich Arbeitsmigranten aus dem Süden des Landes.

Die Sitten dort waren rauer, die Sprache eigen. Lange war Busquets seine Herkunft anzuhören, er redete mit einem eigentümlichen Dialekt. Wenn er überhaupt redete. Die Einfachheit seiner Jugend behielt er bei, da war er längst schon Profi. Anders als viele seiner Kollegen machte er sich nichts aus teuren Kleidungsstücken oder kostspieligen Frisuren. Manchmal sah er am Kopf aus, als hätte seine Mutter ihm die Haare geschnitten. Soziale Medien mied er. Als er sich doch eher widerwillig ein Profil anlegte, zogen ihn die Kollegen damit tagelang auf.

Den Blick fürs Wesentliche übertrug er auf sein Spiel. Auf dieser Grundlage holte Pep Guardiola ihn in einer seiner ersten Amtshandlungen als neuer Cheftrainer von der zweiten Mannschaft des FC Barcelona zu den Profis. Guardiola wusste aus der gemeinsamen Zeit bei der Reserve um das außergewöhnliche Talent dieses Fußballspielers. Schon zu damaligen Zeiten taugte Busquets unter gängigen Maßstäben kaum zum Profi. Sein langer, schlaksiger Körper brachte kaum einen Muskel hervor, seine spindeldürren Arme und Beine konnten unmöglich den Anforderungen von Leistungssport gerecht werden, so die verbreitete Meinung. Dazu war er langsam und trotz seiner Größe noch schwach beim Kopfball.

Aber in seinen großen Füßen machte sich von der Ferse bis in den kleinen Zeh ein Ballgefühl breit, wie es nur wenigen Auserwählten zuteilwird. Damit passte er ideal zu Xavi und Iniesta, Spaniens Mittelfeldheroen, die er über Jahre absicherte. Anders als die beiden Filigranen konnte Busquets eine Rolle ausfüllen, deren Besetzung für die Konzeption von Gewinnermannschaften äußerst wichtig ist: die des Stinkstiefels. Wenn es sein muss, langt Busquets auf dem Feld gern auch mal ordentlich hin.

Bei Gegenspielern ist er gefürchtet ob seiner versteckten Fouls. Als Fiesling bevorzugt Busquets die Vorgehensweise eines Gangmitglieds, das im Vorbeilaufen das Messer zückt und dann unauffällig weitergeht. Was aber nicht seine strategischen Fähigkeiten schmälert. Busquets Passgenauigkeit zählt immer noch zu den höchsten im internationalen Vergleich, auch wenn ihm zuletzt nach einer durchwachsenen Saison beim FC Barcelona vorgehalten wurde, dass seine besten Tage hinter ihm lägen.

Geantwortet hat der 32-Jährige auf seine Weise. Er stellte die Ernährung um und trainierte sich den einen oder anderen Muskel an. Auch wenn sein Spiel nicht auf Muskelkraft beruht, schaden kann ein fitter Körper auf keinen Fall. Busquets Sohn wird ja auch älter. So leicht wie im vergangenen Jahr dürfte er sich diese Weihnachten nicht mehr hochheben lassen.

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