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#Spazierfahrt: Lektionen aus der Donald-Trump-Schule

Spazierfahrt: Lektionen aus der Donald-Trump-Schule

Ist Donald Trump über seine Erkrankung demütiger geworden, oder zumindest aus Schaden klüger? „Ich habe viel über Covid gelernt“, beteuerte er in einer Videobotschaft, die er am Sonntag im Krankenhaus aufzeichnete. „Ich habe es gelernt, indem ich wirklich in die Schule gegangen bin. Das hier ist die wahre Schule. Das ist nicht die Lasst-uns-die-Bücher-lesen-Schule. Und das begreife ich und das verstehe ich.“

Allerdings: Verstanden hatte Trump die Dramatik der Lage ja schon im Februar, als er dem Journalisten Bob Woodward anvertraute, dass Covid-19 „tödlicher ist als sogar eine schwere Grippe“ und dass man sich „einfach nur durch Atmen“ infizieren könne. Nur für seine Politik wollte der Präsident daraus nichts folgern, im Gegenteil: Er hielt die Erkenntnisse zurück und sorgte dafür, dass sich auch die Fachleute seiner Regierung zurückhielten.

„Ich spiele es immer noch gern herunter, weil ich keine Panik verursachen will“, bekräftigte Trump im März gegenüber Woodward. Hat er jetzt, gut ein halbes Jahr und mehr als 200.000 amerikanische Corona-Tote später, die Lektionen verinnerlicht, die ihm die Schule des Lebens erteilte, als er am eigenen Leib die Angst vor einem schweren Krankheitsverlauf verspürte?

Es wäre eine gute Nachricht für Amerika – aber leider spricht alles dagegen, dass der Präsident jetzt das Wohl der Nation wichtiger nimmt als seine persönlichen Interessen im Wahlkampf. Schon sein Video war keineswegs als Demutsgeste gedacht, sondern diente Trump dazu, eine Spritztour zu seinen vor dem Militärkrankenhaus versammelten Anhängern anzukündigen.

Das falsche Signal

Soweit bekannt, trugen die Secret-Service-Beamten, die ihn chauffieren mussten, zwar Schutzanzüge, und Trump hat sein Fahrzeug nicht verlassen. Insofern mag das unmittelbare Risiko, dass der infizierte Oberbefehlshaber bei seinem PR-Stunt (weitere) Amerikaner ansteckte, gering sein.

Die Online-Flatrate: F+


Doch die Botschaft, die Trump ausstrahlte, war nicht die eines Schülers, dem beim Corona-Nachsitzen ein Licht aufgegangen ist, geschweige denn die eines geläuterten Corona-Verharmlosers. Trump warb auch jetzt nicht dafür, das Virus ernst zu nehmen, auf Nummer sicher zu gehen und zum Wohle der Allgemeinheit die Auflagen in Kauf zu nehmen, denen sich alle Infizierte und deren Kontaktpersonen unterwerfen müssen, damit das Land die Krise eindämmen kann.

Schon gar nicht bat er die Amerikaner um Entschuldigung dafür, dass das Weiße Haus die Infektion seiner engen Beraterin Hope Hicks zunächst verheimlichte, anstatt deren Kontaktpersonen umgehend zu warnen. Oder seine Mitarbeiter dafür, dass sie sich häufig nicht trauten, Masken zu tragen, weil Trump sie dann als Schwächlinge verspottete.

Wenigstens die Pappfigur dürfte nicht infektiös sein: Am Sonntag vor dem „Walter Reed Hospital“ in Bethesda


Wenigstens die Pappfigur dürfte nicht infektiös sein: Am Sonntag vor dem „Walter Reed Hospital“ in Bethesda
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Bild: AFP

Sein neues Wissen, das Trump in der „wahren Schule“ erworben haben will, möchte er bald weitergeben: „Es ist eine sehr interessante Sache, ich werde Euch alles wissen lassen“, versprach er. Nach allem, was man hören und sehen kann, wird seine Lektion ungefähr so lauten: Wenn man infiziert ist, sollte man mit dem Hubschrauber in die Klinik-Suite fliegen, die auf einen wartet. Man kann sich dann von seinem Leibarzt allerlei zugelassene oder noch in der Erprobungsphase befindliche Medikamente verabreichen lassen, und wenn man trotz der Infektion Lust auf einen Ausflug hat, dann kann man sich schnell eine Zehn-Wagen-Kolonne organisieren lassen. Sobald wie möglich, fliegt man mit seinen Ärzten dann zurück in seine Residenz.

Millionen Amerikaner droht der Verlust der Krankenversicherung

In der echten Welt unterstützt die Trump-Regierung die bisher gefährlichste Anfechtung von „Obamacare“ mehrerer republikanisch regierter Bundesstaaten im Supreme Court. Millionen von Amerikanern droht der Verlust ihrer Krankenversicherung, wenn die Mehrheit der konservativen Richter die Gesundheitsreform von 2010 verwirft; unzählige Vorerkrankte würden sich überdies schwertun, überhaupt eine Krankenversicherung zu erhalten, darunter viele der mehr als sieben Millionen bisherigen Corona-Infizierten in den Vereinigten Staaten.

In der Fernsehdebatte gegen Joe Biden vorige Woche wies der Moderator zurecht darauf hin, dass Trump zwar ständig über Obamas Reform schimpfe, aber bis heute nie einen eigenen Plan vorgelegt habe. Der Präsident antwortete mit einer Aufzählung seiner vermeintlichen „Erfolge“, die darin bestanden, wichtige Obamacare-Bausteine zu zerstören – ersatzlos.

Trumps abschätziger Spruch über die „Bücher-lesen-Schule“ erinnert an die Frühzeit des Trumpismus, als der damalige Kandidat eine Liebeserklärung an die Ungebildeten abgab: „I love the poorly educated“, rief er im Februar 2016 auf einer Kundgebung. Die Zumutung, dass nicht Kohle, sondern Bildung der wichtigste Rohstoff des 21. Jahrhunderts ist, erspart er seinen Anhängern.

Im Oval Office aber braucht Amerika dringend einen Präsidenten, der Berichte liest und vernünftige Entscheidungen auf der Grundlage seriöser Informationen trifft. Und der dabei von sich selbst abstrahieren kann. Auch die Präsidentensuite des „Walter Reed Hospital“ wird den Narzissten Trump nicht in diesen Präsidenten verwandeln.

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