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#Spiel der Angst um die Bundesliga

Spiel der Angst um die Bundesliga

Ole Werner tippte mit dem Zeigefinger gegen seine Schläfe. Der Trainer von Holstein Kiel wollte die Bedeutung des Kopfes für diese Relegation hervorheben. Entschlossen redete Werner auf seine versammelte Mannschaft ein, die gerade das Hinspiel im Duell um den letzten noch freien Platz in der Bundesliga in Köln mit 1:0 gewonnen hatte. Er habe „einen Ausblick gegeben“, erklärte er später.

Der erst 33 Jahre alte Fußball-Lehrer wollte seinem Team die richtigen Gedanken mit unter die Dusche geben. Denn der Wettbewerb der Köpfe, der diese Relegation prägt, geht in Kiel eine neue Runde – um Krawalle im Außenbereich zu vermeiden, werden 2350 erwartungsvolle Zuschauer zugelassen sein. Er habe seine Mannschaft aufgefordert, „locker“ zu bleiben, berichtete Werner: „Die Rollen sind klar verteilt, nach wie vor. Wir können, die anderen müssen.“ Unter allen Umständen will der Trainer das Ängste schürende Gefühl bekämpfen, etwas verlieren zu können.

Die Fähigkeit, nicht zu verkrampfen

Unter dem Einfluss solcher Ängste hatte die Mannschaft bereits die abschließenden Zweitligaspiele in Karlsruhe und gegen Darmstadt verloren, als nur noch ein einziger Sieg nötig gewesen wäre, um den Aufstieg zu vollenden. Im Rückspiel gegen Köln am Samstag (18.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Bundesliga und bei DAZN) reicht sogar ein Unentschieden, also betonte auch Fin Bartels, was die Kieler sich einreden wollen: „Wir haben immer noch nichts zu verlieren, auch wenn die erste Etappe jetzt gut geklappt hat.“ Die Fähigkeit, nicht zu verkrampfen, könnte zum entscheidenden Faktor im Rückspiel werden.

Folglich kündigte der Kölner Trainer Friedhelm Funkel an, er werde in den Tagen vor dem wohl endgültig letzten Spiel seiner langen Karriere „wieder positive Dinge ins rechte Licht rücken“ und „an die Stärken der einzelnen Spieler appellieren“. Aber der Druck ist gewaltig. Alle Beteiligten wissen, dass der siebte Abstieg für den wirtschaftlich angeschlagenen Klub eine mittelschwere Katastrophe wäre.

Weil am Ende der Pandemie kaum finanzieller Spielraum vorhanden ist, was zu einer bitteren Erkenntnis führt: Allein mit der überlegenen Wirtschaftskraft würde der FC diesmal nicht in die Bundesliga zurückkehren können. Die ohnehin schon komplizierte zweite Liga wird mit Bremen, Schalke, dem HSV und diversen anderen ambitionierten Vereinen im kommenden Jahr so herausfordernd sein wie nie zuvor. Konkret wie nie droht den Kölnern damit das Schicksal des HSV, der bereits zum dritten Mal am Versuch scheiterte, in die Bundesliga zurückzukehren.

Die Nerven liegen blank

All das war wohl auch Jonas Hector bewusst, als er sich am Mittwoch zu einem äußerst zornigen TV-Interview hinreißen ließ, in dem erkennbar wurde, wie blank die Nerven liegen. Ob er nach dieser schmerzlichen Niederlage „leer“ sei, wollte ein Reporter wissen, woraufhin Kölns Kapitän sich über die „Scheißfragen“ beschwerte, die er beantworten müsse. „Das ist Ihr Job, dumme Fragen zu stellen. Den machen Sie gut.“ Vorher hatte Hector noch gesagt, dass in diesem Hinspiel ein „Unentschieden gerecht gewesen“ wäre, was bei einer reinen Betrachtung der wenigen Chancen vor beiden Toren nicht ganz falsch war.

Allerdings hatten die Kieler deutlich besser hinbekommen, was sie sich vorgenommen hatten. „Der Schlüssel war die Leidenschaft, mit der wir verteidigt haben“, sagte Trainer Werner, auf dieser Grundlage habe seine Mannschaft dann „die Möglichkeiten, die sich offensiv geboten haben, relativ gut genutzt, um zu Abschlüssen zu kommen“. In der zweiten Halbzeit wurden die Kieler immer stabiler, sie wuchsen an der zunehmenden Kölner Verzweiflung.

Und nach einer Ecke köpfte der wenige Sekunden zuvor eingewechselte Simon Lorenz das 0:1 (59. Minute). Janni Serra hatte etwas später auch noch Pech mit einem Kopfball an die Latte (78.). Der Aufstiegsaspirant aus der zweiten Liga hatte den klareren Plan und setzte diesen schlau um. Der FC quälte sich hingegen wieder einmal mit den massiven fußballerischen Schwächen dieses Kaders, die immer dann sichtbar werden, wenn ein Gegner gut organisiert ist.

„Es ist noch gar nichts entschieden“

Die Einsatzbereitschaft war nicht das Problem, auch die Kölner hatten mit viel Leidenschaft gekämpft. Aber den Aktionen von Leuten wie Marius Wolf, Ondrej Duda, Ismail Jakobs oder Salih Özcan fehlen zu oft Ruhe und Struktur. „Wir haben aus unserem vielen Ballbesitz nicht genug Torchancen herausgespielt“, monierte Funkel. Der Mangel an spielerischer Qualität ist ein Dauerproblem, einzig Ellyes Skhiri und Hector finden relativ zuverlässig spielerische Lösungen in den Räumen rund um den gegnerischen Strafraum.


Diese Schwächen wird jedoch vor dem Showdown unweit der dänischen Grenze niemand mehr beheben können, so dass die Kölner ihre Hoffnungen doch wieder aus der mentalen Konstellation schöpfen müssen. Eine der Stärken dieser Mannschaft war nämlich zuletzt, immer wieder genau in den Momenten zu gewinnen, wenn sie mit dem Rücken zur Wand standen. „Wir haben jetzt Halbzeit, und da steht es 1:0 für Kiel“, sagte Funkel. „Es ist noch gar nichts entschieden.“

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