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#Abschied vom Wasserstoff

„Abschied vom Wasserstoff“

Was sich seit einigen Wochen angedeutet hat, ist nun offiziell: Das kommunale Mobilitätsunternehmen Eswe Verkehr mustert seine Flotte von zehn jeweils zwölf Meter langen Wasserstoffbussen aus und schließt die im Frühjahr 2020 in Kooperation mit dem Nachbarn Mainz eröffnete, rund 2,3 Millionen Euro teure Wasserstoff-Tankstelle auf dem Betriebsgelände an der Gartenfeldstraße. Diese war – wie berichtet – zuletzt wegen eines Defekts schon nicht mehr in Betrieb. Was mit ihr geschieht, ist offen.

Oliver Bock

Korrespondent der Rhein-Main-Zeitung für den Rheingau-Taunus-Kreis und für Wiesbaden.

Am Mittwoch hat Eswe Verkehr die von Beobachtern erwartete „Neuausrichtung der Fuhrparkstrategie“ verkündet. Denn das ambitionierte Ziel, den Dieselmotor zügig ganz aus der kommunalen Busflotte zu verbannen, wie es im Luftreinhalteplan verankert worden war, hat sich als unrealistisch erwiesen. Die für Wiesbaden wegen der Passagierkapazität besonders wichtigen Gelenkbusse waren in elektrischen Varianten nicht lieferbar. Öffentliche Ausschreibungen dazu scheiterten.

Ein Zurück für die Zukunft

Die Geschäftsführung habe den von Verkehrsdezernent Andreas Kowol (Die Grünen) geführten Aufsichtsrat über den Strategiewechsel informiert, teilt Eswe mit und zitiert Eswe-Geschäftsführer Jan Görnemann mit den Worten: „Wir gehen einen Schritt auf einem Weg zurück, um zwei Schritte auf einem anderen Weg vorwärtszukommen.“ Nach Abwägung aller Argumente habe sich Eswe Verkehr bewusst dafür entschieden, künftig auf die Wasserstoff-Technologie im städtischen Busverkehr zu verzichten.

Mit 120 elektrisch angetriebenen Solobussen habe Eswe Verkehr eine der größten emissionsfreien Busflotten in Deutschland. Nur in Hamburg sei diese noch größer, heißt es. Das Rückgrat im Wiesbadener Busverkehr seien aber die 130 Diesel-Gelenkbusse. Sie seien sämtlich mit Abgas-Reinigungssystemen der Euro-6-Norm ausgeliefert oder nachgerüstet worden. Im Alltag des Eswe-Betriebshofs und seiner Werkstätten sei schon die Wartung von parallel zwei verschiedenen Antriebstechnologien „sehr anspruchsvoll“, meint Görnemann mit Blick auf die Wasserstoffvariante. Der Betriebshof sei dafür zu klein.

Um der hohen Fahrgastnachfrage im städtischen Busnetz gerecht werden zu können, würden Omnibusse mit größerer Fahrgastkapazität als die elektrischen Solobusse benötigt. Deshalb werde Eswe Verkehr bis 2024 noch einmal 36 moderne Diesel-Gelenkbusse bestellen. Diese seien mit knapp 19 Metern fast einen Meter länger als die aktuell eingesetzten Gelenkbusse und verfügten zudem über vier Einstiegstüren. Derartige Busse seien mit alternativen Antrieben nicht auf dem Markt verfügbar.

Dringend mehr Betriebshofflächen gefordert

Görnemann erinnert die Wiesbadener Kommunalpolitiker an die allzu beengten Platzverhältnisse auf dem Betriebshof in der Gartenfeldstraße, weshalb Eswe schon Ausweichparkplätze angemietet habe. „Wir brauchen jetzt dringend eine Lösung für weitere Betriebshofflächen, damit wir der Wartung, Instandhaltung und Instandsetzung unseres Fuhrparks weiter nachkommen können“, fordert Görnemann baldige Entscheidungen.

Die nun verkündete Neuausrichtung der Fuhrparkstrategie sieht perspektivisch vor, nicht nur die zehn Brennstoffzellenbusse auszumustern, sondern weitere 61 der zwölf Meter langen Diesel-Solobusse abzugeben. Sie sollen „in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts“ durch batterieelektrische Gelenk- und teilweise auch durch noch längere Doppel-Gelenk-Busse ersetzt werden. Voraussetzung sei, dass Eswe nach dem Jahr 2025 ein weiterer Betriebshof zur Verfügung steht. „Vorher ist das unmöglich“, stellt Görnemann fest.

Nächste Schritte nun in Planung

Über die Abwicklung der Wasserstoff-Strategie sei Eswe „in einen Dialog mit allen Projektbeteiligten“ eingetreten, um die nächsten Schritte zu planen. Nähere Auskünfte lehnt Eswe unter Verweis auf „vertraglich vereinbarte Verschwiegenheitspflichten“ ab. Mit dem Aus für die Wasserstoffbusse begräbt Eswe die hohen Erwartungen an das System: Vor weniger als zwei Jahren sprach Eswe noch von einem „weiteren wichtigen Baustein in der Umsetzung des Luftreinhalteplans“. Im Gegensatz zu den Batteriebussen schienen die 600.000 Euro teuren Wasserstoff-Pendants mit einer Reichweite von mehr als 400 Kilometern – der Doppelten eines Batteriebusses – für lange Strecken gut geeignet. Nun werden sie ausgemustert.

Spannend wird die Frage, wie die Fördermittelgeber auf den Rückzieher von Wiesbaden reagieren. Vermutlich steht zu erwarten, dass der Bund gewährte Fördermittel von Eswe Verkehr zurückfordern wird. Das wird in der Stadtverordnetenversammlung für einige Diskussionen sorgen, zumal Eswe Verkehr wegen des hohen Zuschussbedarfs und dem seit einiger Zeit ausgedünnten Fahrplan ohnehin in der Kritik steht. Der nächste Fahrplanwechsel in Wiesbaden ist für März angekündigt.

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