Nachrichten

#Steigt die Kurve nur, weil Labore mehr testen?

Steigt die Kurve nur, weil Labore mehr testen?

Die Warnung der Laborärzte war deutlich. In der zweiten Welle der Corona-Pandemie müssten die Testkapazitäten „wieder gezielter eingesetzt werden, um eine Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern“, mahnte der Verband der Laborärzte kürzlich in einer Stellungnahme. „Die Kräfte der Mitarbeiter in Praxen, Kliniken und öffentlichem Gesundheitsdienst müssten geschont werden, statt sie mit Massentests zu erschöpfen.“

Kim Björn Becker

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts haben die deutschen Labore seit dem Beginn der Pandemie knapp 20 Millionen Corona-Tests ausgewertet. Im Frühjahr verzeichnete die Behörde etwa 150 Labore bundesweit, die Tests auf das neuartige Coronavirus auswerten konnten, und diese Labore untersuchten jede Woche insgesamt zwischen 300.000 und 400.000 Proben. Inzwischen liegt die Zahl der Labore bei knapp 200.

Sie schicken jede Woche aber deutlich mehr Proben durch ihre Analysegeräte: Mitte August waren es erstmals mehr als eine Million Tests, und dieser Wert hat sich seitdem weiter erhöht. Zuletzt wurden dem Robert-Koch-Institut knapp 1,2 Millionen Tests pro Woche gemeldet. Das bedeutet, dass sich die Zahl der beteiligten Labore über den Sommer um ein Drittel erhöht hat – die Zahl der Tests hat sich demgegenüber aber verdreifacht.

Werden vieltestende Länder bestraft?

Dieser Umstand spielt eine wesentliche Rolle bei der Beantwortung der Frage, wie stark das Virus gerade wieder um sich greift. Der Blick auf die positiven Coronatests alleine lässt außer Acht, dass der Umfang der Tests einen wesentlichen Einfluss hat: Wo mehr getestet wird, fallen auch mehr Infizierte auf. Als Deutschland das Nachbarland Luxemburg im Sommer überraschend zum Risikogebiet erklärte, weil dort viele Corona-Fälle gemeldet wurden, beschwerte sich Premierminister Xavier Bettel darüber: Sein Land werde dafür „bestraft“, dass es so viel teste. „Ich bin nicht bereit, weniger zu testen, nur um bessere Zahlen zu bekommen.“

Erscheint die gegenwärtige Situation in Deutschland also schlimmer, als sie in Wahrheit ist – einfach, weil so viele Menschen getestet werden wie nie zuvor? Das Robert-Koch-Institut berichtete zuletzt trotz der hohen Testzahlen von einem „beschleunigten Anstieg der Übertragungen in der Bevölkerung in Deutschland“. Und das aus gutem Grund. Denn der Anteil der positiven Tests an allen vorgenommenen Untersuchungen steigt seit Anfang September kontinuierlich. Konnte damals noch in lediglich etwa 0,7 Prozent aller Proben das Virus nachgewiesen werden, sind es inzwischen schon wieder 2,5 Prozent. Binnen einer Woche stieg der Anteil der positiven Tests um 0,8 Prozentpunkte, in der Woche davor um 0,4 Punkte.

Betrachtet man den Anteil der positiven Coronatests, dann befindet sich Deutschland also gerade wieder auf dem Stand von Mitte Mai – damals, in der ersten Welle der Pandemie, fanden die Laborärzte das Virus in 2,7 Prozent aller Analysen. Zu Beginn der Corona-Krise lag dieser Wert übrigens durchgehend im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich. Anfang April gab es mit Blick auf die Tests gleich zwei Rekorde. Die Zahl aller binnen einer Woche ausgewerteten Tests lag da zum ersten Mal bei mehr als 400.000. Und die 154 Labore, die damals nach Angaben des Robert-Koch-Instituts beteiligt waren, fanden das Coronavirus in mehr als neun Prozent aller Proben.

Corona-Ampel der EU berücksichtigt Quote

Auch auf europäischer Ebene hat man die Bedeutung der Quote positiver Corona-Tests erkannt. Nach dem einem Beschluss der EU-Botschafter soll die europäische Infektionsschutzbehörde ECDC künftig mit einem Ampelsystem kenntlich machen, wie es in den europäischen Regionen aussieht. Für die Zuordnung zum Beispiel eines deutschen Regierungsbezirk zu einer der drei Farben Rot, Gelb oder Grün spielt demnach in Zukunft nicht nur die Inzidenz eine Rolle, also der Anteil der Infizierten an der Bevölkerung in einem gewissen Zeitraum. Dieser Wert wird mit dem Anteil der positiven Tests an allen Coronatests kombiniert. So sollen Unterschiede ausgeglichen werden, die dadurch entstehen können, dass in der einen Region besonders viel getestet wird und in der anderen eher wenig.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!