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#Streit um Kreuzfahrtschiffe in Venedigs Lagune

Streit um Kreuzfahrtschiffe in Venedigs Lagune

Nach 17 Monaten pandemiebedingter Unterbrechung ist am Samstag erstmals wieder ein Kreuzfahrtschiff von Venedig aus in See gestochen. Die Ausfahrt der 294 Meter langen „MSC Orchestra“ wurde von Protesten, aber auch von Jubel begleitet. Während die Demonstranten der Bewegung „No Grandi Navi“ (Keine großen Schiffe) am Samstagnachmittag an der Fondamenta delle Zattere sowie mit Booten und kleinen Schiffen im Giudecca-Kanal lautstark protestierten, feierten Gewerkschaften, das Komitee „Venezia Lavora“ (Venedig arbeitet) und Tourismusvertreter die „Jungfernfahrt“ mit Blaskapelle und bunten Wimpeln.

Matthias Rüb

Politischer Korrespondent für Italien, den Vatikan, Albanien und Malta mit Sitz in Rom.

Bei der Durchfahrt des Schiffes mit 840 Passagieren an Bord durch den Giudecca-Kanal kamen sich eskortierende Taxi- und Lastenschiffe von „Venezia Lavora“ und Protestboote von „No Grandi Navi“ teilweise so nahe, dass die Wasserpolizei dazwischen gehen musste. Und während die Demonstranten in Zattere „Große Schiffe raus aus der Lagune!“ skandierten und ihre Fahnen schwenkten, ließen die Befürworter des Kreuzfahrtgeschäfts die Hörner ihrer Schiffe ertönen.

Erst Ende März hatte die Regierung in Rom ein Moratorium für die bei Kreuzfahrt-Passagieren besonders beliebte Passage durch den Giudecca-Kanal erlassen – zum Schutz des „historisch-kulturellen Erbe nicht nur Italiens, sondern der ganzen Welt“, wie es damals in der gemeinsamen Erklärung der Minister für Verkehr, Tourismus, Kultur und ökologischen Wandel hieß. Der temporäre Erlass war seinerzeit von vielen Medien irrig als Verbannung der Ozeanriesen aus der Lagune verkündet worden.

Das 92.409 Tonnen schwere, 16-stöckige Kreuzfahrtschiff „MSC Orchestra“ verlässt die Lagune Venedigs.


Das 92.409 Tonnen schwere, 16-stöckige Kreuzfahrtschiff „MSC Orchestra“ verlässt die Lagune Venedigs.
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Bild: dpa

Dem Protest gegen die Kreuzfahrtschiffe hatten sich mit dem Appell „Stopp für den Verkehr großer Schiffe in der Lagune“ an die italienische Regierung auch Prominente angeschlossen, etwa Rolling-Stones-Sänger Mick Jagger, Schauspielerin Tilda Swinton und Regisseur James Ivory. Für die rund 1700 Angestellten des Passagierhafens von Venedig, die nach fast anderthalb Jahren Unterbrechung am Samstag ihre Arbeit wieder aufnehmen konnten, dürfte der Promi-Protest kein Wermutstropfen in der Freude über den Wiederbeginn des Geschäfts gewesen sein.

Mit der nach zwei Monaten faktisch aufgehobenen Sperrung des Giudecca-Kanals für Kreuzfahrtschiffe durch die Regierung in Rom war auch die Ausschreibung eines Ideenwettbewerbs für ein neues Kreuzfahrtterminal außerhalb der Lagune verbunden. Konkrete Pläne liegen noch nicht vor. Statt rund 500 Kreuzfahrtschiffe wie im Sommer 2019 werden in den nächsten Monaten höchstens 70 Luxusliner in der Lagunenstadt eintreffen, etwa drei pro Wochenende.

Unterdessen erlebte Venedig am vergangenen Wochenende den ersten Ansturm von Touristen der Sommersaison. Dabei bildeten sich an den Haltestellen der Vaporetti (Wasserbusse) teils lange Warteschlangen, weil wegen der weiter gültigen Hygiene- und Abstandsregeln die Zahl der zugelassenen Passagiere begrenzt ist. Bis 2019 war die Zahl der Übernachtungen in Venedig auf 13 Millionen jährlich gestiegen. Im „Pandemiejahr“ 2020 kam es in der Fremdenverkehrswirtschaft in der Lagunenstadt zu einem Umsatzeinbruch von 90 Prozent.

Vor der Pandemie hatte es Pläne gegeben, für Tagestouristen in Venedig ein Eintrittsgeld zu erheben. Davon ist vorerst nicht mehr die Rede. Stattdessen hat die Region Venetien eine Werbekampagne gestartet, um den Fremdenverkehr wieder in Schwung zu bringen. Von diesem Montag an gilt Venetien – neben den Abruzzen, Friaul-Julisch Venetien, Ligurien, Molise, Sardinien und Umbrien – als „weiße Zone“ mit dem geringsten Infektionsrisiko.

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