Wissenschaft

#Synchronschwimmen der hinterlistigen Art

Video: Ein Trompetenfisch begleitet einen Papageifisch durchs Korallenriff. © Sam Matchette

Mobil versteckt auf der Jagd: Trompetenfische nutzen harmlose Riffbewohner als Sichtschutz, um sich unerkannt an ihre Beute heranpirschen zu können, berichten Forscher. Diese Jagdstrategie konnten sie durch Experimente mit Fisch-Attrappen in einem Korallenriff belegen. Es handelt sich um ein interessantes Beispiel für den Einfallsreichtum bei den Räuber-Beute-Wettkämpfen im Tierreich, sagen die Wissenschaftler.

Unerkannt bleiben – diese Strategie ist in der Tierwelt sowohl bei den Jägern als auch bei den Gejagten weit verbreitet: Beutetiere nutzen verschiedene Verfahren, um hungrigen Blicken zu entgehen. Aber auch die Räuber nutzen Strategien, um von ihren Opfern nicht entdeckt zu werden. Neben Tarnverfahren kommt dabei auch oft das „Versteckspielen“ zum Einsatz: Viele Raubtiere lauern etwa hinter Baum, Fels und Co auf Beutetiere, um ihnen die Möglichkeit zur rechtzeitigen Flucht zu nehmen. Die Nutzung von mobilen Objekten als Sichtschutz war bisher allerdings nur vom Menschen bekannt: Jäger können sich etwa hinter mobilen Tierattrappen verstecken, um sich an Wild anzupirschen. Doch nun haben die Forscher um Sam Matchette von der University of Cambridge ein ähnliches Konzept auch bei einem räuberischen Riffbewohner dokumentiert: dem Trompetenfisch (Aulostomus maculatus), der in den Korallenriffen der Karibik Jagd auf kleinere Fische macht.

Wozu das Begleitschwimmen?

Den Anstoß zur Studie gaben dabei Beobachtungen von Tauchern: Trompetenfische sind demnach manchmal im engen Verband mit Papageifischen und weiteren harmlosen Riffbewohnern in den Korallengärten unterwegs. Was es mit diesem Synchronschwimmen auf sich hat, blieb bisher allerdings unklar. Durch ihre Experimente gingen die Wissenschaftler nun dem Verdacht nach, dass die Trompetenfische durch das Verhalten vermeiden, ihre Beute aufzuscheuchen. Dabei handelt es sich unter anderem um kleine Riffbarsche, die in Gruppen auf dem Meeresboden leben.

Experimente mit 3D-gedruckten Fisch-Modellen lieferten Hinweise. © Sam Matchette

Bei ihren Versuchen in den Korallenriffen vor der Karibikinsel Curaçao verwendeten die Forscher 3D-gedruckte Modelle von Fischen. Zunächst kam eine Trompetenfisch-Attrappe zum Einsatz, die an Nylonleinen an Kolonien von Riffbarschen vorbeigezogen wurde. Die Auswertungen von Videoaufnahmen der Reaktionen der Fische auf den simulierten Raubfisch dokumentierten dabei: Sie erkannten offenbar die Merkmale des Jägers und flohen fix in ihre Verstecke am Grund. Als die Forscher zum Vergleich das Modell eines Papageifisches vorbeizogen, blieben die Riffbarschen hingegen entspannt: Die Gestalt des harmlosen Algenfressers machte ihnen offenbar keine Angst. „Ich war überrascht, dass die Riffbarsche so deutlich unterschiedlich reagierten“, sagt Matchette.

Duos lösen kein Fluchtverhalten aus

Im Hauptversuch zogen die Forscher dann die beiden Modelle gemeinsam über die „Bühne“, um das Begleitschwimmen des Trompetenfisches im Schatten des Papageifisches zu simulieren. Obwohl dieser den schlanken Räuber aus der Sicht der Riffbarsche nicht immer ganz verdecken konnte, verursachte das Duo keine Fluchtreaktionen, stellten die Wissenschaftler fest. „Wenn ein Trompetenfisch dicht neben einer anderen Fischart schwimmt, kann er zwar auch sichtbar sein, er wird aber offenbar nicht als Räuber erkannt, weil die Form anders wirkt“, erklärt Matchette. Wie das Team resümiert, liefert die Studie damit nun einen experimentellen Beleg dafür, dass der Trompetenfisch das Begleitverhalten tatsächlich nutzt, damit seine Beutetiere sich nicht schon früh vor ihm in Sicherheit bringen können.

Zu dieser Erklärung passt den Forschern zufolge auch, dass das Verhalten besonders häufig in Riffbereichen beobachtet wurde, in denen es vergleichsweise wenig natürliche Versteckmöglichkeiten gibt – etwa durch Fehlen von dichten Korallenstrukturen. Damit rücken sie abschließend auch einen eher traurigen und mahnenden Aspekt der Geschichte in den Fokus: Die Bedeutung des Versteckens durch Begleitschwimmen könnte durch die Zerstörung der Korallenriffe aufgrund der Klimaerwärmung, Umweltverschmutzung und Überfischung immer wichtiger für die Trompetenfische werden. „Denn zukünftig werden wohl immer weniger Strukturen am Riff zur Verfügung stehen, hinter denen sie sich verstecken können“, sagt Senior-Autor James Herbert-Read von der University of Cambridge.

Quelle: University of Cambridge, Fachartikel: Current Biology, doi: 10.1016/j.cub.2023.05.075

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