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#Wegducken ist keine Option

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Wegducken ist keine Option

Wer in der Pubertät nicht zu den Coolen in der Schule gehört, meistert den Spießrutenlauf, indem er sich möglichst unsichtbar macht und den Stärkeren wenig Angriffsfläche bietet. Diese Strategie verfolgt zumindest die sechzehnjährige Vivian (Hadley Robinson), ein unscheinbares, introvertiertes Mädchen, dessen beste Freundin Claudia (Lauren Tsai) ihr einziger Anker im rauhen Meer der Highschool ist. Dass Wegducken auf Dauer ohne Selbstverrat nicht funktioniert, erkennt Vivian eines Tages in der Schulkantine. Die neue Mitschülerin Lucy (Alycia Pascual-Peña) – schwarz, selbstbewusst, extrovertierter Stil – will sich gerade eine Cola aus dem Automaten ziehen, als ihr Mitchell (Patrick Schwarzenegger), der umschwärmte Kapitän des Football-Teams und Super-Macho, unangenehm nahe kommt. „Fass mich nicht an“, sagt sie, und Mitchell, der sich unangreifbar fühlt und weibliche Zurückweisung nicht gewohnt zu sein scheint, spuckt Lucy in ihre Cola. Vivian rät Lucy, den Kopf einzuziehen, dann werde sich der ohnehin harmlose Mitchell bald ein neues Opfer suchen, aber Lucy sagt: „Meinen Kopf lasse ich erhoben. Hoch.“

Es reicht!

Melanie Mühl

Damit scheinen die Rollen in dem Coming-of-Age-Film „Moxie. Zeit, zurückzuschlagen“ (Regie Amy Poehler, Drehbuch Tamara Chestna) klar verteilt zu sein. Auf der einen Seite das die Klappe haltende Mäuschen, auf der anderen Seite die Rebellin, die den Sexismus und die an der Schule herrschende Kultur des Wegsehens anprangert.

Doch auch in Vivian schlummert ein aufständischer Teenager, den ihre Mutter Lisa (Amy Poehler), ohne es zu ahnen, eines Abends zum Leben erweckt, als sie auf Vivians Frage, welche Themen sie mit sechzehn umgetrieben haben, antwortet: „Als ich sechzehn war, war das einzige Thema, das Patriarchat für immer zu zerschlagen!“ Was die Mutter kann, das kann die Tochter allemal.

Dass „Moxie“ an dieser Stelle nicht ins Unglaubwürdige abdriftet, ist der gekonnten psychologischen Zeichnung Vivians zu verdanken. Weil die Schülerin ihre Introvertiertheit nicht wie einen Mantel an der Garderobe abgeben kann, um dann mit Megafon die große Bühne zu besteigen, geht sie ihren eigenen Weg: Vivian legt ihr schmales Untergrundmagazin „Moxie“, in dem sie ihrem Ärger über den an der Highschool verbreiteten Sexismus Luft macht, auf den Schultoiletten aus, ohne sich als Urheberin zu outen. Die Botschaft indes ist eindeutig: Es muss endlich Schluss sein mit dem Grapschen und den frauenverachtenden Listen, die Schülerinnen zu Objekten degradieren, ihre Hinterteile beurteilen und eine „Miss fickwürdig“ (Emma, die Highschool-Schönheit und Ex-Freundin von Mitchell) ernennen. Nach und nach schließen sich immer mehr Schülerinnen zusammen, bis „Moxie“ schließlich als große, lautstarke Gruppe auftritt, der auch die ignorante Direktorin Gehör schenken muss.

In einer verlogenen Welt

Highschool-Filme und Serien sind ein populäres Genre, weil sie per se hochemotionale Themen behandeln: die erste Liebe, Sex, Mobbing, Liebeskummer, Intrigen, Lügen, Freundschaft, Feindschaft. Wie grausam ein Highschool-Leben sein kann, hat die erfolgreiche und umstrittene Netflix-Serie „Tote Mädchen lügen nicht“ gezeigt. Darin nimmt sich eine von sexueller Gewalt und Mobbing erniedrigte Schülerin das Leben und hinterlässt ihren Mitschülern sieben Audiokassetten, die ihren Suizid erklären.

Von einer solchen Drastik ist „Moxie“ – was übersetzt Mut bedeutet – sehr weit entfernt, auch wenn gegen Ende des Films ein Vergewaltigungsopfer seine Stimme erhebt und den Täter vor der versammelten Schülerschaft benennt. Den Finger aber legt der Film dennoch in die Wunde einer verlogenen Highschool-Welt, in der toxische Männlichkeit offenbar einen idealen Nährboden findet.

„Moxie. Zeit, zurückzuschlagen“ ist bei Netflix abrufbar.

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