#Tourismus vermisst Perspektiven – Skisaison gilt als verloren
Inhaltsverzeichnis
„Tourismus vermisst Perspektiven – Skisaison gilt als verloren“
Die Hoffnung war schnell begraben. Keine 24 Stunden, nachdem Bund und Länder den Lockdown bis in den März verlängert hatten, erklärten die Betreiber des größten deutschen Skigebietes die Saison für beendet. Dabei hatte sie auf den Pisten noch gar nicht begonnen. Hausberg, Kandahar und Zugspitze in Garmisch-Partenkirchen bleiben verwaist.
Tobias Piller
Wirtschaftskorrespondent für Italien und Griechenland mit Sitz in Rom.
„Der organisatorische und finanzielle Aufwand ist immens hoch, um das Skigebiet startklar zu machen“, sagt Matthias Stauch, Vorstand der Bayrischen Zugspitzbahn, welche die unter der Marke „Garmisch Classic“ zusammengefassten Skigebiete betreibt.
Es fehle Planungssicherheit, um in der verbleibenden Zeit noch einen wirtschaftlich verträglichen Betrieb zu gewährleisten. Auf Deutschlands höchstem Berg ruht nun die letzte Hoffnung. Hänge an der Zugspitze können meist bis Mai befahren werden – wenn Skiläufer kommen dürfen.
Geht es nach Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU), bleibt es aber zu Ostern leer. „Ich bin dafür, Wahrheiten auszusprechen: Osterurlaub in Deutschland kann es dieses Jahr leider nicht geben“, dozierte er per „Bild am Sonntag“. Von einer „schallenden Ohrfeige“ spricht man im Hotelverband Dehoga. Die Stimmung in den Betrieben liege zwischen verzweifelt und aggressiv.
Urlaub ab Inzidenz 20
Der FDP-Tourismuspolitiker Marcel Klinge fand die Prognose gar „respektlos“: Das Gastgewerbe habe schnell Hygienekonzepte entwickelt, doch Bund und Länder hätten es über Wochen nicht vermocht, sich auf einen Stufenplan für Öffnungen zu einigen. „Sie haben es aber geschafft, die Menschen und Betriebe im Land zu zermürben“, sagte er.
Im Bund ist man um Schadensbegrenzung bemüht. Es spreche „vieles dafür, dass wir jetzt erstmal die Entwicklung der nächsten Wochen abwarten und dann bewerten, welche Lockerungen zu welchem Zeitpunkt möglich sind“, hieß es. Das hatten Unternehmen schon von der jüngsten Bund-Länder-Runde erwartet.
Vorerst sind mit einer angestrebten Sieben-Tage-Inzidenz von 35 Infektionen Lockerungen im Einzelhandel verknüpft, zum Tourismus wurde nichts gesagt. Der Deutsche Ferienhausverband sorgt sich schon, dass Politiker Urlaub erst ab einer Inzidenz von unter 20 ermöglichen könnten.
Der Zusammenhalt in der Branche erodiert, jeder kämpft in der Krise zunehmend für sich. Ferienhaus-Verbandschef Göran Holst hält es für verfassungswidrig, Hotels und Ferienwohnungen im Lockdown gleichzusetzen. Die Argumentation geht so: Gäste in Appartements bleiben unter sich, im Hotel treffen sie andere an der Rezeption, im Fahrstuhl, im Restaurant.
„Wir fordern eine sachliche Bewertung nach objektiven Kriterien, wie dies bereits in anderen Bereichen gemacht wird“, sagt Holst. Der Handel werde untergliedert, das gehe auch im Tourismus. Die Ferienwohnungsvermieter hätten oft keinen Anspruch auf Hilfen, mancher Hausbauer finanzierte das Eigenheim auch durch eine Einliegerwohnung für Gäste.
Ausverkauf in der Hotellerie?
Dirk Iserlohe, Chef der Dorint-Hotels, malt hingegen ein düsteres Bild zur Lage der Hotellerie. Als Ausgleich für Schließungen im November und Dezember hat er einen Abschlag bekommen – 60000 Euro für die gesamte Kette. Weder das noch die Erhöhung der möglichen Gesamthilfen auf 12 Millionen Euro besänftigen ihn. „Wie soll ein mittelständisches Unternehmen überleben, das allein im Monat November die nun gültige Höchstgrenze von 12 Millionen Euro gemäß des Förderprogramms Überbrückungshilfe III für nicht gedeckte Fixkosten überschreitet?“, fragt er.
Iserlohe warnt vor einem Ausverkauf in der deutsche Hotellerie. Ausländische Hedgefonds und Kapitalgeber säßen in den Startlöchern, um Chancen zu nutzen. Für Traditionsunternehmen bleibe kein Raum. Seine Befürchtung: Betten werde es nach Corona genug geben, sie gehörten dann bloß anderen.
Leere in Bayern, Betrieb in Polen
Wie an der Zugspitze droht dem Wintertourismus vielerorts eine verlorene Saison. Laut Marktforscher TDA lagen zuletzt Buchungen in Reisebüros und im Internet 86 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Zugspitzbahn-Manager Stauch, zugleich Vorstand des Verbandes Deutscher Seilbahnen, schätzt, dass seiner Branche mit 80 bis 90 Millionen Euro Umsatz die gesamten Einnahmen einer normalen Saison fehlen: „Viele Lift- und Seilbahnunternehmen werden sich überlegen, ob sich eine Öffnung nach Ende des Lockdowns noch lohnt.“
Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.
Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.
Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.