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#Der geborene Evangelist

Der geborene Evangelist

Seit dem Karfreitag 2020 geht der Name des jungen isländischen Tenors Benedikt Kristjánsson um die Welt als der eines der besten Bach-Sänger der Gegenwart. Auch ihn hat Corona ausgebremst. Doch zu Bachs Geburtstag am 21. März kommt er nach Köthen für ein ganz persönliches Konzert, das auf dem Youtube-Kanal der Köthener Bachfesttage gestreamt wird. Wir erreichten ihn vorher per Videoanruf an Islands Küste. F.A.Z.

Jan Brachmann

Vor einem Jahr haben Sie Zehntausende von Menschen erschüttert mit der Live-Übertragung der Johannespassion von Johann Sebastian Bach aus der Leipziger Thomaskirche, bei der Sie als einziger Gesangssolist alle Rollen allein sangen. Normalerweise hätte man gesagt: Das war der Durchbruch zu einer großen Karriere. Dann kam Corona. Wie ist es Ihnen seitdem ergangen?

So wie allen anderen auch. Es kamen Absagen, Absagen, Absagen. Und danach keine Anfragen. Denn niemand wusste, wie es weitergehen soll. Ein Leben wie im Gefrierfach.

War das ein verlorenes Jahr für Sie?

Nein. Das war sogar ein wunderbares Jahr. Ich konnte mit meinen Ersparnissen gut über die Runden kommen. Es gab zwar kaum Einnahmen, aber eben auch kaum Ausgaben. Man hat die nötigsten Dinge fürs tägliche Leben eingekauft – und das war’s. Ich habe viel Zeit mit meiner Familie – wir haben drei Kinder – verbracht. Das war wunderbar. Der Kinder wegen sind wir auch alle von Berlin nach Island gegangen. Hier gibt es kein Corona; die Kinder können nach draußen an die Luft, zu Hause machen wir Homeschooling. Und womöglich bin ich gerade der einzige Evangelist auf der ganzen Welt, der die Johannespassion überhaupt aufführen konnte, gleich zweimal in einer Kirche in Reykjavík. Mit Zuhörern!

Gab es im vergangenen Jahr etwas, dem Sie nachtrauern?

Ja, natürlich. Ich hätte in der Elbphilharmonie die Solo-Johannespassion singen sollen. Das war ziemlich bitter, als der Tag kam und ich nicht dort war. In Los Angeles hätte es eine Matthäuspassion mit Martin Haselböck geben sollen, in Moskau das „War Requiem“ von Benjamin Britten, Beethovens Neunte mit Jordi Savall. Alles ziemlich traurig, dass daraus nichts wurde. Ich denke gar nicht viel darüber nach. Es nützt ja nichts.

Ist es für einen Sänger schwieriger als für einen Instrumentalisten, ein Jahr zu verlieren?

Ich weiß es nicht. Es ist für die Sänger schwierig, die sehr viel verdienen, aber auch sehr hohe Fixkosten haben: eine Wohnung in Paris und eine Berlin, dazu noch ein Zimmer in München. Sie leben von Monat zu Monat, haben irgendwo eine Produktion, bleiben dort für drei Monate, bekommen einen Haufen Gage, von dem sie alles bezahlen können. Aber plötzlich kommt nichts mehr, und die Kosten sind immer noch da. Das ist eine Riesenkatastrophe. Ich kenne Sänger, die aufgegeben haben und jetzt als Schullehrer arbeiten. Wenn es nicht mehr funktioniert, muss man eben andere Lebenslösungen finden.

Wie haben Sie das letzte Jahr künstlerisch verbracht?

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