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#„Die Mutante wird man so nicht in den Griff bekommen“

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„Die Mutante wird man so nicht in den Griff bekommen“

Die Epidemiologin Eva Grill blickt wenig begeistert auf die jüngsten Corona-Beschlüsse. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte in der Nacht zu Dienstag gesagt, dass eine „Ruhephase“ an den Ostertagen die dritte Welle „ein Stück weit“ brechen solle. Grill, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie, sagt dazu: „Ich bin relativ frustriert davon, dass wir seit einem Jahr keine differenziertere Antwort auf die Situation haben.“

Sebastian Eder

Der Aussage des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder auf der Pressekonferenz, man befinde sich in einer neuen Pandemie, stimmt sie zu. „Dieses Wachstum bei den Infektionszahlen, das wir seit einigen Wochen sehen, wird überwiegend von der Mutante B.1.1.7 verursacht. Und dieses Wachstum wird man nicht mit fünf Tagen Lockdown in den Griff bekommen“, so Grill.

Daran glaubt auch der Mobilitätsforscher Kai Nagel nicht. Trotzdem findet er die Beschränkungen zu Ostern gut: „Hätte es normale Osterbesuche gegeben, wären die Infektionszahlen noch mal zusätzlich nach oben gegangen. Das soll verhindert werden, und ich bin zuversichtlich, dass das funktionieren wird. In dieser Hinsicht ist das eine gute Maßnahme. Aber sie wird nicht reichen, um die Infektionszahlen stark zu senken.“

Höhere Mobilität als im Januar

Nagel errechnet mit seinen Kollegen an der Technischen Universität Berlin, welchen Einfluss verschiedene Maßnahmen auf die Virus-Verbreitung haben. Am Freitag veröffentlichte er einen Bericht, in dem es hieß: „Es muss dringend kommuniziert werden, dass in Hinblick auf B.1.1.7 jeglicher ungeschützter Kontakt außerhalb des eigenen Haushaltes in Innenräumen nicht mehr akzeptabel ist.“ Nagel sagt: „Wenn man sich anhand der Zahlen des Robert-Koch-Instituts anschaut, wie sich die neue Mutation ausgebreitet hat, müssen wir bei unseren Berechnungen zugrunde legen, dass die neue Variante doppelt so ansteckend ist wie die alte. Und dann reichen die Januar-Maßnahmen nicht mehr, um sie zu kontrollieren.“ Die absolute Zahl der Mutation sei während des Januar- und Februar-Lockdowns immer weiter gestiegen. „Und jetzt ist die Mobilität schon wieder deutlich höher als im Januar.“

Eva Grill: Professorin für Epidemiologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München


Eva Grill: Professorin für Epidemiologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München
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Bild: Privat

Die Ansteckungen fänden vor allem bei privaten Treffen zu Hause statt. Danach kämen Büros und Schulen. In Großbritannien seien private Kontakte außerhalb des eigenen Haushalts seit dem 5. Januar faktisch komplett verboten, sagt Nagel. „Man darf sich nicht zum Zwecke eines privaten Besuches im öffentlichen Raum aufhalten, deswegen kann man auch niemanden mehr besuchen. Seitdem gehen die Infektionszahlen runter. Dieser Effekt kam zu früh, als dass er etwas mit dem Impfen zu tun haben könnte.“

Nagel plädiert dafür, auch in Deutschland die privaten Treffen mehr in den Blick zu nehmen. „Abendliche Ausgangssperren würden vor allem private Treffen verhindern. Es wäre aber nahezu genauso effektiv, wenn alle Beteiligten vor einem privaten Treffen einen Schnelltest machen. Um das zu überprüfen, könnte man sagen: Wer draußen unterwegs ist, um sich privat mit jemandem zu treffen, muss einen gültigen negativen Schnelltest dabeihaben. Dafür wäre es aber nötig, Tests mit Zertifikaten zu machen.“

Auch Epidemiologin Eva Grill findet, dass die Bedeutung von Schnelltests unterschätzt werde. „Die sind in drei Bereichen sehr sinnvoll: in Schulen und Kitas. In Betrieben, die keine Heimarbeit anbieten können. Und als kostenlose, wöchentliche Bürgertests. Dieser Dreiklang könnte uns in Verbindung mit einer guten Kommunikation einen wichtigen Schritt nach vorne bringen.“ Auch psychologisch hätte das einen positiven Effekt: „Viele Menschen sind weiterhin bereit, sich einzuschränken. Aber sie würden auch gerne selbst etwas tun, um die Situation zu verbessern“, sagt Grill. „Wenn ich als Bürger das Gefühl habe, ich kann mich testen lassen und verantwortungsvoll handeln, gibt mir das die Chance, etwas beizutragen.“

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