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#Eine Motorrad-Armee bekommt Raketenwerfer

Eine Motorrad-Armee bekommt Raketenwerfer

Auf Motorrädern haben die Taliban Afghanistan erobert. Immer wieder gab es diese Bilder in der vergangenen Woche zu sehen: Kämpfer mit Kalaschnikows, die auf einfachen Motorrädern sitzen, abgepolstert mit Teppichen und Decken. Doch das war vor dem Fall der Garnisonsstädte und der Hauptstadt Kabul.

Thomas Gutschker

Politischer Korrespondent für die Europäische Union, die Nato und die Benelux-Länder mit Sitz in Brüssel.

Weil ihnen fast das gesamte Land kampflos in die Hände fiel, verfügen sie jetzt über eine Ausrüstung, von der Kommandeure zuvor nur träumen konnten. Und sie zeigen es auch: In Dschalalabad paradieren Kämpfer auf einem erbeuteten amerikanischen Humvee-Geländewagen. In Kundus posieren sie vor russischen Kampfhubschraubern, die Indien der afghanischen Armee geschenkt hatte, und vor Artilleriegeschützen. Videos zeigen angeblich, wie sie in Herat und Kandahar schon mit Transporthubschraubern unterwegs sind.

Auch wenn sich das alles nicht so einfach überprüfen lässt, bringt es doch die neue, verwirrende Wirklichkeit zum Ausdruck. Die Lowtech-Kämpfer haben reiche Beute gemacht. Sie besitzen jetzt fast alles, was die afghanischen Streitkräfte eigentlich dazu befähigen sollte, die Islamisten zurückzuschlagen. Von einer Hightech-Ausrüstung sprachen westliche Militärs noch vor ein paar Wochen.

Nicht alles davon werden die Taliban auch nutzen können. Gleichwohl verschafft es ihnen eine völlig andere Ausgangsposition als während ihrer ersten Herrschaft über das Land Ende der neunziger Jahre. Seinerzeit herrschte in etwa Waffengleichheit im Vergleich mit gegnerischen Milizen – jetzt sind die bärtigen Kämpfer haushoch überlegen. Und in den Arsenalen liegen Waffen, für die sich auch Al-Qaida interessieren dürfte.

88 Milliarden Dollar für die Sicherheit

Eine Vorstellung von dem, was die Taliban erbeutet haben, geben die Rechenschaftsberichte des vom amerikanischen Kongress eingesetzten „Special Inspector General for Afghan Reconstruction“ (SIGAR). Die Amerikaner haben wie kein anderes Land in die Ausbildung und Ausrüstung der afghanischen Sicherheitskräfte investiert. Aus dem jüngsten Bericht von Ende Juni geht hervor, dass von 145 Milliarden Dollar, die Washington seit 2002 für den Wiederaufbau des Landes ausgegeben hat, gut 88 Milliarden für Sicherheit aufgewendet wurden.

Taliban-Kämpfer haltenam Montag auf einem Humvee vor dem internationalen Flughafen Hamid Karzai in Kabul Wache.


Taliban-Kämpfer haltenam Montag auf einem Humvee vor dem internationalen Flughafen Hamid Karzai in Kabul Wache.
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Bild: dpa

Welche Waffen zwischen 2017 und 2019 damit finanziert wurden, steht im Bericht von November vorigen Jahres. Einige Posten daraus: 70 Raketenwerfer, 37 Mörsergeschütze, 4702 hoch mobile Geländefahrzeuge, 20.040 Handgranaten, 12.079 Pistolen, 36.197 Sturmgewehre, 7035 Maschinengewehre, 1394 Granatwerfer; dazu beträchtliche Mengen Munition.

Die meisten Feuerwaffen und Fahrzeuge, größtenteils Humvees, dürften Taliban-Kämpfer nach kurzer Einweisung beherrschen. Komplexer sind Artilleriesysteme, bei denen Schusswinkel berechnet werden müssen. Nach den Erfahrungen der letzten Tage würde es aber nicht überraschen, wenn sich genügend von der NATO ausgebildete Soldaten von den Taliban anheuern lassen – freiwillig oder mit Drohungen verbunden. Das betrifft natürlich auch die Hochwertgüter, die ebenfalls auf der Liste stehen.

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